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1. FC Köln: Ein Abstieg mit Ansage

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1. FC Köln: Ein Abstieg mit Ansage

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Ein Abstieg mit Ansage

Lange hat es sich angedeutet, jetzt ist es bittere Gewissheit: Der 1. FC Köln ist zum siebten Mal aus der Fußball-Bundesliga abgestiegen - im Prinzip das logische Resultat einer beispiellosen Fehlerkette.
Der 1. FC Köln steigt zusammen mit dem SV Darmstadt in die 2. Bundesliga ab. Nach dem Abpfiff sind die Emotionen entsprechend im Keller.
Lange hat es sich angedeutet, jetzt ist es bittere Gewissheit: Der 1. FC Köln ist zum siebten Mal aus der Fußball-Bundesliga abgestiegen - im Prinzip das logische Resultat einer beispiellosen Fehlerkette.

Nein, für das allerletzte Hurra hat es nicht mehr gereicht. Daran änderten auch die großen Worte von Timo Schultz nichts, die er vor dem finalen Tanz in Heidenheim fand. Dank des wilden Last-Minute-Sieges gegen Union in der vorherigen Woche sprach der FC-Coach selbstbewusst von einem „brutalen Push“ und kündigte frohen Muts an: „Das kann einer der kuriosesten Klassenerhalte werden, die es seit langer Zeit gegeben hat.“

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Bloß war das, was dann folgte, eher sinnbildlich für die komplette Spielzeit. Zu keinem Zeitpunkt konnten die Kölner ihren ambitionierten Plan samt der wundersamen Rettung ansatzweise mit Leben füllen. 0:3 hieß es schon zur Pause - von Hoffnung überhaupt keine Spur mehr. Am Ende ging Schultz‘ Team beim unbekümmert aufspielenden Aufsteiger sang- und klanglos unter (1:4), damit steig der gebeutelte Verein zum siebten Mal aus der Bundesliga ab.

Selbst die Art und Weise, wie Köln in diesem so wichtigen Spiel seine Gegentore kassierte, passte in gewisser Maßen ins Bild. Erst plätscherte die Partie rund eine Viertelstunde belanglos dahin. Dann ging der Liga-Neuling eher glücklich durch einen abgefälschten Schuss in Führung. Sechs Minuten später folgte ein amateurhafter Ballverlust im Mittelfeld, den Eren Dinkci mit seinem feinen Solo-Lauf prompt bestrafte, ehe Kevin Sessa beim dritten Tor ohne jeden Gegnerdruck abschloss. Der „Effzeh“ wollte zwar kämpfen, kam dazu aber gar nicht.

Nach dem Schlusspfiff herrschte in den Gesichtern der geknickten Spieler und Verantwortlichen absolute Leere, auf den Rängen machte sich derweil mehr Wut als Fassungslosigkeit breit. „Wir sind Kölner und ihr nicht“, skandierten die FC-Fans lautstark, als sich die Mannschaft mit entsprechendem Sicherheitsabstand zum Gästeblock aufstellten. Schließlich ist es kein Abstieg, der überraschend kommt. Es ist ein Abstieg, in den die Domstädter mit viel Schwung reingerannt sind, einer mit Ansage, quasi ein schleichender Tod.

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Keller und seine fatale „Fehleinschätzung“

In der Hauptverantwortung für die sportliche Bruchlandung steht Christian Keller. Der Sportchef ist krachend an der - zugegeben, nicht ganz einfachen - Challenge gescheitert, die wirtschaftliche Sanierung des Klubs so zu gestalten, dass die Leistungsfähigkeit des Teams nicht zu sehr darunter leidet. Das sprach er bereits offen aus und gab zu, sich in der Beurteilung des von ihm zusammengestellten Kaders schlichtweg vertan zu haben.

„Es war im Gesamtkontext schon vor Saisonbeginn zu erwarten, dass wir um den Klassenerhalt kämpfen werden“, schilderte der 47-Jährige im April in einem Interview mit der Kölnischen Rundschau und räumte dabei selbstkritisch ein: „Ich war der Meinung, dass es mindestens drei Mannschaften geben würde, die wir bis zum aktuellen Saisonzeitpunkt auf jeden Fall hinter uns lassen. Das war eine Fehleinschätzung von mir. Da muss ich mir an die eigene Nase fassen.“

Tatsächlich waren die allermeisten Personalentscheidungen alles andere als glücklich. Neben dem langjährigen Kapitän Jonas Hector wurde auch der Abgang von Ellyes Skhiri nicht kompensiert, stattdessen holten die Domstädter Spieler wie Jacob Christensen oder Leart Pacarada, die ihre Eignung für die Bundesliga nie unter Beweis stellen konnten. Auf eine erstligataugliche Alternative zum verletzungsanfälligen Torjäger Davie Selke wurde ebenso verzichtet.

