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Abstiegs-Drama in Köln: "Das war kein Bundesliga-Niveau"

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Abstiegs-Drama in Köln: "Das war kein Bundesliga-Niveau"

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Der Glaube ist gestorben

Der 1. FC Köln taumelt immer mehr dem Abstieg entgegen und wirkt zunehmend hilflos. Nach der bitteren Niederlage gegen Darmstadt verlieren sogar die eigenen Fans den Glauben an ihre Mannschaft.
Der 1. FC Köln kassiert gegen den SV Darmstadt 98 eine bittere Pleite und taumelt dem Abstieg entgegen. Trainer Timo Schultz hofft nun auf einen besonderen Effekt.
Der 1. FC Köln taumelt immer mehr dem Abstieg entgegen und wirkt zunehmend hilflos. Nach der bitteren Niederlage gegen Darmstadt verlieren sogar die eigenen Fans den Glauben an ihre Mannschaft.

Man musste sich nicht weit vorwagen, um die Behauptung aufzustellen, dass dies der traurige Tiefpunkt einer ohnehin total verkorksten Saison war. Von den 50.000 Zuschauern, welche die Drehkreuze des Rhein-Energie-Stadions passierten, befanden sich rund die Hälfte schon frustriert auf dem Heimweg, als Schiedsrichter Dr. Matthias Jöllenbeck die so eminent wichtige Partie des 1. FC Köln gegen das Schlusslicht aus Darmstadt (0:2) beendete.

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Der noch verbliebene Rest entfachte derweil eine Atmosphäre, die es in sich hatte. Während der letzten Minuten herrschte zunächst eine bedrohliche Stille, weil Oscar Vilhelmsson gleich zu Beginn der Nachspielzeit einen Gäste-Konter erfolgreich abschloss und das Match vorzeitig entschied. Dann brach bei Spielschluss plötzlich ein gellendes Pfeifkonzert aus. „Wir haben die Schnauze voll“, schallte es dazu aus der Südkurve, also jenem Bereich des Stadions, in dem der harte Kern der Kölner Anhängerschaft steht.

Sämtliche Fahnen und Banner, welche die Fans mitgebracht hatten, waren da bereits eingeräumt. Aus den niedergeschlagenen Spielern sprach wiederum die pure Leere. Gesenkte Blicke, wohin auch immer man schaute. Keine Zuversicht mehr, nur noch Ratlosigkeit und Resignation – es wirkte, als wäre Köln bereits aus der Bundesliga abgestiegen. Timo Hübers fasste nach diesem Spiel, das sich die Redewendung „Not gegen Elend“ voll und ganz verdient hatte, treffend zusammen: „Wir wissen, dass die Situation angespannt ist. Das war ein absoluter Scheiß-Nachmittag.“

„Das war kein Bundesliga-Niveau“

Eigentlich war dieses Duell zum ersten „Endspiel“ im Abstiegskampf ausgerufen worden - ging es eben gegen eine Mannschaft, die letztmals am 1. Oktober gewonnen hatte. Doch die Domstädter traten nicht im Entferntesten wie ein Team auf, das seine finale Chance unbedingt nutzen wollte. Kein Wunder, dass die Emotionen nach dem Abpfiff hochkochten und die wütenden Fans ihre Spieler nochmal in die Südkurve riefen. Dort entlud sich der ganze Ärger.

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Als die Protagonisten bei den Ultras ankamen, wurde heftig debattiert. Viele Fans kletterten über den Zaun, positionierten sich direkt hinter der Bande und schimpften aus nächster Nähe auf die Akteure ein. Zogen Anhänger und die Mannschaft bis dato immer am gleichen Strang, kippte die Stimmung nun bedenklich. „Es ist eine ziemlich große Enttäuschung. Nicht nur bei den Fans und jedem, der es mit dem FC hält. Auch wir haben uns das ganz anders vorgestellt“, sagte Hübers und zeigte noch Verständnis für die bösen Reaktionen.

Zugleich richteten sich zahlreiche Unmutsbekundungen gegen Sportchef Christian Keller, der am Sonntag im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1 zu Gast sein wird. Während der Augenblicke, in denen die Kölner langsam vom Rasen schlichen, hallten „Keller raus“-Rufe unüberhörbar durch das Stadion in Müngersdorf. Nicht wenige sehen in dem 47-Jährigen den Hauptverantwortlichen für den drohenden Abstieg, da die von ihm zusammengestellte Mannschaft zu selten die nötige Performance liefert. Kürzlich offenbarte Keller sogar, sich im Leistungsniveau seines Kaders schlicht getäuscht zu haben.

„Ich bin zuständig für das Ganze und es ist dann okay, wenn die Leute ihren Wut rauslassen“, versuchte Keller die angespannte Lage noch einigermaßen sachlich zu bewerten und die negativen Reaktionen nicht an sich heranzulassen. Scharf kritisierte er hingegen seine Spieler, von denen Keller nach dem desaströsen Auftritt gegen Darmstadt nur sehr wenig begeistert war: „Ein bitteres Spiel mit einer ganz schlechten Leistung. Diesen Gegner muss man, wenn man Bundesliga-Anspruch hat, zuhause besiegen.“

FC-Stürmer Mark Uth sprach gar von einer Furcht vorm Scheitern, die das Team in den entscheidenden Momenten hemme. „Wir mussten dieses Spiel unbedingt gewinnen. Wenn du aber Angst hast zu verlieren, wird es schwierig. Der Frust der Fans ist nur berechtigt“ meinte der Routinier und fügte hinzu: „Im Training spielen wir manchmal Tiki-Taka - aber hier gehen wir raus und haben Angst.“ Wahrhaftig war der Auftritt der Rheinländer einmal mehr kläglich und ideenlos.

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„Scheißegal“-Stimmung für den Endspurt?

Gerade nach dem 0:1-Rückstand ließen die Kölner jede nennenswerte Gegenwehr vermissen und ergaben sich eher noch dem Schicksal. „Auf dem Papier stehen zwar 18 Torschüsse, wirklich gefährlich war davon aber fast nichts“, resümierte der maßlos enttäuschte und spürbar angefressene Trainer Timo Schultz. Mit dem Toreschießen tut sich sein Team schon die gesamte Saison schwer - es stellt mit lediglich 23 erzielten Treffern den harmlosesten Angriff der Liga.

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Allerdings war die Partie gegen die Hessen nicht nur ein offensiver Offenbarungseid, auch in anderen Bereichen stimmte nahezu gar nichts. Viele Stockfehler, miserable Ballannahmen, unzählige Missverständnisse, ständige Fehlpässe. So konnte sich Schultz nur mit Durchhalteparolen retten: „Es sind noch vier Spiele und es ist alles möglich. Vielleicht ist es die Gelegenheit, alles von Bord zu werfen, sodass wir eine ‚Scheißegal‘-Stimmung initiieren können.“ Sollte der direkte Konkurrent aus Mainz am Sonntag in Freiburg punkten, würde der Rückstand auf den Relegationsrang bis auf fünf Zähler anwachsen.

Klar, verloren wäre trotzdem noch nichts. Und doch hat sich an diesem Samstag die Wahrscheinlichkeit deutlich erhöht, dass es für den „Effezh“ bald nicht mehr gegen München, Dortmund oder Leverkusen geht - sondern gegen Elversberg, Paderborn und Fürth. Selbst für die eigenen Fans wäre alles andere als der siebte Abstieg der Vereinsgeschichte inzwischen eine große Überraschung.