Als Jubilar Thomas Müller nach 84 Minuten beim Stand von 5:0 vom Feld ging, waren er und sein Trainer Thomas Tuchel zu Scherzen aufgelegt.
Was Müller und Tuchel tuschelten
Nachdem der Coach des FC Bayern seinen Routinier unter der Woche in der Champions League gegen Arsenal noch 90 Minuten auf der Bank hatte schmoren lassen, berief er ihn fürs Spiel bei Union Berlin in die Startelf – zum 400. Mal in Müllers Bundesliga-Karriere.
Der 34-Jährige erzielte beim 5:1 in der Hauptstadt einen Doppelpack, zahlte das Vertrauen seines Trainers also zurück – zumindest auf dem Papier, wie beide hinterher witzelten.
Worüber Tuchel und Müller nach der Auswechslung scherzten
„Absolut“ harmonisch sei das Gespräch bei der Auswechselung gewesen, scherzte Müller bestens gelaunt im Sky-Interview: „Er hat gesagt, die Tore waren natürlich super, aber den Rest des Spiels hat er leider auch beobachtet.“
Was der lachende Müller und sein Trainer, der das Grinsen hinter einem Schal verbarg, meinten: Abseits der Treffer fand man die Leistung durchwachsen.
Müller freute sich zwar über seine Tore, bilanzierte aber auch kritisch: „Ich war spielerisch heute gar nicht so zufrieden, habe nicht so viele Bälle in der gefährlichen Zone an den Mann gebracht oder behalten können.“
Tuchel teilte diese Meinung offenbar, berichtete nach dem Spiel grinsend: „Ich habe ihm gesagt: Herausragendes Spiel – nicht nur wegen der zwei Tore. In Anführungszeichen.“
Darf Müller gegen Real Madrid ran?
73 Prozent Passquote, kein „entscheidender Pass“ laut whoscored.com, 40 Prozent Zweikampfquote - Müllers Statistiken waren ordentlich, wer Kritikpunkte suchte (wie der Bayern-Star selbst), fand sie abseits der Tore schon auch.
„Aber ich habe mich von sowas noch nie unterkriegen lassen“, versicherte der selbstkritische Doppelpacker jedoch: „Als Offensivspieler geht es immer um die nächste Aktion.“ Und um das nächste Spiel – das Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid zum Beispiel.
Im Kracher gegen die Königlichen (Hinspiel am 30. April) könnte Müller immerhin seinen 150. CL-Auftritt hinlegen. Nach dem Dauer-Bankplatz gegen Arsenal gibt es immerhin ein Einsatz-Versprechen vom Trainer – so halb.
„Ich habe gesagt, dann kriegt er den (150. CL-Einsatz, Anm. d. Red.) im Halbfinale“, sagte Tuchel am Samstag und schränkte ein: „Den muss er sich dann trotzdem verdienen.“
Ewige Diskussion um Müller und Tuchel: „Bin kein Dummkopf“
Müller selbst sah die Diskussion um sich und Tuchel ohnehin entspannt.
„Völlig egal“ sei es, ob er gegen Real spiele. „Wichtig ist, dass wir eine Mannschaft bringen, die gewinnt. Wer welche Minuten sammelt, ist wirklich völlig egal“, betonte der Routinier, der seit Tuchels Amtsantritt medial ein Aufstellungs-Dauerbrenner ist – Stichwort: Kein Thomas-Müller-Spiel.
„Es ist immer ein nettes Spielchen und ich finde es auch amüsant, dass dann doch immer die klassische Müller-Frage kommt. Jeder will Zeitungen und Klicks verkaufen, ich bin kein Dummkopf. Aber am Ende des Tages ist es schon ein bisschen zäh für den Trainer“, nahm Müller Tuchel in Schutz: „Er stellt so auf, wie er meint, dass er am besten gewinnt. Manchmal bin ich dabei – und manchmal nicht. Wenn ich von der Bank komme, haue ich auch alles rein.“
In Berlin tat er das auch in der Startelf und bestätigte damit Tuchels Hoffnung, „dass unsere Beziehung so offen und ehrlich und wertschätzend ist, dass sie auch das aushält. Er ist professionell genug, das wegzustecken.“
So hatte Tuchel auf der PK am Freitag Müllers CL-Bankplatz kommentiert – den Beweis erbrachte der Bayern-Star dann in Berlin.