Es lief die 49. Minute, als Marcel Sabitzer für einen kurzen Augenblick glaubte, einen Dreierpack geschnürt zu haben. Beim Spiel seiner Dortmunder in Mönchengladbach (2:1) schoss der Österreicher einen Elfmeter, wohlgemerkt seinen zweiten des Nachmittags, platziert ins linke untere Eck.
Groteske BVB-Szene aufgeklärt
Allerdings setzte Sabitzer danach nicht, wie es normalerweise zu erwarten gewesen wäre, den Jubellauf in die naheliegende Gäste-Kurve an, sondern schaute nur verdutzt in die Richtung von Schiedsrichter Florian Badstübner und breitete fragend seine Arme aus. Der 30-Jährige meinte hinterher: „Ich glaube, das gab es noch nie.“
Wie sich herausstellte, lautete der Grund: Der Ball war noch gar nicht freigegeben. „Auf der Tribüne gab es irgendwo einen Pfiff - sowas gibt es ja immer wieder, dass oben so ein Witziger sitzt“, sagte Sabitzer: „Ich war nur fokussiert auf den Elfmeter, deswegen habe ich den einfach reingeschossen. Es wurde versichert, dass es (der Pfiff) nicht der Schiedsrichter war, deshalb haben alle kurz geschmunzelt.“
Deswegen jubelte der BVB verfrüht
Dann wurde es jedoch kurios. Erst, nachdem die Kugel eigentlich schon im Netz gelegen hatte, griff sich Badstübner ans Ohr und ließ seinen Elfmeterpfiff vom VAR checken. Eigentlich dachte der Unparteiische, dass Karim Adeyemi im Sechzehner von Jonas Omlin abgeräumt worden war und gab Elfmeter. Doch Gladbachs Keeper löffelte den Ball rechtzeitig mit den Händen weg, bevor er Adeyemis Laufweg durchbrach.
So schritt Badstübner zum Spielfeldrand und überprüfte das vermeintliche Foul. Das Ergebnis: Kein Elfmeter, kein 3:1 und ein verfrühter Jubel. Und sicherlich viel Verwunderung, nicht nur unter den 54.042 Zuschauern. „Es war ein bisschen verwirrend“, gab auch Sabitzer zu.
Sky-Experte Dietmar Hamann wetterte: „Man muss sich hinstellen und es erklären, die verkaufen uns ja alle für dumm. . Es ist eine Szene, da kann man Elfmeter pfeifen, muss man aber nicht. Die Szene hat also so stehen zu bleiben, wie sie gepfiffen wird. Er schießt den Torwart ab und der räumt ihn ab, das ist für mich Strafstoß. Wenn man ihn nicht gibt, verstehe ich es auch, aber es darf nicht umgedreht werden.“
Der frühere Bayern-Star weiter: „Es dauert dann dreieinhalb Minuten und ich frage mich was da passiert ist und was da so lange dauert.“ Keeper Gregor Kobel ergänzte: „Ich wusste gar nicht, dass sowas geht. Am Ende muss man aber sagen, dass alles okay war.“
Denn die BVB-Fans hatte trotzdem noch reichlich Grund zum Feiern. Dortmund feierte einen wichtigen 2:1-Sieg und meldete sich im engen Rennen um die Champions-League-Plätze zurück.
Adeyemi fliegt vom Platz
Schon in der ersten halben Stunde holten die Gäste aus wenigen Torchancen das Maximale heraus. Erst nutzte Sabitzer eine klasse Pass von Nico Schlotterbeck zur Führung (22.). Wenig später schnürte der Österreicher seinen Doppelpack vom Elfmeterpunkt (28.). Dessen Teamkollege Sébastien Haller musste schon in der Anfangsphase angeschlagen raus - das auch noch bei seinem Startelf-Comeback.
Die Gladbacher schafften es lediglich, sich noch vor der Halbzeit wieder ins Spiel zu bringen. Einen mit viel Effet getretenen Eckstoß von Franck Honorat köpfte der unbewachte Maximilian Wöber ins linke Eck (36.). Im Anschluss schnupperte Honorat sogar am Ausgleich, scheiterte aber aus spitzem Winkel an Gregor Kobel.
Auch von einer Gelb-Roten Karte gegen Karim Adeyemi (55.) konnten die Gladbacher nicht mehr profitieren. Der Flügelflitzer handelte sich schon vor der Pause eine völlig unnötige und seltsame Verwarnung ein. Die zweite toppt das nochmal, weil er in diesem Wissen den kreuzenden und vorbeieilenden Stefan Lainer herzhaft an die Schulter griff, so zu Fall brachte - und bei seinem Abgang Schiedsrichter Badstübner nur anlächelte.