Einer der Allergrößten geht - und ein ganzes Stadion weint! Der SC Freiburg muss künftig ohne Trainer-Legende Christian Streich auskommen - und insbesondere bei den Anhängern brachen nach dem letzten Heimspiel gegen den 1. FC Heidenheim alle Dämme.
Eine Legende geht unter Tränen
Immer wieder waren in den TV-Bildern Fans zu sehen, die herzzerreißend schluchzten und weinten. Sich in einer Mischung aus Dankbarkeit und Trauer in den Armen lagen.
Am Ende seiner Ehrenrunde, die er durch das Europa-Park Stadion drehte, lag dann sogar ein Fan in Streichs Armen. Ein Flitzer hatte sich aufs Spielfeld gemogelt, wurde von den Ordnern niedergerungen, dann aber von Streich „gerettet“, der ihm auf die Beine half und den tränenüberströmten Anhänger herzte.
Zuvor hatte Streich nach Abpfiff minutenlang mit leerem Blick und feuchten Augen auf der Bank gesessen. Die Fans bejubelten ihren Kulttrainer lautstark als „besten Mann“ und zogen von ihrer „Legende“ vor der Kurve eine überlebensgroße Pappfigur hoch, die Spieler trugen Shirts mit der Aufschrift: „Danke für alles!“
„Ich möchte mich einfach nur herzlich bedanken für alles, herzlich bedanken bei allen Menschen, die mich im Verein unterstützt haben und nachsichtig mit mir waren. Sie haben auch mal weggeschaut, wenn es nicht korrekt war von mir. Ich bedanke mich für wunderbare Spiele und für euer Herz, eure Liebe und eure Leidenschaft für den Verein. Dankeschön, alles Gute“, rief ein sichtlich berührter Streich den Anhängern zu, die „all die Jahre voller Leidenschaft, Haltung und Demut“ auf einem riesigen Banner würdigten.
Selbst der Gästeblock feiert Christian Streich
Nach seiner kurzen Ansprache stand Streich mit Tränen in den Augen zunächst vor seiner Kurve und verbeugte sich. Danach machte er sich unter den Klängen der Rolling Stones auf eine Ehrenrunde, die Fans klatschten begeistert, die La Ola ging durchs Stadion. Selbst die Gäste-Anhänger feierten Streich und zogen ein Plakat hoch: „Loyalität und Ehrlichkeit leider eine Seltenheit, mach es gut Christian!“
Kommende Woche bei Union Berlin sagt der Coach dann nach zwölfeinhalb Jahren als Cheftrainer und 29 Jahren im Klub endgültig Adieu. „Ich kann mich nur verneigen und danke sagen. Wir werden dich nie vergessen, Christian. Du hast eine Ära geprägt“, betonte SC-Sportvorstand Jochen Saier bewegt. Als Geschenk für Streich hatte er Weine aus besonderen Jahren (1987, 1995, 2008, 2012, 2016, 2022) mitgebracht.
Von Kollege Frank Schmidt gab es „im Namen des 1. FC Heidenheim“ einen Geschenkkorb - und nette Worte. „Ich kann stellvertretend sagen, dass wir mega stolz sind, dass wir Teil deines letzten Heimspiels sein durften. Maximale Anerkennung, was du geleistet hast. Chapeau. Es war uns eine Ehre mit dir“, sagte Schmidt.
35 Minuten Ausnahmezustand
Nach 35 Minuten Ausnahmezustand verschwand Streich in der Kabine - auch mit der Erkenntnis, dass er ums krönende Ticket für Europa bangen muss.
Nach dem Remis im 195. und damit letzten Bundesliga-Heimspiel von Streich haben die Breisgauer die Qualifikation fürs internationale Geschäft nicht mehr in eigener Hand. Für das Erreichen von Platz sieben braucht es nun Patzer der TSG Hoffenheim. Im Duell der dienstältesten Trainer der Liga brachte Ritsu Doan (29.) Freiburg in Führung, doch Nicolas Sessa (38.) schlug zurück.
Seinen Heimabschied hatte Streich im Vorfeld noch als „totalen Nebenschauplatz“ abgetan. Im Kampf um die internationalen Plätze sei der sportliche Aspekt „das Einzige, was zählt“, hatte er gesagt: „Es interessiert nicht, ob der Streich noch drei Jahre da ist oder ob er geht.“ Doch schon vor Anpfiff war es emotional geworden. Die Fans widmeten dem 120-jährigen Vereinsjubiläum sowie der Trainerlegende eine riesige rot-weiße Choreographie.
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mit Sport-Informations-Dienst (SID)