Ralf Rangnick soll Österreich bei der Europameisterschaft in Deutschland trainieren, parallel aber auch die Saisonvorbereitung als kommender Coach beim FC Bayern vorantreiben. Ein Herkules-Projekt, wenn es denn so kommt.
Dieses Schicksal sollte Bayern warnen
Eine ähnliche Situation sollte Julen Lopetegui meistern. Und scheiterte.
Der Spanier wurde im Juli 2016 Nationaltrainer seines Heimatlandes und führte das Team souverän zur Weltmeisterschaft 2018 in Russland. Wenige Wochen vor der WM verlängerte Lopetegui sogar seinen Vertrag bis 2020 – mit einer folgenreichen Ausstiegsklausel, die letztlich zu einem Knall führte.
Madrid-Deal vor WM-Start
Drei Spiele vor dem Auftaktspiel Spaniens der WM gegen Portugal sickerte durch, dass Lopetegui nach dem Turnier neuer Trainer von Real Madrid wird.
„Die Verhandlungen haben ohne Kenntnis des spanischen Verbandes stattgefunden. Zumindest bis fünf Minuten vor der offiziellen Bekanntgabe. Es gibt Verhaltensformen, die man einhalten muss“, konstatierte Verbandspräsident Luis Rubiales.
Ein Fakt, der den spanischen Verband blitzschnell handeln ließ. Einen Tag nach der Wechselverkündung wurde Lopetegui von der spanischen Trainerbank verbannt und ein neuer Trainer musste her.
Hierro springt ein
„Wir stecken in einer komplizierten Situation, die komplizierteste, die man sich vorstellen kann“, hatte Rubiales im WM-Quartier des früheren Welt- und Europameisters in Krasnodar damals verkündet. Am Ende übernahm Fernando Hierro den Job.
Die Art und Weise, wie Real vorging, kam beim Verbandschef gar nicht gut an. „Wir hatten überhaupt keine Information über das“, sagte Rubiales. „Julen hätte es lieber gehabt, wenn die Dinge anders gehandhabt worden wären.“
Spagat oder Entscheidung?
Ein Verhandeln hinter dem Rücken gibt es zwischen Rangnick, dem österreichischen Fußball-Verband und dem FC Bayern indes nicht. Das Interesse der Münchener ist publik, der problematische Spagat zwischen EM-Trainer und FCB-Trainer den Parteien bewusst.
Spanien schied bei der WM im Achtelfinale gegen Russland nach Elfmeterschießen aus, für Lopetegui war bei Real Madrid nach zehn Spieltagen und einer 1:5-Niederlage im Clasico gegen den FC Barcelona Schluss.
Es folgte Santiago Solari auf der Madrider Bank, doch auch er konnte die Saison nicht mehr retten.
Im März kam es zu einem erneuten Trainerwechsel - es übernahm mit Zinedine Zidane ein Trainer, der auch bei den Bayern im Gespräch war.