Max Eberl ist derzeit nicht zu beneiden. Zwar hat der Sportvorstand des FC Bayern seit 1. März seinen Traumjob inne, doch süße Träume dürften ihm die Aufgaben beim Rekordmeister vermutlich nicht bescheren.
Bayerns derzeit wichtigster Mann
Der 50-Jährige muss schnellstmöglich - wenn es nach ihm selbst geht, noch im April - einen neuen Trainer für den FCB präsentieren. Das Problem: Entweder bekennen sich die Kandidaten zu ihren aktuellen Vereinen, stehen aus anderen Gründen nicht zur Verfügung, wollen lieber Bundestrainer sein oder haben bereits eine problematische Bayern-Vergangenheit hinter sich.
Eberl positioniert sich zwischen Hoeneß und Rummenigge
Hinzu kommt, dass sich Eberl im komplizierten Machtgefüge zwischen Tegernsee, Grünwald und Säbener Straße zurechtfinden und dabei Fehler vermeiden muss. Immer wieder gerät er damit in die Situation, öffentlich jene Baustellen bearbeiten zu müssen, die andere aufgemacht haben.
Das gelingt dem Sportvorstand aber bisher bestens. Eberl sagt kluge Dinge und unterlässt es gleichzeitig, unkluge Dinge von sich zu geben. Er steht seinen Mann.
Medial tritt Eberl stark auf
Bestes Beispiel: Sein Interview am Samstagabend bei Sky. Es war der erste Auftritt Eberls nach der Verkündung von Julian Nagelsmann, Bundestrainer zu bleiben. Zahlreiche Experten und Fans bewerteten das als klare Absage an den FCB. Teils war sogar von einer schallenden Ohrfeige für die Münchner die Rede.
Doch dem Sportvorstand gelang es, dem Thema schnell einen für die Bayern positiven Spin zu verleihen. „Wir haben mit Julian gesprochen. Irgendwann hat man gemerkt, der Stachel von damals sitzt noch tief, die Trennung ist zu frisch“, sagte Eberl und fügte an: „Ich würde es nicht als Absage bezeichnen, er hat sich für den DFB entschieden. Das freut mich für den deutschen Fußball.“
Innerhalb kürzester Zeit konnte der Bayern-Boss damit den Wind einigermaßen drehen. Zugespitzt konnte man seine Botschaft nämlich so verstehen: Nagelsmann kann alte Wunden nicht professionell beiseiteschieben und scheut daher ein neues Engagement an der Säbener Straße. SPORT1-Informationen zufolge fasst der Bundestrainer diese Aussage durchaus als kleines Foul auf.
Umgekehrt könnte es Eberl nicht gefallen haben, dass Nagelsmanns Berater Volker Struth im Podcast „Spielmacher“ verkündet hatte, dass es zwischen seinem Klienten und den Bayern Verhandlungen gebe.
Dass dies direkt nach Abpfiff des Spiels des Rekordmeisters gegen Arsenal bekannt wurde, gab Eberl und den anderen FCB-Verantwortlichen keinerlei Vorlaufzeit, sich entsprechend auf die Fragen der Reporter vorzubereiten. Dass der Sportvorstand trotzdem entspannt blieb, hat dem Klub in der öffentlichen Wahrnehmung geholfen.
Sportvorstand wird beim FC Bayern geschätzt
Klubintern ist man von Eberls Medienarbeit begeistert. Der 50-Jährige nimmt regelmäßig Druck vom Kessel und erhöht wenn nötig die Schlagzahl. Dass er nach der Blamage in Heidenheim davon sprach, die Trainersuche beschäftige ihn aktuell „einen Scheißdreck“ sorgte bei manchen Beobachtern für Verwunderung, fand man klubintern aber richtig und gut.
Bleibt nur abzuwarten, wie sich Eberl zwischen den verschiedenen Kräften hinter den Kulissen positioniert. Er selbst war gemeinsam mit Sportdirektor Christoph Freund ein Verfechter einer Nagelsmann-Verpflichtung und hatte dabei den Segen von Klub-Patron Uli Hoeneß. Schließlich setzte sich allerdings Karl-Heinz Rummenigge als Kopf der Kritiker einer solchen Rückholaktion durch.
Eberl ging daraus aber nicht als Verlierer vom Platz. Bei der Trainersuche setzen alle im Klub weiterhin auf seine Expertise und seine Spürnase. Er ist federführend dafür zuständig, einen geeigneten Coach zu finden.
Eberl bleibt aktuell Bayerns wichtigster Mann. Er ist an allen Fronten gefragt, denn sobald er einen Trainer gefunden hat, geht bereits der Kaderumbruch in die entscheidende Phase…