Der Kontrast ist so groß, dass man sich in Bremen sogar schon die Frage nach einem Doppelgänger von Naby Keita stellt.
Keita sorgt für Verwunderung
„Von Keita I zu Keita II“, titelte der Weser-Kurier in einer Olympia-Kolumne und fragte: „War das wirklich dieser Naby Keita?“
Anlass der Verwunderung waren die Vorstellungen des 29-Jährigen für Guinea im Rahmen des Olympischen Fußballturniers. Allein die nackten Zahlen verblüffen: 87 Minuten beim Auftakt gegen Neuseeland, 77 Minuten gegen Frankreich, bevor er beim Gruppenfinale gegen die USA die 90 Minuten auf der Bank verbrachte – macht in Summe: 164 Minuten.
Das sind immerhin 57 Minuten mehr als die mageren 107 Minuten, die Keita in der abgelaufenen Saison in gerade einmal fünf Pflichtspielen für Werder Bremen auf dem Platz gestanden hat.
Keita in Bremen vom „Glücksfall“ zum Missverständnis
Als „Transfer-Hammer“, „Glücksfall für Werder“ und „spektakulärer Coup“ war Keita im Juni vor einem Jahr bei Bekanntgabe seines Wechsels vom FC Liverpool an die Weser bezeichnet worden. Doch das Engagement des früheren Leipzig-Stars entwickelte sich zu einem großen Missverständnis.
Schon in der Saisonvorbereitung wurde Keita vom Verletzungspech verfolgt, auch im weiteren Verlauf wurde der Mittelfeldstar immer wieder von diversen Blessuren zurückgeworfen. Sein großes Potenzial war in seinen wenigen Kurzeinsätzen allenfalls zu erahnen.
Der Tiefpunkt wurde schließlich im April erreicht. Nachdem Keita erfahren hatte, dass er beim Auswärtsspiel bei Bayer Leverkusen nicht zu Startelf gehören würde, verweigerte er eigenmächtig die Mitreise.
Öffentlicher Zoff und Suspendierung
Mit einem während des Spiels veröffentlichten Instagram-Statement heizte Keita den Konflikt mit den Werder-Verantwortlichen zusätzlich an.
„Seit Beginn meiner Karriere hatte ich überall, wo ich war, nie Probleme mit der Disziplin und habe immer versucht, ein Vorbild zu sein. Ich werde daher nicht akzeptieren, dass jemand dieses Bild trübt“, schrieb Keita.
Werder sanktionierte den Star-Neuzugang mit einer „erheblichen“ Geldstrafe und suspendierte ihn bis Saisonende.
„Das Verhalten von Naby ist für uns als Verein nicht zu tolerieren. Mit dieser Aktion hat er sein Team in einer sportlich und personell angespannten Situation im Stich gelassen und sich über die Mannschaft gestellt“, teilte Profifußball-Leiter Clemens Fritz damals mit.
Auch Trainer Ole Werner fand seinerzeit deutliche Worte: „Da kann sich jeder sein Bild machen, meins habe ich mir gebildet. Natürlich ist das nichts, was mit Teamsport zu tun hat.“
Werder plant nicht mehr mit Keita
Wie es für Keita in Bremen weitergeht, ist nach wie vor offen. Sein Vertrag läuft noch bis 2026. Offiziell ist das große Missverständnis noch nicht beendet. Doch das zerschnittene Tischtuch scheint sich nicht mehr zusammenflicken zu lassen.
Zuletzt berichtete Sky, dass Werder auf einen Abnehmer für Keita hoffe. Sollte sich kein neuer Klub für den Spielmacher finden, könnte Keitas Vertrag vorzeitig aufgelöst werden. Dass er noch einmal für Werder aufläuft, scheint nach derzeitigem Stand ausgeschlossen.
Olympia als Kontrastprogramm
Auch wegen der komplizierten Situation auf Klubebene dürften die Olympischen Spiele eine willkommene Abwechslung für Keita gewesen sein. Schon zum Auftakt am vergangenen Freitag wurde ihm eine große Ehre zuteil, als Fahnenträger führte er Guineas Delegation bei der Bootsparade auf der Seine an.
Im Fußball-Team war er als einer von drei Ü23-Akteuren zu den Führungsspielern, als Kapitän seiner Auswahl ging er zudem voran.
Zwischenzeitlich hatte er auch Grund zum Jubeln, allerdings verstummte dieser schnell, nachdem sein Tor bei der 0:1-Niederlage gegen Frankreich wegen einer Abseitsposition aberkannt wurde.