Was im Nachhinein jedoch fast noch schlimmer erscheint: Den Kölnern fehlte offenbar nicht nur der sportliche, sondern auch der juristische Weitblick. Zumindest wollte Keller seinen Kader im vergangenen Sommer angesichts des damals schwebenden CAS-Verfahrens nicht künstlich aufblähen, nur um für eine etwaige Transfersperre vorzubeugen. Die Strategie lautete vielmehr: die Mannschaft zusammenhalten und auf die Entwicklung der Talente setzen - was so gar nicht aufging.

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Während die FC-Bosse lange davon ausgingen, dass die drastische Entscheidung vom CAS wieder einkassiert werde und der Klub im Winter nachrüsten könne, blieben sie beim Internationalen Sportgerichtshof knallhart. Zugleich stellte das Team nahezu wöchentlich unter Beweis, wie viel Qualität fehlt, um in der Bundesliga bestehen zu können. Weder Steffen Baumgart noch sein Nachfolger Timo Schultz schafften es, daran etwas zu ändern.

Fällt Kölns Mannschaft auseinander?

Und jetzt? Sich nach guter, alter Tradition an Paragraf 3 des kölschen Grundgesetzes („Et hätt noch immer jot jejange“: Wird schon gutgehen) festklammern, ist wohl kein geeigneter Ratgeber mehr, so gefährlich ist die Lage diesmal. Dafür ein paar Kerzen im Dom anzünden und zum lieben Fußballgott sprechen, wäre sicherlich die bessere Option. Denn wegen der Transfersperre hat der Klub nicht mal die Möglichkeit, sein Team für die Zweitklassigkeit zu rüsten.

Im Gegenteil: Es droht, dass zahlreiche Stammkräfte den Verein noch verlassen werden. Die Arbeitspapiere von Torhüter Marvin Schwäbe sowie den beiden Innenverteidigern Timo Hübers und Jeff Chabot besitzen Ausstiegsklauseln, andere wie Davie Selke haben gar keine gültigen Verträge für die 2. Liga. Im Zweifel besteht Kölns Mannschaft bald zum größten Teil aus einer Kombination von Spielern, die bislang nur eine untergeordnete Rolle hatten, und einigen Nachrückern aus der Jugend.

Hinzu kommt der enorme Umsatzverlust, der mit diesem Abstieg zwangsläufig einhergeht. Nach Berechnungen des kicker fallen neben 6,5 Millionen Euro Einnahmen aus Sponsoring und Hospitality auch satte 29 Millionen Euro beim TV-Geld weg. Ein Rückgang um fast zwei Drittel der gesamten Medieneinnahmen, die den ohnehin schon verschuldeten Verein hart treffen werden. Viel lässt sich inzwischen nicht mehr schönreden - sollte man eigentlich denken.

Kurioses Interview von FC-Präsident

Geradezu grotesk mutete schließlich ein Interview an, in dem Präsident Dr. Werner Wolf kürzlich vom Ziel Wiederaufstieg in den nächsten beiden Jahren sprach. „Die größte Leistung der Geschäftsführung“ sei, „dass sie es geschafft hat, den Verein vor der Insolvenz zu bewahren“, schwärmte er dazu von seiner dreiköpfigen Geschäftsführung, die neben Keller auch aus Finanzboss Philipp Türoff und Marketing-Experte Markus Rejek besteht.

Von personellen Konsequenzen nach dem Absturz? Überhaupt keine Rede. „Diese Geschäftsführung hat geschafft, was in den 35 Jahren zuvor nicht gelungen ist – nämlich strukturell Geld zu verdienen. Das heißt, nicht auf Sondereffekte setzen zu müssen wie Transfereinnahmen, Europapokal-Teilnahme oder andere Sachen“, führte Wolf lieber aus. Wer die sportliche Lage nicht vor Augen hat, könnte gut und gerne denken, die Rheinländer stehen unmittelbar vor dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft.

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In der Fan-Szene herrschte aufgrund dieser Aussagen bei vielen Entsetzen. Nicht wenige Skeptiker befürchten eben, dass sich der Blick auch in der kommenden Saison primär nach unten als nach oben richten sollte. Zumal es mit dem FC Schalke 04 ein mahnendes Beispiel gibt, was passieren kann, wenn ein Traditionsklub ohne richtiges Konzept den schweren Gang in die Zweitklassigkeit antritt. Wille und Leidenschaft alleine reicht nicht.