Empfindliche Klatsche daheim gegen den SC Freiburg, wütende Fans und der Vorsprung auf die Abstiegsplätze schmilzt - der Niedergang von Borussia Mönchengladbach hat seinen bisherigen Tiefpunkt erreicht.
Gladbach-Legende schlägt Alarm
Vereins-Legende Roel Brouwers verfolgt die Entwicklung mit Sorge und schlägt im Gespräch mit SPORT1 Alarm. „Gladbach braucht jetzt auf jeden Fall mal ein paar Siege, um da wegzubleiben“, sagt der Niederländer mit Blick auf die Abstiegsplätze: „Es sind nur noch acht Punkte, also drei Spiele - das kann ganz schnell gehen!“
Die letzten Heimspiele gegen Freiburg (0:3) und den 1. FC Köln (3:3) verfolgte der 42-Jährige selbst im Borussia-Park und war erschrocken: „Da bekommst du gegen Freiburg und Köln sechs Gegentore. Das ist natürlich viel zu viel.“
Gladbach-Legende warnt: „Das ist schon bedenklich“
Der Ex-Verteidiger kritisiert die Abwehrarbeit der Fohlen deutlich: „Du musst dich cleverer anstellen, um die Tore zu verhindern. Es muss sich definitiv etwas ändern! Wie sie die Treffer kassieren, ist viel zu einfach. Der Gegner muss kaum etwas machen, um zu treffen. Das ist schon bedenklich.“
Während die Borussia im Derby gegen den FC wenigstens vorne selbst dreimal traf, gab es beim Freiburg-Debakel kaum eine Chance. „Das war schon sehr hart“, bilanziert der Niederländer. Besonders schwer getroffen hatte die Borussia zuvor auch das Aus im DFB-Pokal gegen Drittligist Saarbrücken.
Weigl? „War auf jeden Fall zu wenig“
Brouwers spielte selbst von 2007 bis 2016 für die Fohlen, erlebte von der Zweiten Liga bis zur Champions League alles mit. Im aktuellen Team vermisst er vor allem Leader.
„Es fehlen die Führungsspieler“, stellt der Ex-Profi klar und fragt rhetorisch: „Wer zieht die Mannschaft mit? Wer nimmt sie ins Schlepptau? Ko Itakura, von dem ich viel halte, war lange verletzt. Im Mittelfeld gab es viele Wechsel: Christoph Kramer, Manu Koné, immer wieder verletzt …“
Auf dem Papier sollte eigentlich gerade der Kapitän genau diese Leader-Rolle ausfüllen. „Julian Weigl hätte ein Spieler sein können, der die anderen mitnimmt. Solche Spieler holst du, um die Mannschaft zu führen“, stellt Brouwers klar und bemerkt kritisch: „Aber das war in dieser Saison auf jeden Fall zu wenig.“
Brouwers nimmt Seoane und Virkus in Schutz
Deshalb wünscht er sich auch Veränderungen: „Es muss sich etwas ändern. Es braucht mehr Persönlichkeiten, die Spieler mitnehmen können, um auch mal ein Spiel zu drehen oder eine Führung zu halten“, stellt der Ex-Profi klar.
Grundsätzlich, das stellt Brouwers klar, habe Gladbach aber „absolut die Qualität, um drinzubleiben.“ Die Kritik an Sportdirektor Roland Virkus, dem Nachfolger von Max Eberl, teilt er deshalb auch nicht. „Wenn man auf die Tabelle schaut, steht Gladbach nicht da, wo man stehen müsste. Aber wenn du die Mannschaft anschaust: Da ist genug Qualität, mehr als in so manchem Team, das jetzt vor Gladbach steht.“
Nachdem Gladbach schon nach den letzten beiden Spielzeiten den Trainer gefeuert hat, sieht er auch in einer Entlassung von Gerardo Seoane nicht die Lösung.
„Das müssen sich die Spieler verdienen“
Um sich vor dem Abstieg zu retten, müssen die Gladbach-Stars jetzt erst einmal wieder die Fans zurück ins Boot holen. Bei der Freiburg-Klatsche hatten die Zuschauer die Leistung auf dem Platz mit einem gellenden Pfeifkonzert quittiert.
„Du brauchst diese Unterstützung“, stellt Brouwers klar und hat Verständnis für die Fan-Wut: „Ein 0:3 zu Hause gegen Freiburg darf Gladbach nicht passieren.“
Der Kult-Spieler, der in seiner Gladbacher Zeit von den Rängen mit langgezogenen „Rooooeeeel“-Rufen gefeiert wurde, hofft, dass die Anhänger im Endspurt wieder hinter der Mannschaft stehen: „Aber das müssen sich die Spieler auch auf dem Platz verdienen!“
So lautet die deutliche Botschaft der Legende an die Gladbach-Stars dann auch: „Man muss sehen, dass gegen jedes Gegentor und um jeden Punkt gekämpft wird. Das war gegen Freiburg nicht immer der Fall.“