Es ist im Grunde nur noch peinlich, wie sich der VfL Wolfsburg in der Bundesliga präsentiert. Einzig Aufsteiger Darmstadt, im Vergleich zum wohlhabenden VW-Klub mit einem Winzig-Etat ausgestattet, hat in der Rückrunde noch weniger Punkte geholt. Im aktuellen Bundesliga-Jahr 2024 stehen die Wolfsburger auf einem direkten Abstiegsplatz und, das muss man mittlerweile ganz ehrlich sagen, hätten den Gang ins Unterhaus redlich verdient!
Wolfsburg? Was für eine Luftnummer!
Das Fußball-Unternehmen von VW ist eine Geldverbrennungsanlage. Über 70 Millionen Euro investierten sie vor der laufenden Saison allein in Ablösesummen. Die hohen Gehälter, die sie nach wie vor in Wolfsburg zahlen, sind da noch nicht inkludiert. Sportlichen Erfolg haben sie schon länger nicht mehr.
Auch in dieser Saison war Wolfsburg wieder nicht im europäischen Fußball vertreten. Was die Konzernzentrale enttäuschte, da ihre stolze Marke natürlich über die Grenzen Deutschlands strahlen muss. Doch genau das sollte zum großen Trumpf werden. Ohne die Zusatzbelastung, also ohne die Spiele und vor allem die Ablenkung unter der Woche, das war der Plan, konnte man sich ja komplett auf die Bundesliga konzentrieren. In Ruhe trainieren, Spielformen und Abläufe studieren, ohne von der Reiserei immer wieder unterbrochen zu nerven. Was für eine Luftnummer!
Wolfsburgs Plan geht nicht auf
Im Gegensatz zur Konkurrenz aus Dortmund, Frankfurt oder Freiburg, die alle auch im Europapokal spielten, schmierten die Wolfsburger in der Bundesliga kolossal ab.
Im Kern steht dem anderen deutschen Werksklub, Bayer Leverkusen, doch kaum mehr zur Verfügung als dem VfL Wolfsburg. Doch der Vergleich der beiden kritisch beäugten Fußballprojekte zeigt wunderbar, dass es im Profigeschäft eben keine besondere Kunst oder sogar Alleinstellung mehr ist, große Budgets zur Verfügung zu haben, sondern dass die entscheidende Klasse darin besteht, die viele Kohle in Qualität umzuwandeln. Die PS auch auf die Straße zu bringen. Wie es nicht geht, zeigt Wolfsburg.
Wenn doch wenigstens eine Linie zu erkennen wäre, eine Idee, nach der sie spielen. Etwas, für das der VfL Wolfsburg fußballerisch steht. Doch dazu fehlt allem Anschein nach die ordnende und, ganz wichtig, autoritäre Hand. Marcel Schäfer (39), der bisherige Geschäftsführer, holte noch den neuen Trainer Ralph Hasenhüttl, schied vergangene Woche dann aber plötzlich selbst aus seinem Amt aus, weil er seit geraumer Zeit, so erzählt es die Branche, an einen Wechsel nach Leipzig dachte. Und Gespräche führte.
Hasenhüttl, der seinen 26-jährigen Sohn Patrick als Co-Trainer mit zum VfL brachte, krempelt die Mannschaft nun im Saisonfinale noch einmal um. Der Österreicher gilt als großer Anhänger aggressiven Gegenpressings, dem ordnet er vieles unter. Fast alles. Beim 0:3 in Leipzig fanden sich mit Joachim Maehle, Jonas Wind, Mattias Svanberg und Lovro Majer vier Spieler auf der Ersatzbank wieder, die in dieser Saison bislang zu den erfolgreichsten Offensivspielern zählten. Majer war für 25 Millionen Euro von Stade Rennes gekommen, Maehle für zwölf Millionen aus Bergamo.
Ob Hasenhüttl die Mannschaft noch stabilisiert bekommt, das Potenzial hat der Kader ja durchaus, ist eines der interessantesten Fragezeichen für die letzten Saisonwochen. Samstag gegen Bochum (ab 15.30 Uhr im LIVETICKER) ist Mentalität gefragt, bei einer Niederlage winkt erstmals der Relegationsrang. Die Wolfsburger, vielleicht als kleiner Rat, sollten ihren Klassenerhalt vor dem 33. Spieltag besiegelt haben. Denn zum Abschluss warten Bayern und Mainz. Und die sind, nach aktueller Lage, beide eine Nummer zu groß für sie.