Die bislang erfolglose Suche nach einem neuen Trainer beim FC Bayern treibt immer kuriosere Blüten und sorgt dafür, dass immer ausgefallenere Kandidaten ihre Hüte in den Ring werfen – obwohl: „Ich muss da nichts in den Ring werfen“, sagte Felix Magath mit einem süffisanten Unterton im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1.
Bayerns Dilemma bei der Trainersuche
„Ich habe vorgestern noch mit Uli Hoeneß telefoniert und ihm gesagt: ‚Pass auf, ich lebe in München, bei mir fallen da schon mal keine Umzugskosten an‘“, fuhr der 70-Jährige mit einem verschmitzten Lächeln fort.
Und er wäre auch sonst günstig zu haben. Schließlich brauche er keine „tollen Privatschulen“ für seine Kinder, die alle schon studieren. „Das wäre doch dann ein Argument für mich. Insofern, glaube ich, überlegt er jetzt.“
Magaths Bewerbung in Richtung des Ehrenpräsidenten ist mit einem Augenzwinkern zu verstehen. Zwar ist der Trainer-Routinier kein Unbekannter an der Säbener Straße, doch Magath würde von seinem Profil her sicher nicht in die von Sportvorstand Max Eberl bevorzugte Kategorie einer längerfristigen Lösung passen.
Eberl denkt „mittel- und langfristig“
„Wir suchen am langen Ende einen Trainer, der mit uns mittel- und langfristig arbeitet. Das ist unsere Prämisse, die wir haben, die verfolgen wir erst mal weiter“, bekräftigte Eberl am Sonntag bei Bild Sport auf Welt TV.
Das Problem: Die angestrebten Wunschlösungen von Xabi Alonso (Leverkusen) über Julian Nagelsmann (DFB) bis hin zu Ralf Rangnick (ÖFB) haben allesamt einen Verbleib bei ihren bisherigen Arbeitgebern einem Wechsel nach München vorgezogen.
Das nächste Problem: Bayerns Wunschzettel war praktisch ein offenes Geheimnis, die Bekenntnisse der Kandidaten wurden entsprechend öffentlich kommuniziert.
Gewisse Vorbelastung für neuen Bayern-Trainer
Und unabhängig davon, wer denn nun in der kommenden Saison als Nachfolger von Thomas Tuchel bei den Bayern an der Seitenlinie stehen wird, „es ist doch jetzt schon klar, welche Fragen kommen“, prophezeite SPORT1-Experte Stefan Effenberg im Doppelpass: „Du bist doch nur die dritte, fünfte - wie auch immer - Wahl. Wie fühlst du dich? Da geht es gar nicht mehr ums Sportliche.“
Effenberg betonte: „Und dieses Fass haben die Bayern auch ein Stück weit mit aufgemacht. Dadurch hast du eben nicht diese Ruhe im Umfeld, die so wichtig ist, um erfolgreich Fußball zu spielen.“
Für den früheren Bayern-Macher Michael Reschke ist das Problem allerdings gar nicht so groß. „Es sind noch genügend gute Trainer auf dem Markt. Zudem haben diese Top-Leute, die für Bayern infrage kommen, immer ein großes Selbstbewusstsein“, betonte der einstige Technische Direktor bei SPORT1: „Denen ist doch völlig egal, ob sie als A-, B- oder C-Lösung bezeichnet werden. Wichtig ist, dass sie erfolgreich sind. Auch eine vermeintliche D-Lösung kann das sein.“
Effenberg wiederum befürwortet, dass Eberl weiterhin eine langfristige Lösung bevorzugt. „Das ist auch nicht der FC Bayern, jetzt eine Übergangslösung zu finden“, erklärte der frühere FCB-Profi.
„Das ist auch nicht der FC Bayern“
Das wäre auch im Hinblick auf den angestrebten Umbruch im Kader vonnöten. „Die Spieler bei Bayern München wollen ganz genau wissen, woran sie für zwei oder drei Jahre sind“, sagte Effenberg.
Schließlich war das angesichts der hohen Fluktuation auf dem Trainerstuhl in den vergangenen Jahren nicht der Fall. „Sieben Trainer in acht Jahren - das ist eine extrem hohe Zahl. Das ist auch nicht der FC Bayern.“
Zum Selbstverständnis des Klubs passt es ebenso wenig, mit Blick auf das Champions-League-Finale 2025 in der heimischen Allianz Arena, das zweifellos als erstrebenswertes Wunschziel der Bayern gilt, jetzt einen Übergangstrainer zu präsentieren.
Übergangslösung bringt nur trügerische Ruhe
Zwar würde es den Bayern erstmal etwas Ruhe in der ausufernden Debatte verschaffen. Doch das Problem wäre nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Schließlich würde die Suche nach einer langfristigen Lösung im Hintergrund andauern.
Und wer kann schon sicher sagen, ob es im nächsten Jahr einfacher ist, einen Xabi Alonso von Leverkusen wegzulocken oder einen Jürgen Klopp vom Ende seines Sabbaticals zu überzeugen?
So beharrlich wie sich Eberl an eine langfristige Lösung klammert, so sehr bleibt er seinem Mantra treu, keine Namen öffentlich zu kommentieren.
Zwar machte er keinen Hehl daraus, dass ihn die Absage Rangnicks schmerzte. „Wenn eine Tür zugeht, ist es im ersten Moment ein Schlag, aber dann schaust du wieder hoch und du siehst, hey, eine andere Tür geht wieder auf“, sagte Eberl. „Und Türen, die vielleicht vor einigen Tagen und Wochen noch gar nicht vorstellbar waren, sind jetzt offen.“
Neue Gerüchte um ten Hag
Seither wird fleißig gerätselt, wer sich hinter dieser Tür verbirgt. Als neueste Namen kursieren nun Erik ten Hag und Julen Lopetegui.
Der Niederländer ten Hag soll laut Sky wieder in den Fokus gerückt sein, seine Zukunft bei Manchester United (Vertrag bis 2025) ist noch nicht geklärt. Bei Lopetegui, der ebenfalls gehandelt wird, berichtet die Süddeutsche Zeitung allerdings, dass der Spanier ein Engagement in München ausschließt. Der 57-Jährie steht nach Informationen von Fabrizio Romano kurz vor einer Unterschrift bei West Ham United.
So bleibt weiterhin die Frage, wer die Tür zum FCB öffnet. „Warum soll ich offene Türen einrennen? Es gibt doch gar keinen Grund“, sagte Magath - und setzte erneut sein süffisantes Lächeln auf. Dass er am Ende wieder bei den Bayern auf der Matte steht, darf jedoch bezweifelt werden.