Das hat wahrscheinlich nicht mal er selbst für möglich gehalten. Es lief die 83. Minute in der ersten Runde des DFB-Pokals zwischen Rot-Weiss Essen und RB Leipzig, als Antonio Nusa erstmals die deutsche Fußballbühne betrat und für Amadou Haidara eingewechselt wurde.
Leipzigs neuestes Juwel
Nur 74 Sekunden später netzte der Neuzugang der Leipziger mit seinem zweiten Ballkontakt zum zwischenzeitlichen 3:1 – was für ein Einstand des jungen norwegischen Talents. Nur wenige Tage zuvor wurde der 19-Jährige vom belgischen Erstligisten FC Brügge für 22 Millionen Euro geholt – eine Investition, die sich bereits bezahlt macht. Den 4:1-Endstand für Leipzig besorgte Xavi Simons, dies geriet angesichts des Traumdebüts jedoch zur Randerscheinung.
Mehr als nur ein Ersatz für Olmo?
Nusa benötigt offenbar nicht viel Anlaufzeit und könnte der passende Ersatz für Dani Olmo sein, der in diesem Sommer nach einer überragenden EM für 55 Millionen zu seinem Jugendverein FC Barcelona wechselte.
Bei den Leipzigern erhielt Nusa einen Vertrag bis 2029, aber kann er auch auf längere Sicht die großen Fußstapfen füllen, die Olmo bei seinem Abgang hinterließ?
Er selbst scheint davon überzeugt. „Ich weiß, dass Dani Olmo ein wirklich großartiger Spieler im Verein war. Ich möchte diese Lücken füllen und auf meine Art und Weise brillieren“, äußerte Nusa auf der Pressekonferenz nach dem Pokalspiel.
Den Vergleich mit Neymar scheut Nusa
Das neue RB-Juwel wurde sogar bereits mit Neymar verglichen - ein Gleichnis, das Nusa trotz großer Schwärmereien mehr als unangenehm ist: „Ich weiß nicht, warum das mein Spitzname ist. Ich glaube, weil Neymar eines meiner Vorbilder war, als ich als Kind aufwuchs.“
„Ich liebe es, ihm zuzusehen, und ich halte ihn für einen fantastischen Spieler“, erklärte Nusa, betonte jedoch auch: „Ich bin nicht der neue Neymar, ich bin der neue Antonio. Ich brauche diesen Spitznamen nicht, ich will einfach ich selbst sein.“
Sein Debüt im DFB-Pokal gegen den Drittligisten aus Essen war ein dankbares - ein Tor bei seinem ersten Einsatz nach Einwechslung und nur wenigen Trainingseinheiten mit seiner neuen Mannschaft ist dennoch beeindruckend.
Nusas Auftritt macht Lust auf mehr. Dies sieht auch sein neuer Trainer, Marco Rose so: „Wir wissen, was er kann und freuen uns auf ihn“, sagte der 47-Jährige: „Er ist auf keine Seite festgelegt, kann aus dem Halbraum heraus spielen und hat ein gutes Tempo.“
Die Erwartungen an den jungen Norweger sind hoch, doch seine Fähigkeiten, in entscheidenden Momenten zur Stelle zu sein, werden schon mit denen seines Vorgängers Olmo verglichen. Doch Nusa hat das Potenzial, mehr als nur ein Ersatz des Spaniers zu sein und könnte längerfristig zum Gesicht der Leipziger Offensive werden.
Rose: „Er wird auch mal ein Schrottspiel machen“
Mit Rose hat er für diese Vorhaben den perfekten Trainer. Der ehemalige BVB-Coach ist bekannt dafür, junge Talente zu fördern und ihnen die richtige Bühne zu bieten, plädiert aber auch noch für Geduld bei seinem neuen Schützling: „Er wird auch mal ein Schrottspiel machen zwischendrin, wir müssen ihm die Zeit geben“, bremste der Coach nach dem Traumdebüt des Norwegers die Euphorie.
Dass Rose ein Händchen für junge Spieler hat, hat er auch schon zu BVB-Zeiten bei Nusas Landsmann Erling Haaland bewiesen, was auch dem jungen RB-Talent nicht verborgen blieb. „Ich weiß, dass er gut für ihn war und ihn groß gemacht hat, vielleicht können wir eine ähnliche Geschichte zusammen schreiben.“
Nusa begann seine fußballerische Laufbahn in der Jugendakademie von Stabaek Fotball, ehe er 2021 im Alter von 16 Jahren in die erste Mannschaft des norwegischen Erstligisten berufen wurde. Im Sommer des gleichen Jahres wechselte er dann zum FC Brügge in die erste belgische Liga.
Dort entwickelte er sich zu einem vielversprechenden Talent des europäischen Fußballs und konnte auch in der Champions League Erfahrungen auf der höchsten europäischen Bühne sammeln. Das pfeilschnelle Offensivtalent ist vielseitig einsetzbar, kann sowohl auf der Zehn als auch als Außenstürmer eingesetzt werden.
Vielversprechende Voraussetzungen
Doch natürlich gibt es in seinem Spiel auch noch Aspekte, die reifen müssen. Sein Positionsspiel ist manchmal noch verbesserungswürdig und in der Defensivarbeit zeigt er gelegentlich Nachlässigkeiten, für so einen jungen Spieler jedoch nicht ungewöhnlich. Nusa ist ein Rohdiamant, der bei RB Leipzig perfekt aufgehoben ist und mit viel Spielzeit rechnen darf.
Für den FC Brügge erzielte der Stürmer 13 Torbeteiligungen in 86 Spielen und empfahl sich somit für höhere Aufgaben. Neben RB Leipzig waren laut kicker auch Bayer Leverkusen sowie Vereine aus der Premier League an dem 19-Jährigen interessiert. Den finalen Zuschlag erhielten dennoch die Leipziger. Die Erwartungen an den Norweger sind groß, doch die Voraussetzungen sind vielversprechend.
Die nächste Möglichkeit, sein Können erneut zu beweisen bietet sich Nusa bereits am Samstag, wenn Leipzig zum Bundesliga-Auftakt in die neue Saison auf den VfL Bochum trifft. Mit seinem Talent und der Unterstützung seiner Teamkameraden hat Nusa alles, was es braucht, um in Leipzig eine erfolgreiche Karriere hinzulegen. Sein erstes Tor ist nur der Anfang einer vielversprechenden Zukunft, die sowohl für den Spieler als auch für den Verein strahlend aussehen könnte.