„Bayern München muss sich wieder auf seine Fachkompetenz besinnen - und das heißt, ein Fußballverein zu sein und keine Talkrunde.“ Christoph Daum wurde im STAHLWERK Doppelpass deutlich, als es um die Probleme des FC Bayern ging.
Kommt das Beste wirklich zum Schluss?
Eines ist sicher: Eine Trainer-Saga wie diese hat es beim FC Bayern so zuvor noch nie gegeben. Angefangen mit Xabi Alonso, der lieber bei einer homogenen Mannschaft wie Bayer Leverkusen seine Arbeit fortsetzt, hagelte es Absage um Absage.
Julian Nagelsmann, Ralf Rangnick, Oliver Glasner (Crystal Palace lässt ihn nicht ziehen) und sogar mit Noch-Trainer Thomas Tuchel fand man keine Einigung für eine Wende, wobei dieser die Gründe als „minimal“ und „vielleicht gar nicht so klar, dass man die genau benennen kann“ bezeichnete. Auch Benfica-Coach Roger Schmidt winkte wiederholt ab.
Eberl kündigt eine „sehr gute Lösung“ an
Während einige Bayern-Fans die Trainersuche inzwischen schon mit Galgenhumor nehmen, lässt sich Sportvorstand Max Eberl den Optimismus zumindest öffentlich nicht nehmen. „Ein Freund von mir sagt immer. Das Beste kommt zum Schluss. Wir werden eine sehr gute Lösung finden“, sagte Eberl bei Sky.
Doch wer soll diese „sehr gute Lösung“ sein? Als das Aus von Roberto de Zerbi bei Brighton and Hove Albion am Samstagnachmittag bekannt wurde, galt der als Eberl-Favorit geltende Italiener als wahrscheinlichste Lösung. Doch Bayerns Sportdirektor schloss diese kurze Zeit später direkt selbst wieder aus.
„Können Sie vehement widersprechen, wenn ich prognostiziere - der neue Trainer ist Italiener?“, wurde Eberl vom ZDF gefragt, worauf er mit einem klaren „Ja“ antwortete.
„Fatal“: Effenberg kritisiert Bayern-Boss
Die ständigen öffentlichen Kommentare verschiedener Bayern-Verantwortlichen zu möglichen Trainern gefallen SPORT1-Experte Stefan Effenberg und Trainer-Ikone Daum überhaupt nicht.
„Das ist der Unterschied zu damals mit Franz Beckenbauer und Uli Hoeneß. Alles, was wichtig war, wurde erstmal intern besprochen. Erst hat man eine Entscheidung getroffen und dann ist man nach außen gegangen“, sagte Ex-Bayern-Profi Effenberg.
Falls noch keine Entscheidung getroffen wurde, wäre diese vertagt worden, aber es drang nichts nach außen, meint Effenberg: „So musst du arbeiten. So haben Leverkusen und Stuttgart gearbeitet, deshalb sind sie erfolgreich. Bayern gerade nicht, weil jeder in der sportlichen Führung seine Meinung äußern will und muss in der Öffentlichkeit, das ist fatal und gefährdet immer den Erfolg.“
Auch Daum versteht nicht, was bei den Bayern gerade passiert: „Karl-Heinz Rummenigge hat gesagt, es wurde ein Jahr an Guardiola damals gearbeitet, da gab es nicht täglich eine Wasserstandsmeldung. Jetzt werden schon Trainer-Vollzüge verkündet, bevor die Tinte trocken ist.“
Für den 70-Jährigen steht fest, dass dies dem Verein „nicht guttut“. Es müsse wieder mehr Geschlossenheit bei den Bayern geben.
Helmes: „Mannschaft nicht gut genug“
Für ihn, Effenberg und Ex-Nationalspieler Patrick Helmes wäre es vergleichsweise sogar weniger wichtig, ob die Trainer-Bekanntgabe in Kürze erfolgt oder erst in einigen Wochen. „Die sollen erstmal schnellstmöglich eine Mannschaft zusammenstellen, und dann kommt der Trainer dazu“, sagte Daum.
Er führte weiter aus: „Es ist natürlich ideal, wenn der Trainer mit einbezogen wird - aber ich habe auch erlebt, dass ich die Spieler präsentiert bekommen habe. Das waren gute Spieler und ich bin damit Meister geworden.“ Auch Helmes betonte, dass der Trainer für Fußballer erstmal „zweitrangig“ ist.
Der frühere Bundesliga-Profi sieht das Problem eher bei der Kader-Zusammenstellung: „Uli Hoeneß hat sein Lebenswerk. Worüber wird das definiert? Über den sportlichen Erfolg des FC Bayern - und das funktioniert seit zwei Jahren nicht. Weil die Mannschaft nicht gut genug ist.“
Dass womöglich auch die Zusammensetzung der Mannschaft den höchsten Ansprüchen nicht genügt, geht in der ewigen Trainer-Diskussion aktuell fast ein wenig unter. Auch hier haben Eberl und Co. noch viel Arbeit vor sich, welche die Münchner nicht wieder zu spät angehen dürfen wie beim Palhinha-Debakel.
Denn das Beste mag zum Schluss kommen - aber Eberl kennt sicher auch den Spruch: Wer nicht kommt zur rechten Zeit, der muss nehmen, was übrig bleibt.