Der FC Bayern hat Vincent Kompany offiziell als Nachfolger von Thomas Tuchel vorgestellt - der Streit darüber, ob der junge Coach aus Belgien die beste Wahl für den Rekordmeister ist, hat jedoch längst begonnen.
Star-Berater attackiert Kompany
Eine ungewöhnliche Wortmeldung zum Thema kommt dabei von einer bekannten Größe des politischen Betriebs: Béla Anda, einst Regierungssprecher des früheren Bundeskanzlers Gerhard Schröder. Der Kommunikationsberater findet, dass Kompany Schwächen auf dem Gebiet hat, auf dem dieser sich am besten auskennt.
Béla Anda beriet auch Zverev
„Warum Bayerns neuer Trainer Vincent Kompany kommunikativ nicht überzeugt“, betitelte Anda einen Beitrag bei Linkedin - in dem er vorab klarstellt: „Viele Menschen haben mehr Ahnung von Fußball als ich, aber wenn es um Kommunikation geht, bin ich sicher, dass ich einiges beitragen kann.“
Anda war nicht nur ein langjähriger Vertrauter des Ex-Kanzlers, der ehemalige Vize-Chefredakteur der Bild fungierte auch als Berater von Schröders SPD-Parteigenosse Martin Schulz bei dessen Kanzlerkandidatur, Carsten Maschmeyers Finanzdiensleister AWD, er beriet auch Tennis-Star Alexander Zverev, nachdem dieser wegen Vorwürfen häuslicher Gewalt in die Schlagzeilen geraten war.
In seinem Beitrag über Kompany - schon vor einigen Tagen, also vor dessen Vorstellungs-PK veröffentlicht - analysierte Anda nun in erster Linie auf zwei YouTube-Videos während der Zeit des Belgiers als Trainer des RSC Anderlecht (2020-2022) - Auftritte, die ihn „kommunikativ enttäuscht“ hätten.
„Kontrollverlust“ und „Unbeherrschtheit“
Im ersten Beispiel „schreit er seine Spieler so an, dass seine Stimme sich überschlägt“, meinte Anda und diagnostizierte bei Kompany „ein klares Zeichen von Kontrollverlust. Das ist nicht die gezielte emotionale Ansprache, die Spieler manchmal brauchen, sondern ein Ausdruck völliger Unbeherrschtheit“, kritisierte der Kommunikationsexperte weiter.
Damit nicht genug der Schelte an dem Coach: „Im zweiten Video maßregelt er seine Mannschaft und stellt einen Spieler bloß, indem er ihm vorwirft, unzuverlässig (“not being dependable“) zu sein“, führte Anda weiter aus.
Dessen Beobachtung überdies, als sich besagter Spieler in der Aufnahme dann seinem sportlich Vorgesetzten entgegenstellt: „Kompany zieht sofort zurück und versucht, die Situation zu entschärfen“. Auch dies sei ein klares Zeichen von „Kontrollverlust“ - wie laut Anda ein schnelles „Zurückweichen vor Kritik“ generell „problematisch“ sei.
Das Fazit des Kommunikationsexperten: Bei einem Klub wie Bayern mit vielen erfahrenen Spielern werde man „einen Trainer mit solchen Eigenschaften nicht lange akzeptieren“. Aus Andas Sicht ist die häufig unterschätzte Relevanz von Kommunikation im Fußball ebenso wichtig wie eine entsprechende Taktik.
„Die Wahrheit bei Bayern liegt schon lange nicht mehr auf dem Platz - sondern in der Kabine“, sagt Anda über den neuen Hoffnungsträger an der Säbener Straße nach Tuchel, Julian Nagelsmann und Hansi Flick. Es liegt nun an Kompany, die Skepsis zu widerlegen.