Vier Wochen für zwei oder drei Spielerverkäufe – die Ansage, die Uli Hoeneß am Sonntag Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund gemacht hat, war unmissverständlich.
Hin und her um Kimmich
Jetzt müssten Entscheidungen getroffen werden und namhafte Spieler gehen – vorher könne es keine weiteren Neueinkäufe geben, erklärte der Klub-Patron.
FC Bayern: Welche Spieler gehen können
Die Liste jener prominenten Spieler, die den Rekordmeister bei entsprechenden Angeboten verlassen dürften, ist lang. Serge Gnabry, Leon Goretzka, Kingsley Coman sind Namen, die man immer wieder hört, wenn es um Abgänge geht.
Und auch Joshua Kimmich ist offenkundig ebenfalls jemand, der nicht mehr unantastbar ist. So kann man jedenfalls Eberls jüngste Aussagen in der Welt am Sonntag deuten.
Eberl fordert Leistung
„Dass Joshua große Verdienste für den FC Bayern hat, steht außer Frage. Trotzdem muss jeder beim FC Bayern den Kampf um den Stammplatz annehmen. Wir können keinem Spieler per se sagen: ‚Hey, du bist der, der gesetzt ist‘“, erklärte der Sportvorstand und erinnerte außerdem daran, dass Fußball ein Leistungssport sei.
Das an sich ist keine Neuigkeit. Gerade beim FC Bayern gilt seit Jahrzehnten das Leistungsprinzip. Dass aber ausgerechnet bei ihm die Leistung so kritisch hinterfragt wird, dürfte Kimmich fast als Affront auffassen.
Gehörte er doch nach seinem Wechsel von der Sechser-Position auf die rechte Außenverteidigerposition wieder zu den verlässlichsten Spielern des Rekordmeisters. Auch seine Leistungen bei der EM waren ansprechend. Trotzdem wird Kimmich bei vielen Fans und Ex-Profis vielleicht am deutlichsten hinterfragt.
Eberl legt Fokus auf Kimmich
Das liegt auch an Eberl, der in den vergangenen Monaten immer wieder Kimmich in den Fokus rückte. Gleich bei seiner Antritts-Pressekonferenz Ende Februar sprach der Sportvorstand davon, dass jeder hinterfragt werde und nannte den Nationalspieler dabei namentlich.
Im April zog Eberl dann die Schraube weiter an und empfahl dem Spieler: „Man könnte sich auch für den Verein committen, für den man lange spielt“. Ein Satz, der Kimmich merklich traf. Versteht er sich doch zu 100 Prozent als Spieler des FC Bayern. Seine Reaktion fiel entsprechend aus.
„Zu meiner Person haben sich ja Hinz und Kunz geäußert. Da waren wenige da, die mal pro Kimmich waren“, sagte der 29-Jährige nach dem Heimspiel gegen den FC Arsenal, in dem er die Bayern ins Halbfinale der Champions League geschossen hatte.
Schon damals wurde klar: Kimmich wünscht sich Rückendeckung. Und: Er braucht sie.
Hoeneß schlägt versöhnliche Töne an
Insofern dürften ihm die Worte von Uli Hoeneß guttun. „Bei Joshua Kimmich kann ich noch nichts sagen, der ist noch im Urlaub. Wenn er zurück ist, kann man in Ruhe reden. Er ist ein ganz vernünftiger Mann, mit dem man sehr vernünftig reden kann. Ich sehe da keine großen Probleme für das Gespräch“, sagte Hoeneß.
Und weiter: „Was dabei rauskommt, weiß ich nicht, aber mit Joshua zu reden ist nicht so schwierig, wie mit dem einen oder anderen Berater, der nicht weiß, dass im Ball Luft ist.“ Das klingt dann doch sehr versöhnlich.
Zumal es Hoeneß in seinem Statement vor allem über eine eventuelle Verlängerung des noch bis Sommer 2025 laufenden Vertrages ging. Von einem unmittelbar bevorstehenden Abschied sprach der Patriarch gar nicht. Obendrein bescheinigte er Kimmich gute Leistungen in der Rückrunde und bei der EM.
Hin und her – Kompany in der Mitte
Es wirkt so, als würden die Bosse einen Abschied Kimmichs nicht vollumfänglich forcieren. Kompromisse können immer noch geschlossen werden – zumal der Spieler selbst SPORT1-Informationen zufolge nicht an einen baldigen Abschied denkt. Er will sich unter Neu-Trainer Vincent Kompany beweisen.
Der war am Montagnachmittag im Trainingslager am Tegernsee klug genug, sich nicht zu einer Aussage hinreißen zu lassen, nach der es kein Zurück mehr gibt – das hat er seinem Vorgänger im Amt des Cheftrainers voraus.
Auf die entsprechende Frage nach seinen Plänen mit Kimmich sagte der Belgier: „Ich verstehe die Frage, wirklich. Aber wir könnten jetzt alle Namen durchgehen. […] Aber das ist nicht meine Absicht. Ich habe auf diesem Niveau gespielt. Da spielt das eigentlich keine Rolle. Über mich hat damals nie jemand gesagt, ich werde garantiert spielen, obwohl ich Kapitän war. Diese Spieler sind es gewohnt, die höchsten Ansprüche zu erfüllen. Da brauchen wir jeden.“
Kompany will sich zunächst selbst ein Bild machen. Die ersten Trainingseinheiten nach dem Urlaub und persönliche Gespräche dürften darüber entscheiden, wie er mit Kimmich plant. Der Ehrgeiz des Nationalspielers dürfte Kompany auf jeden Fall gefallen, ob er auch in sein System passt, ließ der Bayern-Trainer aber noch offen. Er wolle nicht über einzelne Spieler sprechen.
Und so bleibt die Personalie Kimmich weiter die spannendste beim FC Bayern.