13 Assistenztrainer schwirrten in dieser Woche beim Trainingsauftakt an der Säbener Straße um Vincent Kompany herum, jedoch stach einer aus der Menge an Helfern hervor - Aaron Danks. Der neue Co-Trainer, den Kompany für die Zusammenarbeit beim FC Bayern vom englischen Zweitligisten Middlesbrough loseisen ließ, fällt schnell durch seine bunten Tätowierungen auf.
Klappt‘s mit Kompany im 2. Anlauf?
Zahlreiche Symbole und Bilder schmücken die Unterarme des 41-Jährigen, auch sein linkes Bein ist verziert. Den Engländer macht aber weit mehr aus, als seine augenscheinliche Vorliebe für Tattoos. Kompany sprach im Zuge der Vorstellung seiner Assistenten bei Danks sogar von einem „der talentiertesten Trainer Englands“. Doch wer ist der neue Schattenmann von Bayerns Chef an der Seitenlinie?
Trainer-Start mit einem „Ballsack, Leibchen und einer Busfahrkarte“
Neben seinem von Kompany attestierten Talent hat Danks inzwischen auch reichlich an Erfahrung gesammelt. Schließlich ist der 41-Jährige schon mehr als die Hälfte seines Lebens als Trainer aktiv, seine Laufbahn schlug er bereits im Alter von 16 Jahren ein.
Damals brach er gar die weiterführende Schule ab, um bei seinem Heimatklub Birmingham City eine Trainer-Ausbildung im Rahmen eines Gemeinde-Programms zu absolvieren. Lediglich „mit einem Ballsack, Leibchen und einer Busfahrkarte“, sei er damals an Schulen in der Innenstadt aufgeschlagen und habe seine ersten Trainings oder Feriencamps geleitet, berichtete er 2023 in einem ausführlichen Interview auf der Website der Premier League.
In dieser Zeit habe sich „Danksy“, wie er von Freunden genannt wird, ins Coaching verliebt, sei regelrecht „süchtig“ danach geworden. Nach einer Teilzeit-Stelle in Birminghams Jugendakademie und der erfolgreichen Leitung der U18-Mannschaft eines Colleges wurde ihm schließlich ein Vollzeit-Job in der Akademie von West Bromwich Albion angeboten. Dort arbeitete er von 2005 bis 2016 und erlernte alle Grundlagen des Trainer-Daseins.
Danks „war ein Pionier auf diesem Gebiet“
„Damals habe ich es nicht bemerkt, aber Videos zu schneiden und von erfahreneren Trainern zu lernen und alles aufzusaugen, war unglaublich wertvoll“, sagte der heutige Besitzer der UEFA-Pro-Lizenz rückblickend über diese Zeit.
Besonders geprägt habe ihn das Coaching der 12- bis 16-Jährigen, weil sich Fußballer in diesem Alter so schnell weiterentwickeln: „Ich habe diese Rolle sehr geliebt. Es ist einer meiner Lieblingsjobs im Fußball und eines Tages würde ich ihn gerne wieder ausüben.“
Danks kletterte die Karriereleiter stetig nach oben, sodass er nach Rollen als U18-Trainer bei West Brom schließlich 2016 zum leitenden Spezialtrainer des englischen Fußball-Verbandes FA wurde.
Dort entwickelte er in seinen ersten Jahren ein einheitliches Konzept für alle Jugendnationalmannschaften, das sogenannte „England Playbook“. Danks konzentrierte sich dabei mehrheitlich auf die offensiven Elemente, vor allem, wie sich im Ballbesitz- und Aufbauspiel verhalten werden soll. „Das war ein wirklich außergewöhnliches Arbeitsstück. Er war eben ein Pionier auf seinem Gebiet“, schwärmte sein damaliger Kollege Matt Crocker, der 2021 von der Birmingham Mail zitiert wurde.
