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Borussia Dortmunds bedenkliche Verhaltensmuster: Was unter Terzic immer noch fehlt

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Borussia Dortmunds bedenkliche Verhaltensmuster: Was unter Terzic immer noch fehlt

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Dortmunds bedenkliche Verhaltensmuster

Ein versöhnliches Bundesliga-Finale, der emotionale Abschied von Marco Reus und die Vorfreude auf das Champions-League-Finale: All das darf für SPORT1-Kolumnist Tobi Holtkamp nicht darüber hinwegtäuschen, dass der BVB eine durchwachsene Saison gespielt hat.
Marco Reus verlässt den BVB - und trifft sogar in seinem letzten Spiel im Signal Iduna Park noch einmal. Edin Terzic erklärt, wie emotional Reus' letzte Minuten im heimischen Stadion liefen.
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Ein versöhnliches Bundesliga-Finale, der emotionale Abschied von Marco Reus und die Vorfreude auf das Champions-League-Finale: All das darf für SPORT1-Kolumnist Tobi Holtkamp nicht darüber hinwegtäuschen, dass der BVB eine durchwachsene Saison gespielt hat.

Alles super und besonders, was der BVB zum Bundesliga-Saisonende so bietet. Zum Beispiel die vier Tore gegen Darmstadt, eines schöner als das andere. Oder der jetzt schon legendäre Abschied von Marco Reus, inklusive Freistoßtraum und Freibierparty. Und dann, über allem, die Vorfreude auf das wohl größte Spiel der Vereinsgeschichte, das Finale der Champions League gegen Real Madrid, übernächsten Samstag in London.

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Es wäre ein schwarzgelbes Märchen, wenn, ja wenn diese Saison nicht auch noch eine andere Seite hätte, die Borussia Dortmund sehr ernst nehmen sollte.

Das große „Aber“ geht so: Unter dem Strich spielte der BVB eine enttäuschende Bundesliga-Saison.

Nur weil glücklicherweise dieses Mal auch Platz fünf für die Qualifikation zur europäischen Königsklasse, der größten Gelddruckmaschine der Fußballwelt, reicht, geht die zurückliegende Spielzeit noch gerade so als ausreichend durch. So ehrlich sollten sie beim BVB sein, doch, wie man aus dem Verein auch deutlich hört: so ehrlich sind sie, zumindest intern.

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Edin Terzic und die Frage nach der Konstanz

Als Vizemeister zwölf Monate später 27 (!) Punkte Rückstand Platz eins ist ein einziger Misserfolg. Zehn Punkte hinter dem VfB Stuttgart, der mit deutlich stumpferen Waffen in die Schlacht gezogen war, dessen Fußball, genau wie der von Bayer Leverkusen, aber alle Fußballherzen erobert hat.

Wofür der BVB unter Edin Terzic steht, also für welche Art von Fußball, das lässt sich nach wie vor nicht wirklich sagen. Klar, das kann sogar ein Vorteil sein, sieht aber ehrlich gesagt nicht nach Absicht aus.

In den großen Spielen, vor allem abends in der Champions League, brachten die Dortmunder ihr Herz auf den Platz. Wenn die berühmte Hymne lief und halb Europa einschaltete, dann kämpften und spielten sie, als ginge es um ihr Leben.

Doch sobald ein paar Tage später nur noch Schwarzbrot auf den Tisch kam, im stinknormalem Liga-Alltag, wurde aus dem stolzen Wahnsinns-BVB wieder eine stinknormale Mannschaft. Mit viel zu viel Durchschnitt, gemessen an dem, was ihnen so zur Verfügung steht. 16-mal blieb die Borussia in dieser Bundesliga-Saison ohne Sieg, also in fast der Hälfte aller Spiele.

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Dortmund darf sich nicht blenden lassen

Oft deuten solche Verhaltensmuster im Fußball auf ein Trainerproblem hin. Denn während sich der Kader gegen Paris, Milan oder Atletico selbst motiviert, und zwar bis in top gestylten Haarspitzen, gelten Bochum, Heidenheim, Augsburg oder Mainz als „Trainerspiele“. Da ist es am Vortänzer, entweder eine Taktik zu finden, die die stärkeren Spieler zum Sieg führt - oder kurzum seine Mannschaft dermaßen heiß zu machen, dass ihnen völlig egal ist, wer da jetzt ihr Gegenüber ist. Real oder Wolfsburg? Hauptsache Vollgas!

Um diesen Punkt ging es auch in der Winterpausen-Analyse der BVB-Chefs. Angeblich spielte Trainer Terzic Anfang März dann sogar um seinen Job, nach zwei Unentschieden (Wolfsburg, Eindhoven) und einer Niederlage (2:3 gegen Hoffenheim) „rettete“ ihn ein Sieg gegen Union Berlin. Und grenzenlos ist die Überzeugung der vielen Dortmunder Verantwortlichen auch jetzt, trotz Champions League-Finale, noch nicht.

Der Verein tut gut daran, die Saison, wenn alles vorbei ist, in Ruhe zu bewerten. Und dann die richtigen Schlüsse zu ziehen. Im Winter ist ihnen genau das gelungen, die Leih-Transfers von Jaden Sancho (Manchester United) und Ian Maatsen (FC Chelsea) waren Volltreffer. Auch die Idee mit zwei neuen, starken Co-Trainern, Sven Bender und Nuri Sahin, ging auf. Sie leisten im Hintergrund wertvolle Arbeit, die Spieler sind hocherfreut über die zusätzliche Kompetenz.

Die beachtliche Aufgabe ist, bei allen schönen Geschichten und großen BVB-Gefühlen im Moment, dass sie sich nicht blenden lassen. Dass sie sich intensiv hinterfragen, auch im möglichen Riesenerfolg. Denn so sehr da einiges auch glänzt, die Qualifikation für die große Klub-WM im nächsten Sommer kommt ja auch noch dazu - mit Gold hatte die abgelaufene Bundesliga-Saison wirklich rein nichts zu tun.

Tobias Holtkamp, der Autor dieses Textes, war in der Chefredaktion von Sport Bild und Chefredakteur von transfermarkt.de. Heute berät er Sportler und Marken in ihrer inhaltlichen und strategischen Ausrichtung. Für SPORT1 schreibt Holtkamp ab sofort als Chef-Kolumnist die wöchentliche „Bundesliga-Kolumne“.