Lothar Matthäus ist mit den Stars des FC Bayern nach der empfindlichen Niederlage geben Borussia Dortmund im Bundesliga-Klassiker hart ins Gericht gegangen. Der TV-Experte sprach Teilen der Mannschaft die Qualitäten ab, die es braucht, um für den deutschen Rekordmeister zu spielen.
Matthäus: Egal, ob Tuchel da ist
„Es gibt in dieser Mannschaft zu viele Spieler und vielleicht auch Menschen drumherum, die weder wissen noch vorleben, was es heißt, für Bayern München zu arbeiten“, erklärte Matthäus in seiner Kolumne für Sky.
Der 63-Jährige hinterfragte die Einstellung der Münchner, die beim „peinlichen“ 0:2 gegen den BVB enttäuscht hatten. „Es geht gegen Borussia Dortmund, den größten Konkurrenten der letzten Jahre und die halbe Welt schaut zu. Da dürfen nicht nur alle Fans, die für viel Geld ins Stadion kommen, darauf vertrauen, dass ihre Helden sich für dieses Trikot zerreißen. Aber das haben sie ehrlich gesagt schon die halbe Saison nicht getan.“
„Keinen an der Seitenlinie? Interessant“
Im Gegenteil, alle paar Wochen liefere die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel „unerklärlich schlechte Leistungen“ ab: „Was besprechen die eigentlich, wenn sie sich immer wieder mal zu einem Team-Abend treffen? Sie sollten dann nicht nur ihr Steak essen und ein Gläschen Wein trinken, sondern Tacheles reden.“
Gegen Dortmund habe nur Joshua Kimmich Normalform gezeigt. Dieser habe nach der Partie einen Satz gesagt, der „mich hat aufhorchen lassen.“
Der Bayern-Star hatte erklärt, dass es im Duell mit dem BVB „keinen an der Seitenlinie“ brauche, der für die nötige Motivation sorge. „Keinen, der an der Linie steht? Interessant“, befand Matthäus - und stellte eine brisante These auf.
„Man kann das auch so deuten, dass diese Bayern-Mannschaft vor allem in wichtigen Spielen überhaupt niemanden braucht, der ihnen sagt, was sie zu tun hat“, mutmaßte der Rekordnationalspieler weiter. Wenn die Bayern-Stars wirklich gewollt hätten, wäre Dortmund seiner Meinung nach chancenlos gewesen.
Daher sei er sich auch sicher, dass Bayern im Viertelfinale der Champions League gegen den FC Arsenal ein anderes Gesicht zeigen werde: „Weil es um was geht. Weil es um die letzte Möglichkeit geht, einen großen Titel zu gewinnen. Und ich glaube, dass es egal ist, ob dann Thomas Tuchel an der Linie steht oder sonst wer.“
Matthäus-Vorwurf an Tuchel
Tuchel selbst machte Matthäus derweil einen konkreten Vorwurf.
Neben der „unterirdischen Leistung“ störte den Ex-Profi vor allem, dass Tuchel die Schiedsrichter kritisiert hatte: „Sich danach über mögliche Elfmeter zu beschweren, hätte er sich nach so einer katastrophalen Vorstellung auch schenken können. Das macht man als Bayern München nicht.“
Die seit einigen Jahren anhaltende Entwicklung des FCB müsse „langsam ein Ende haben. Das ist bald nicht mehr der Verein, den ich kenne, vor allem wenn ich auf die Leistungen auf dem Platz schaue.“
Als Tuchel-Erben favorisiert Matthäus Bayerns Ex-Trainer Julian Nagelsmann. Dessen Rückkehr „könnte unter den aktuellen Voraussetzungen richtig gut werden.“