Inspiration aus anderen Sportarten: An der Seitenlinie mit Steph Curry
Crocker gab mit einem Grinsen auch an, ein bisschen neidisch auf seinen Kollegen gewesen zu sein. Denn Danks absolvierte im Rahmen der Entwicklung von individuellen Trainingskonzepten eine Reise nach San Francisco, wo er hautnah am Trainings- und Spielbetrieb der Golden State Warriors teilnahm. „Irgendwie hat Aaron es hingekriegt, einen ganzen Tag mit den Trainern der Golden State Warriors zu verbringen“, zeigte sich Crocker beeindruckt.
„Das führte dazu, dass er vor einem großen NBA-Playoff-Spiel in der Umkleidekabine war und eine Stunde vor Spielbeginn mit Steph Curry und seinem Individual-Trainer am Spielfeldrand stand, wo sie an seinem Dreier arbeiteten“, blickte Crocker zurück: „Ich erinnere mich noch gut an all die Videos, die Danksy gezeigt hat.“
„Ich habe Besuche bei anderen Trainern schon immer geliebt“, erklärte Danks später selbst. „Während meiner Zeit bei der FA hatte ich das große Glück, nach Amerika zu reisen, wo ich Trainer im Basketball, American Football und Eishockey beobachten konnte, was sehr wertvoll war.“
WM-Titel mit Englands U20: Zeit „wie ein Master-Abschluss“
Mit Danks‘ Spielkonzept hatte die englische U20-Nationalmannschaft schnell großen Erfolg. Im Sommer 2017 gewann er mit den jungen „Three Lions“ die WM in Südkorea, später trainierte er bei Englands U21 unter anderem zukünftige Stars wie Jude Bellingham, Emile Smith Rowe und Eberechi Eze.
„Anfangs verglich ich meine Zeit bei der FA mit einem dreijährigen Universitätsstudium, um zu sehen, wie viel ich lernen kann. Es hat mir so gut gefallen, dass daraus fünf Jahre wurden, sodass es stattdessen wie ein Master-Abschluss wurde“, blickte Danks auf die lehrreiche Zeit zurück.
Nach fünf Jahren war Danks‘ Kapitel beim englischen DFB-Äquivalent dann aber beendet, erstmals holte ihn Kompany in sein Trainerteam nach Belgien.
Erste Zusammenarbeit mit Kompany endet schnell
In Anderlecht angekommen, packte Danks jedoch zügig wieder seine Koffer für die Rückreise - schnell war das Kapitel wieder beendet.
Denn nach nur vier Monaten an der Seite von Kompany bemühte sich Aston Villa um ihn, sodass er zurück in seine Heimat nach Birmingham kehrte, wo er unter Dean Smith, Steven Gerrard und Unai Emery als Co-Trainer arbeitete. Zwischenzeitlich agierte er auch zwei Spiele als Interimstrainer für die Villains, als England-Legende Gerrard entlassen wurde.
„Er war sehr beeindruckend. Er hat einfach sein Ding gemacht. Er hat wirklich in kurzer Zeit das Kommando übernommen, und dafür muss ich ihm großen Respekt zollen“, schwärmte Villa-Star Leon Bailey von Danks, der die Villains bei seinem Trainer-Debüt im Oktober 2022 zu einem 4:0-Sieg geführt hatte.
Danks: „Gehöre nicht zu der Sorte Mensch, die hin- und herspringen will“
Kurz nach Emerys Ankunft verließ Danks dann allerdings den Klub und heuerte kurz später bei Middlesbrough an. Doch nach zwei Jahren und 82 Spielen unter Trainer Michael Carrick tat sich für Kompany in München eine neue Möglichkeit auf - und damit auch eine Gelegenheit für Danks, der dem Belgier sofort und ohne Zweifel folgte.
„In meinem Lebenslauf stehen sieben Jahre in Birmingham, zehn Jahre bei West Brom und fünf Jahre in der englischen Nationalmannschaft. Ich gehöre also nicht zu der Sorte Mensch, die einfach so hin- und herspringen will“, sagte Danks während seiner Zeit als Co-Trainer in Middlesbrough.
Bleibt für die Bayern-Fans zu hoffen, dass das zweite gemeinsame Kapitel von Kompany und „Danksy“ ein wenig länger hält.