Dieser Deal erhitzt die Gemüter! Der Rüstungskonzern Rheinmetall wird neuer „Champion Partner“ von Borussia Dortmund. Das vorab bereits durchgesickerte Sponsoring des Düsseldorfer Unternehmens beim BVB bestätigten beide Seiten am Mittwoch. Rheinmetall wird demnach künftig „im sportlichen und gesellschaftlichen Umfeld des Fußball-Bundesligisten auftauchen“, aber nicht auf dem Trikot.
BVB bestätigt Deal! Fans empört
Die auf drei Jahre angelegte Partnerschaft umfasst der Pressemitteilung zufolge „die Nutzung reichweitenstarker Werbeflächen, Vermarktungsrechte sowie Event- und Hospitality-Angebote im Stadion sowie auf dem Vereinsgelände“.
Erstmalig wird das Rheinmetall-Logo während der Vorbereitung des BVB auf das Champions-League-Finale gegen Real Madrid am Samstag (ab 21 Uhr/ZDF und DAZN und im Liveticker) in Wembley zu sehen sein. Es ist laut Handelsblatt das erste Sponsoring eines Rüstungskonzerns in der Fußball-Bundesliga.
Watzke verteidigt Deal - Fans gehen auf die Barrikaden
„Sicherheit und Verteidigung sind elementare Eckpfeiler unserer Demokratie. Deshalb halten wir es für die richtige Entscheidung, uns sehr intensiv damit zu beschäftigen, wie wir diese Eckpfeiler schützen“, sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke: „Gerade heute, da wir jeden Tag erleben, wie Freiheit in Europa verteidigt werden muss. (...) Wir freuen uns auf die Partnerschaft mit Rheinmetall und öffnen uns als Borussia Dortmund ganz bewusst für einen Diskurs.“
Die Reaktionen auf den brisanten Deal mit einem Waffenproduzenten, der unteren anderem Panzer und Artilleriegeschosse herstellt, ließen nicht lange auf sich warten.
Unter dem Verkündungspost auf X zeigten sich die Anhänger des Klubs enttäuscht und empört. „Ich schäme mich dafür, euch unterstützt zu haben“, war dort zu lesen, viele schrieben, der BVB habe „seine Seele verkauft“ und der Deal sei in keiner Weise mit den Werten des Vereins vereinbar. „32 Jahre BVB-Fan, viel erlebt und schwere Zeiten durchgemacht… ab heute möchte ich bitte nicht mehr BVB-Fan genannt werden“, zog ein Anhänger einen harten Schlussstrich.
Gegenwind für den BVB: „Wen wollt ihr verarschen?“
Auf schwatzgelb.de, dem wohl bekanntesten Fanzine der Borussia erschien ein Kommentar mit dem Titel „Ziel verfehlt“ in dem der Autor unter anderem die Frage stellt ‚wen wollt ihr eigentlich verarschen?‘, was sich darauf bezieht, dass das Handelsblatt erfahren haben will, es gehe dem BVB bei dem Deal nicht nur um Geld, sondern auch darum, eine öffentliche Debatte darüber zu entfachen, was für die Sicherheit des Landes notwendig ist.
„Zu glauben, dass die Einblendung eines einzelnen Rüstungskonzerns auf der Werbebande eine nationale Debatte über die „Verteidigung der Freiheit in Europa“ auslösen wird, ist schon die höhere Kunst der Selbstverarschung“, echauffiert sich der Autor.
Özlem Alev Demirel, eine Abgeordnete der Linken im EU-Parlament erklärte, „Diese Militarisierung muss gestoppt werden! RHEINMETALL hat nichts auf dem Sportplatz, in der Schule oder sonst wo zu suchen!“
Philipp Köster, Chefredakteur des Fußballmagazins 11Freunde, kommentierte das bevorstehende Sponsoring zunächst mit einem ironischen Kommentar, das eine BVB-Edition des beliebten Kampfpanzers Leopard für 2027 geplant sei und stellte später die Frage, ob man Gedenkstättenfahrten nach Lublin und Auschwitz anbieten dürfe - wofür man sich auf der BVB-Homepage anmelden kann - und dann „stolz einen Sponsor präsentieren, der die Waffen für Hitlers Vernichtungskrieg lieferte und sich bis heute um eine substanzielle Aufarbeitung seiner Rolle in der Nazizeit herumdrückt?“
Vermeintliche BVB-Mitglieder posten Kündigung
Auf X posteten vermeintliche BVB-Mitglieder vereinzelt sogar Screenshots ihrer Kündigung der Mitgliedschaft. Unter die vielen negativen Kommentare mischten sich aber auch andere Töne, wonach man sich in der aktuellen Welt vom Pazifismus verabschieden müsse. Waffen seien nun mal nötig, um Freiheit und Demokratie zu bewahren.
Der Rheinmetall-Vorstandsvorsitzende Armin Papperger sprach dagegen von zwei Partnern, „die mit ihren Ambitionen, ihrer Haltung und ihrer Herkunft gut zueinander passen“.
Der BVB sei „ein Verein aus dem Herzen von Nordrhein-Westfalen und steht wie kaum ein anderer für das Streben nach Spitzenleistung und internationalem Erfolg. Rheinmetall ist in der Metropolregion Rhein-Ruhr tief verwurzelt und möchte seine Marke als führendes Systemhaus der Verteidigungsindustrie und als Treiber industrieller Innovationen in zivilen Märkten auch international noch bekannter machen.“
Jahresumsatz seit Ukraine-Krieg verfünffacht
Rheinmetall ist ein DAX-Konzern mit weltweit mehr als 30.000 Mitarbeitern, der Jahresumsatz betrug zuletzt 7,2 Milliarden Euro. Der Aktienkurs des Unternehmens hat sich seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine verfünffacht.
Rheinmetall sponsert auch den Handball-Bundesligisten Bergischer HC und die Basketballerinnen der Capital Bascats Düsseldorf.
Vor der Zustimmung zu dem finanziell lukrativen Deal mit dem Waffenhersteller soll sich Dortmund Einschätzungen von verschiedensten Spitzenpolitikern eingeholt haben.
Auch die internen Gremien und Fanvertreter seien befragt worden, ehe Watzke sein Okay gegeben habe, berichten die Ruhr Nachrichten.
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mit Sport-Informations-Dienst (SID)