Bayern-Sportvorstand Max Eberl hatte vor einigen Wochen angekündigt, bis Ende April einen Nachfolger für den im Sommer abwandernden Thomas Tuchel präsentieren zu wollen. Doch das Ende des Monats rückt immer näher und der Druck, das Vorhaben einzuhalten, wächst.
Plötzlich doch Bayerns beste Option?
Indes hat sich das Kandidatenfeld für den vakanten Trainerposten zunehmend gelichtet: Nachdem sich Wunschlösung Xabi Alonso zu Meister Bayer Leverkusen bekannt hatte, unterschrieb Bundestrainer Julian Nagelsmann am Freitag einen neuen Vertrag beim DFB.
In der Folge rückt bei der Trainersuche der Münchner ein Name, der eigentlich schon abgeschrieben wurde, wieder verstärkt in den Fokus: Ralf Rangnick, derzeit Trainer der österreichischen Nationalmannschaft.
FC Bayern: Rangnick „kommt auf alle Fälle infrage“
Ex-Nationalspieler Steffen Freund sorgte am Sonntag im STAHLWERK Doppelpass mit Aussagen über den Fußballlehrer für Aufsehen. „Rangnick habe ich gerade erst getroffen, der kommt auf alle Fälle grundsätzlich infrage, weil er dafür auf jeden Fall offen ist, das kann er sich nach der EM vorstellen“, verdeutliche der Europameister von 1996 mit Blick auf die vakante Stelle beim FC Bayern.
Obwohl Freund nicht explizit von einem Interesse Rangnicks am Trainerposten bei den Bayern sprach, decken sich die Aussagen des 54-Jährigen mit SPORT1-Informationen. Wie bereits berichtet, gehört der 65-Jährige weiter zu den potenziellen Kandidaten und es fanden bereits Telefonate mit den Bossen des Rekordmeisters statt.
Dass Rangnick nun Bayers beste Option sein könnte, liegt auch an den verbleibenden Kandidaten. Der dreimalige Weltfußballer Zinédine Zidane ist entgegen anderslautender Berichte aus Spanien keine realistische Option bei den Bayern. Das machte am Samstag auch Eberl sehr deutlich.
Roberto De Zerbi, der derzeit für Brighton & Hove Albion in der Premier League tätig ist, steht zwar weiterhin auf der Liste, schart mit acht Leuten aber ein zu großes Trainerteam um sich. Der FC Bayern will sich ungern vereinnahmen lassen.
Effenberg warnt: „Wird nicht einfach bei Bayern“
Führt an Rangnick demnach kein Weg vorbei? SPORT1-Experte Stefan Effenberg beurteilt die Personalie kritischer. „Ralf Rangnick braucht das absolute Sagen, er will allein entscheiden. Allein das wird schon mal nicht einfach bei Bayern“, kommentierte der ehemalige Bayern-Spieler.
Laut dem 55-Jährige gibt es - wie schon bei Nagelsmann - einzelne Widerstände aus den oberen Etagen der Münchner: „Auch Leute wie etwa Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge, die weiterhin großem Einfluss haben, sind nicht so überzeugt von der Personalie Ralf Rangnick.“ Möglicherweise spielt dabei auch eine Rolle, dass Rangnick und Hoeneß in der Vergangenheit mehrfach aneinandergeraten sind.
Effenberg hält es ohnehin für unwahrscheinlich, dass Rangnick seinen Job als österreichischer Nationaltrainer aufgibt: „Wenn ein Rangnick etwas aufbaut, jetzt EM spielt und klar und deutlich sagt, er wolle den erfolgreichen Weg weitergehen bis zu seinem Vertragsende 2026, dann kann ich mir bei Rangnick nicht vorstellen, dass er sich nach der EM dann verabschiedet.“
Vor gut zwei Wochen hatte der langjährige Bundesliga-Coach bekräftigt, dass er auch nach der bevorstehenden Europameisterschaft in Deutschland seine Arbeit als Österreich-Trainer fortsetzen wolle.
Tuchel-Nachfolger: Matthäus lobt Rangnick
Fest steht: Rangnick ist ein absoluter Fußball-Fachmann, seine fachlichen Kompetenzen sind unbestritten. Der Schwabe arbeitete vor seiner Zeit beim ÖFB jahrelang als Vereinstrainer für RB Leipzig, Schalke 04 oder die TSG Hoffenheim. Zudem gab es vor Österreich ein halbjähriges Intermezzo bei Manchester United.
Angesichts dieser Vita sprach sich Lothar Matthäus bereits für den 65-Jährigen als Tuchel-Nachfolger aus. „Ralf Rangnick muss sich auf der Liste befinden, die Max Eberl erstellt hat“, betonte der Rekordnationalspieler in seiner Rolle als Interwetten-Botschafter.
„Wo er gearbeitet hat, hat er immer erfolgreiche Arbeit geleistet. Er hat attraktiven Fußball spielen lassen, auch jetzt mit den Österreichern, das hat man gegen Deutschland gesehen“, schwärmte Matthäus von Rangnick.
Erneute Verhandlungen mit dem FC Bayern?
Zudem setze er auf jungen Spieler - „der Weg, den auch die Bayern unter Eberl zum Teil einschlagen wollen“. Dazu passt: Rangnick wohnt in der Nähe von Salzburg - ein Katzensprung in die bayerische Landeshauptstadt.
Schon in der jüngeren Vergangenheit gab es Annäherungsversuche. 2019 kam es bei der Suche nach einem Nachfolger für Niko Kovac sogar zu Verhandlungen zwischen Rangnick und Karl-Heinz Rummenigge.
Nun könnte es wieder dazu kommen. Um das von Eberl ausgerufene Ziel fristgerecht zu erreichen, sollten die Bayern - wenn sie denn Rangnick nach München holen wollen - so schnell wie möglich aktiv werden. Schließlich hängt von dem zukünftigen Trainer auch die detaillierte Kaderplanung für die kommende Saison ab.