Der FC Bayern steht vor einem großen Kader-Umbruch. Die vergangene titellose Saison hat bei den Verantwortlichen des Rekordmeisters ein Umdenken ausgelöst. Sportvorstand Max Eberl hat von dem Aufsichtsrat den Auftrag erhalten, eine finanzielle Gesundung herbeizuführen.
Kann Bayern auf de Ligt verzichten?
Das heißt: Es soll vor allem an Spielergehältern eingespart und zur Not auch vor großen Namen und Topverdienern nicht Halt gemacht werden. Einer dieser Topverdiener ist Matthijs de Ligt. Der Innenverteidiger wechselte 2022 für eine Ablösesumme von 67 Millionen Euro von Juventus Turin an die Isar und soll ca. 15 Millionen Euro pro Jahr verdienen.
De-Ligt-Transfer kurz vor dem Abschluss
Ein Gehalt, dass die Münchner gerne einsparen würden. Und Interessenten scheint es zu geben. Besonders Manchester United hat ein Auge auf den Niederländer geworfen, die Verpflichtung scheint schon konkrete Formen anzunehmen.
Einen Verteidiger hat Bayern im Gegenzug bereits verpflichtet. Hiroki Ito wurde aus Stuttgart losgeeist und verstärkt die Münchner ab der kommenden Saison. Die soliden, jedoch nicht überragenden Statistiken Itos lassen jedoch vermuten, dass er in München eher eine Ergänzung des Kaders als eine echte Verstärkung darstellen könnte.
Im Gegensatz zu Jonathan Tah. Die Münchner arbeiten auch an einer Verpflichtung des Meisters aus Leverkusen und auch Tah selbst soll von einem Engagement nicht abgeneigt sein.
Ist de Ligt Bayerns bester Verteidiger?
Ist also kein Platz mehr für de Ligt? Ein Abgang des 24-Jährigen würde bei vielen Bayern-Fans auf Unverständnis stoßen, galt er doch speziell zum Ende der Saison als Leistungsträger in der Defensive unter Trainer Thomas Tuchel.
Das beweisen auch die Zahlen aus der letzten Saison. Zu Beginn saß er noch, auch aufgrund von Verletzungen, überwiegend auf der Bank, spielte 2023 lediglich dreimal von Beginn an. In der Rückrunde erarbeitete er sich aber immer mehr Tuchels Vertrauen und stand 2024 13-mal in der Startelf, nachdem Innenverteidiger-Kollege Dayot Upamecano mit mehreren Patzern aufgefallen war.
Ist de Ligt aber als bester Verteidiger für Bayern unverzichtbar? Ein Blick auf die Daten der abgelaufenen Bundesliga-Saison von Sportec Solutions gibt Aufschluss. Wenn er spielte, gewann Bayern meistens. Stand de Ligt 2023/2024 auf dem Platz, fuhren die Münchner im Schnitt 2,4 Punkte ein, ohne ihn waren es lediglich 1,7 Zähler.
De Ligt glänzt mit Top-Werten
Überzeugen konnte er auch besonders mit seiner starken Passquote von knapp 97 Prozent. In dieser Hinsicht kann ihm keiner der übrigen bayrischen Innenverteidiger das Wasser reichen und auch Bayern-Flirt Tah weist mit 96 Prozent einen knapp schlechteren Wert auf.
Gleiches gilt für de Ligts Zweikampfstärke. Mit im Schnitt 66 Prozent gewonnen Duellen ragt der Niederländer bei den Bayern heraus und lässt damit Upamecano (59), Minjae Kim (61) weit hinter sich – „bayern-like“! Auch Tah kann bei Leverkusen mit 63 Prozent gewonnenen Zweikämpfen nicht ganz mithalten.
Zudem ist de Ligt ein Leader, wurde schon mit 17 Jahren Kapitän zum jüngsten Kapitän in der Geschichte seines ersten Profivereins Ajax Amsterdam und weiß daher, eine Mannschaft zu führen.
Hier sind andere Verteidiger besser als de Ligt
Die Zahlen belegen aber auch, dass sich de Ligt vorwiegend auf die Verteidigungsarbeit konzentriert. In der vergangenen Saison lieferte er mit insgesamt vier Torschussvorlagen die zweitwenigsten aller Bayern-Verteidiger, nur Eric Dier (2), der erst im Januar kam, konnte die Mitspieler noch weniger in Szene setzen.
Ein Wert, der in der hochgradig besetzten Offensive der Bayern zwar nicht so stark ins Gewicht fällt, aber trotzdem belegt, dass der EM-Fahrer im Spielaufbau durchaus Schwächen im Vergleich zu seinen Konkurrenten aufweist.
So geht de Ligt weniger Risiko, spielt nur drei lange Pässe pro 90 Minuten. Hier sind Upamecano (4) und vor allem Dier (6) deutlich aktiver, kurbeln das Spiel mehr an. Gleichzeitig ist de Ligt aber auch auf einem Level mit Kim (ebenfalls 3) - und sogar noch vor Bayern-Flirt Tah, der sogar nur 2 lange Bälle pro Spiel einbaut.
Tah als adäquater Ersatz?
Ein weiteres großes Manko liegt in seinen Geschwindigkeitsdefiziten. Gegenüber der teaminternen Konkurrenz aus Minjae Kim (34 km/h) und Dayot Upamecano (35 km/h) hat de Ligt (33 km/h) in Sachen Schnelligkeit das Nachsehen. Tah verzeichnet mit knapp 36 km/h in der vergangenen Spielzeit sogar den Topwert des Trios.
Gerade für die Münchner, die in der Regel durch ihren ballbesitzorientierten Fußball relativ hoch stehen, ist die Geschwindigkeit eines Abwehrspielers ein nicht zu vernachlässigendes Kriterium.
Nichtsdestotrotz kann de Ligt in den meisten Kategorien mit Topwerten glänzen. Umso bemerkenswerter ist es, dass er als Abschiedskandidat Nummer eins beim Rekordmeister gehandelt wird.
Das liegt auch an seinem hohen Gehalt, das fünf Millionen über dem von Upamecano liegen soll. Sollte Tah jedoch seinen Weg von Leverkusen an die Isar finden, könnte den Fans zumindest ein adäquater Ersatz vorgestellt werden.