Julian Nagelsmann und der FC Bayern: Klappt es im zweiten Anlauf? Der Bundestrainer ist einer der verbliebenen Trainerkandidaten beim deutschen Rekordmeister. Für eine Rückkehr zu seinem Ex-Klub gibt es gute Argumente - und Bedingungen.
Nagelsmanns zweite Chance sinnvoll?
Wunschkandidat Xabi Alonso hat sich für einen Verbleib bei Bayer Leverkusen entschieden, und die Nagelsmann-Lösung hat prominente Fürsprecher. Erste Annäherungen soll es zwischen dem 36-Jährigen und den Münchner schon gegeben haben.
Ja, es ist gerade mal etwas mehr als ein Jahr her, als Nagelsmann von den Bayern vom Hof gejagt wurde. Dass eine Rückkehr des jetzigen Bundestrainers wieder realistisch ist, liegt auch an den Signalen, die aus seinem Lager zu vernehmen sind.
FC Bayern: Nagelsmann soll Rückkehr „offen gegenüberstehen“
Der gebürtige Landsberger soll einer möglichen zweiten Bayern-Amtszeit laut Bild „offen gegenüberstehen“. Dass sie überhaupt eine realistische Option ist, hängt auch damit zusammen, dass die damals verantwortlichen Personen im operativen Geschäft komplett ausgetauscht wurden.
Statt Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn, die Nagelsmanns Rausschmiss zu verantworten hatten, haben nun Max Eberl und Jan-Christian Dreesen das Sagen an der Säbener Straße.
Das allein ist aber keine Garantie für ein Comeback. Sollte es zu einer erneuten Liaison zwischen den Münchnern und Nagelsmann kommen, müssten einige Voraussetzungen erfüllt sein.
Auch Nagelsmann selbst ist hier gefordert. Schließlich war er während seiner knapp zweijährigen Zeit beim FC Bayern ein ums andere Mal auch in die Kritik geraten. Er habe zu kompliziert trainiert und damit einige seiner Stars teilweise überfordert, wurde unter anderem behauptet.
So sorgte Nagelsmann für Ärger
Auch der Umgang mit seinen Spielern in der Öffentlichkeit kam nicht überall gut an. Vor allem mit einer kuriosen Aussage vor dem Achtelfinal-Hinspiel in der vergangenen Champions-League-Saison bei Paris Saint-Germain sorgte er für Unmut.
Er hatte seine Stars mit Kindern verglichen: „Dann sage ich, ich schimpfe sie nur, weil ich weiß, dass da noch viel Potenzial da ist.“
Flapsige und unbedarfte Aussagen kamen aber auch bei der Konkurrenz nicht immer gut an. Als er beispielsweise öffentlich über die Chancen der Bayern spekulierte, Harry Kane von Tottenham Hotspur loszueisen, war der damalige Spurs-Trainer Antonio Conte ‚not amused‘. Das sei ein wenig respektlos gewesen, ließ er wissen.
Nagelsmann räumt Fehltritte während Bayern-Zeit ein
Nagelsmann wiederum hatte wohl auch an solche verbalen Fehltritte gedacht, als er im Dezember vergangenen Jahres ein paar Schwächen in seiner Außendarstellung einräumte.
Dass Kane mittlerweile tatsächlich bei den Bayern gelandet ist, könnte Nagelsmann bei einer Rückkehr nach München zugutekommen, musste er sich doch in seiner Zeit als Bayern-Trainer zunächst mit dem wechselwilligen Robert Lewandowski herumschlagen.
Die Art und Weise, wie der Stürmerstar seinen Transfer zum FC Barcelona durchdrückte, hatte Nagelsmann nach SPORT1-Informationen dermaßen verärgert, dass er ihm schließlich keine Träne nachweinte.
Das Problem: Mit Sadio Mané wurde ein Nachfolger verpflichtet, der Lewandowski auf dem Feld nicht ansatzweise ersetzen konnte und auch abseits davon häufig für Reibereien sorge. Mit dem Vorzeigeprofi Kane sollte Nagelsmann die Probleme, die er mit Lewandowski und Mané hatte, nicht bekommen.
Erleichtern dürfte eine Rückkehr auch der gute Draht zu Joshua Kimmich. Der Defensiv-Allrounder machte auch nach der Trennung der Bayern von Nagelsmann keinen Hehl daraus, dass er den Trainer sehr schätzt.
Nicht zufällig ließ er sich zunächst vom Bundestrainer auf die eigentlich ungeliebte Rechtsverteidiger-Position setzen, ehe er auch unter Tuchel bei Bayern rechts hinten spielte.
Nagelsmann stellt indirekt Bedingungen für erneutes Bayern-Engagement
Welche Bedingungen Nagelsmann selbst für eine Rückkehr zum FCB stellt, hatte dieser im März bei einer Medienrunde mit Fans der deutschen Nationalmannschaft eher beiläufig angedeutet. „Es heißt immer, der Trainer sei die wichtigste Person im Verein. Und es ist skurril, dass man immer die wichtigste Person zuerst rauswirft. Da stimmt etwas nicht“, sagte er.
Der DFB-Coach wünscht sich mehr Geduld mit seiner Zunft. Sein ehemaliger und womöglich auch zukünftiger Verein dürfte sich bei dieser Kritik durchaus angesprochen fühlen, zumal er noch mit Bezug auf Tuchels aktuelle Situation konkretisierte: „Am Ende ist es normal, dass nicht immer nur eine Mannschaft Meister wird. Das ist normal und das ist auch gesund.“ Als Beispiel verwies er auf die Ligen in England und Spanien.
Auf die nötige Geduld der neuen Bayern-Bosse könnte er zumindest bei Eberl hoffen. Der Sportvorstand ließ jedenfalls schon einmal durchblicken, dass er den Trainer nicht gleich bei den ersten Problemen vor die Tür stellen würde.
„Man kann dem Trainer den Rücken stärken. Das hat meine Vita auch gezeigt: Ich halte sehr lange an Trainern fest“, sagte er nach dem Rückspiel im Champions-League-Viertelfinale gegen Lazio Rom.
Unter den neuen Voraussetzungen, darauf weist nicht zuletzt dieses Zitat hin, könnte Nagelsmanns tatsächlich seine zweite Bayern-Chance bekommen.