Als die Sprache auf den FC Bayern kam, wurde es im STAHLWERK Doppelpass hitzig. Auch bei den Nicht-Nominierungen von Mats Hummels und Leon Goretzka für die anstehende Europameisterschaft im eigenen Land gingen die Meinungen auseinander.
Hummels? Helmes widerspricht Effenberg
SPORT1-Experte Stefan Effenberg konnte die Entscheidungsfindung von Bundestrainer Julian Nagelsmann gut nachvollziehen. „Wenn du als Goretzka in einem Champions-League-Halbfinale nicht in der Startelf stehst, zum Ende einer Saison, wo es wirklich drauf ankommt, ist das ein Zeichen. Das ist dann ein logischer Schritt von Nagelsmann, zu sagen: Ich setze auf andere.“
„Du brauchst keine sechs oder sieben oder acht Innenverteidiger“
In puncto Hummels sei kein Platz mehr im Kader gewesen - und die Konkurrenz zu stark. „Du brauchst keine sechs oder sieben oder acht Innenverteidiger.“ Für Effenberg seien Antonio Rüdiger und Jonathan Tah in der Innenverteidigung gesetzt - auch Waldemar Anton, Nico Schlotterbeck und Robin Koch hätten sich die Nominierung verdient. „Viel wird von Leistungsprinzip geredet, aber die anderen haben ja auch das Leistungsprinzip erfüllt, in vollstem Umfang und auf aller höchstem Niveau. Das ist meine persönliche Meinung.“
Christoph Daum führte die Entscheidung weniger auf das Leistungsprinzip zurück, sondern mehr auf andere Komponenten, wie „Teamgeist und Sozialverhalten“. Er schätze Hummels und Goretzka zwar als positiv ein, hätte sie aber ebenfalls nicht nominiert. „Kompliment an Julian Nagelsmann, dass er diese Größe besitzt, diese Entscheidung so durchzuziehen.“
Helmes hätte Hummels nominiert
Ex-Bundesliga Profi Patrick Helmes war anderer Meinung, besonders was Hummels angeht, der eine „sehr gute Rückrunde“ gespielt habe. „Ein Olli Kahn kann sich 2006 auf die Bank setzen, das muss doch in einem Gespräch mit Mats Hummels möglich sein, ihm zu erklären: ‚Du hast die besten Stürmer der Welt verteidigt, Haaland, Mbappé, Messi, Ronaldo, du hast sie alle gehabt. Traust du dir zu, den vier Jungs, die vor dir sind, das mit auf den Weg zu geben und sie besser zu machen?‘“
Seiner Meinung nach wäre der „Man of the Match“ der beiden Champions-League-Halbfinals clever genug gewesen, um zu sagen: „Weißt du was, Julian, ich bin dabei und ich mach mit. Deshalb wäre Mats für mich richtig gewesen.“
Bayern verspielt die Vizemeisterschaft
Zuvor wurde noch die abschließende 2:4-Niederlage des Rekordmeisters bei der TSG Hoffenheim heiß diskutiert. Der deutsche Rekordmeister verspielte dadurch die Vizemeisterschaft und musste den VfB Stuttgart in der Abschlusstabelle vorbeiziehen lassen.
„Es war sinnbildlich für die ganze Saison“, sagte Effenberg. „Sie haben gut angefangen, aber irgendwie passt da alles nicht zusammen. Und das war genau das Ergebnis von dem Spiel gestern mit dem 4:2. Dass du dich so abschlachten lässt, darf nicht passieren.“
Für Daum übersteigt die abgelaufene Spielzeit der Münchner sogar die schlimmsten Befürchtungen. „Weil es gerade aufkam, dass es eine schreckliche Saison war: Alle dachten, es kann nicht schlimmer werden. Aber es wurde noch schlimmer“, konstatierte der frühere Meistertrainer.
Daum forderte die Bayern-Verantwortlichen auf, zu alten Tugenden zurückzukehren - vor allem zur Verschwiegenheit.
„Bayern muss sich wieder auf seine Fachkompetenz besinnen. Das heißt, ein Fußballverein zu sein und keine Talkrunde“, sagte der 70-Jährige. Sie hatten ein Jahr lang an Guardiola rumgemacht, da wurde nicht jeden Tag eine Wasserstandsmeldung in der Zeitung verkündet - und jetzt? Werden irgendwelche Trainervollzüge schon verkündet, bevor die Tinte unter dem Vertrag trocken ist. Das tut dem ganzen Verein nicht gut.“