Waldemar Anton, Niklas Süle oder Nico Schlotterbeck? Oder doch alle zusammen? Darüber diskutieren SPORT1-Reporter Manfred Sedlbauer und BVB-Reporter Oliver Müller in einer neuen Ausgabe des SPORT1-Podcasts „Die Dortmund-Woche“.
Der Leidtragende beim BVB
Anton, Süle oder Schlotterbeck? BVB-Coach Sahin hat die Qual der Wahl
BVB-Coach Nuri Sahin hat die Qual der Wahl. Denn sowohl Schlotterbeck, als auch Anton und Süle befinden sich vor dem Bundesliga-Start am Samstag gegen Eintracht Frankfurt (Ab 18:30 im LIVETICKER) in absoluter Topform. Sedlbauer und Müller bestätigen mit den Eindrücken aus dem Trainingslager, dass es ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Startplatz ist.
„Vor der Saison waren Schlotterbeck und Anton gesetzt. Aber Süle ist für mich so etwas wie ein Neuzugang“, meint BVB-Reporter Müller. Gerade der Sinneswandel und der Fleiß der letzten Wochen hätten sich für Süle schon jetzt ausgezahlt. Der 28-Jährige stehe seinen Konkurrenten ihn nichts nach.
Warum Müller Süle anfangs nur Außenseiter-Chancen zugeschrieben hatte, zeigt ein Blick auf die Zahlen.
Blick auf die Zahlen: Süle nur Außenseiter
Süle lag in der vergangenen Spielzeit weit hinter seinen Konkurrenten. Sowohl bei den Einsätzen (23) als auch bei den Einsatzminuten (1509) hatte er das Nachsehen.
19-mal saß Süle zu Spielbeginn auf der Bank, so oft wie nie zuvor in einer Bundesliga-Saison. Schlotterbeck (zwei Tore, eine Vorlage) und Anton (drei Vorlagen) dagegen waren in ihren Mannschaften feste Größen und brachten es in der abgelaufenen Spielzeit jeweils auf 33 Einsätze. Anton stand dabei insgesamt 17 Minuten länger auf dem Rasen als Schlotterbeck, der mit 2861 Minuten die meiste Einsatzzeit aller Dortmunder hatte.
Auch bei den Zweikampfwerten hinkte Süle hinterher. Nur 56 Prozent der Duelle konnte er für sich entscheiden (in der Luft sogar nur 43 Prozent).
Deutlich stärker agierte hier Schlotterbeck, der ligaweit auf Platz zwei lag (66 Prozent; hinter Jeff Chabot). In der Saison war der 24-Jährige sogar noch die Nummer eins.
Obwohl Anton in den Luftduellen auf Augenhöhe mit Schlotterbeck lag, gewann er am Boden „nur“ 59 Prozent. Antons überzeugt dabei mit Laufstärke (durchschnittlich 11,1 km pro Spiel) und hoher Ballsicherheit.
Süle gibt Gas - Vom Außenseiter zum Abwehrboss?
Obwohl Süle im SPORT1-Interview zugab, nicht in der besten Form seines Lebens gewesen zu sein, war er schon in der vergangenen Saison der Schnellste von allen drei. Zudem hat er herausragende Werte im Spielaufbau. 94 Prozent seiner Pässe brachte Süle beim Mitspieler an – ohne dabei ins extreme Risiko zu gehen.
Wie wichtig er in dieser Hinsicht werden kann, bewies er im Pokalspiel gegen Phönix Lübeck, als er 195 Ballkontakte hatte – Rekord in einem Pokalspiel.
Zudem präsentiert sich des Ex-Münchner in einer vielversprechenden Form – physisch wie mental. Im exklusiven SPORT1-Interview sprach Süle offen wie nie und ließ durchblicken, dass er sehr wohl Ansprüche auf die erste Elf stellt.
Wird Süle vom Außenseiter zum Abwehr-Boss? Das Zeug dazu hätte er laut den beiden Podcastern allemal.
Dreierkette als Zukunftsmodell?
Doch vielleicht droht auch keinem der drei Innenverteidiger die BVB-Bank. Denn beim Pflichtspielauftakt, im Pokal gegen Lübeck, bot Sahin eine Dreierkette auf – mit Anton auf rechts, Linksfuß Schlotterbeck auf links und Süle im Zentrum. Auch im Testspiel gegen Aston Villa standen alle drei, trotz Viererkette, auf dem Feld.
Schlotterbeck rückte dabei auf die linke Seite, Neuzugang Yan Couto spielte rechts.
Erfahrung in einer Dreierkette oder als Außenverteidiger in einer Viererkette zu spielen, haben alle drei schon sammeln können. Ein Modell für die Zukunft?
„Wir spielen jetzt nicht mit drei Innenverteidigern, weil ich Angst habe, einen auf die Bank zu setzen. Ich kann schon Entscheidungen treffen und da wird es auch mal vorkommen, dass einer auf der Bank sitzt“, sagte Sahin nach dem Pokalsieg.
Und dennoch ist sich Müller im Hinblick auf den Bundesliga-Start sicher: „Er wird alle drei aufbieten.“
BVB mit Dreierkette – Folgen für Couto und Ryerson
Daher schätzt Müller, dass es in der Verteidigung ein Stammplatz-Duell zwischen Yan Couto und Julian Ryerson geben werde. Auch Sedlbauer meint: „Ryerson wäre bei einer Aufstellung mit drei Innenverteidigern ganz klar der Leidtragende.“
Ryerson war in der vergangenen Spielzeit auf der rechten Außenverteidigung, seiner Lieblingsposition, gesetzt. Selbst wenn der flexibel einsetzbare Norweger auch schon links aufgeboten wurde, zeigte sich, dass seine Stärken ganz klar auf der rechten Seite lägen.
Sowohl Müller als auch Sedlbauer befürchten, dass sich Ryerson nicht gegen Neuzugang Couto, der in den ersten Spielen und Einheiten überzeugte, durchsetzen kann.
Egal, wie Sahin sich am Samstag entscheiden wird, der BVB-Coach braucht bei seiner Entscheidung, laut Sedlbauer, viel Fingerspitzengefühl.
„Je länger die Saison geht, desto unproblematischer schätze ich die Situation ein. Es ist gut und wichtig, wenn du ohne Qualitätsverlust wechseln kannst. Bei der Menge an Spielen wird jeder wichtig werden und seine Einsatzminuten bekommen“, meint der SPORT1-Reporter, schiebt aber hinterher: „Die größter Schwierigkeit liegt für Sahin dann darin, alle bei Laune zu halten.“