Borussia Dortmund steckt in intensiven Planungen für die Zeit nach Boss Hans-Joachim Watzke - die Anzeichen auf eine Rückkehr von Sven Mislintat verdichten sich.
„Diamantenauge“ vor BVB-Rückkehr
Über den aktuellen Stand und was eine Verpflichtung von Mislintat für Sportdirektor Sebastian Kehl und Trainer Edin Terzic bedeuten würde, diskutieren SPORT1-Reporter Manfred Sedlbauer und BVB-Reporter Oliver Müller in einer neuen Ausgabe des SPORT1-Podcasts „Die Dortmund-Woche“.
Warum Mislintat in Dortmund so einen guten Ruf hat
Der Name Mislintat schwirrt schon seit einiger Zeit in Dortmund umher. Nun nimmt die Rückkehr des ehemaligen Chefscouts immer deutlichere Konturen an.
Klar ist: BVB-Boss Hans-Joachim Watzke wird den Verein im Herbst 2025 verlassen. Die sportliche Gesamtverantwortung plant der 64-Jährige aber schon zum Ende der Saison abzugeben.
Logisch ist deshalb auch, dass sich die sportliche Führung neu aufstellen wird. Wäre Mislintat also tatsächlich eine Bereicherung für den BVB? „Seinen Spitznamen hat er nicht von ungefähr“, meint Sedlbauer mit Blick auf Mislintats Ruf eines Diamantenauges, wie der 51-Jährige wegen seiner Fähigkeit genannt wird, junge Talente frühzeitig zu entdecken.
So auch geschehen bei Spielern wie Jadon Sancho, Shinji Kagawa, Ousmane Dembélé und auch Pierre-Emerick Aubameyang, die Mislintat einst zu Schwarz-Gelb lotste. Nicht nur deshalb sei sein Ansehen bei Watzke enorm hoch, heißt es.
Über den BVB, Arsenal und den VfB zu Ajax
Mislintat war bereits im Sommer 1998 zur Borussia gekommen: Zunächst als Spielanalyst, dann in verschiedenen Positionen in der Scouting-Abteilung. Anschließend war der gebürtige Westfale bis zu seinem Abschied im November 2017 für knapp ein Jahr als Direktor Profifußball tätig.
Es folgten ein gut einjähriges Engagement bei Arsenal als Leiter der Scouting-Abteilung, ehe Mislintat zum VfB Stuttgart wechselte und dort das Amt des Sportdirektors ausübte.
Zuletzt war Mislintat bei Ajax Amsterdam als Technischer Direktor unter Vertrag, musste nach seinem Amtsantritt im Mai 2023 aber schon vier Monate später wieder gehen.
„Die Arbeit in Amsterdam kann man nicht bewerten. Aber sonst hat Mislintat auf all seinen Stationen exzellente Arbeit geleistet. Er hat eine enorme Expertise und ist bestens vernetzt, auch international“, lobt BVB-Reporter Müller. Zweifel daran, dass der ehemalige Chefscout dem BVB weiterhelfen könnte, hat der Insider daher nicht.
Dennoch weist der BVB-Reporter auch auf Probleme mit Mitarbeitern hin, die Mislintat in seiner Position als Sportdirektor beim VfB gehabt haben soll. Das Aus in Amsterdam begründen die Ajax-Bosse ebenfalls mit dem „Fehlen eines breiten Rückhalts in der Organisation“.
Belastetes Verhältnis zwischen Kehl und Mislintat?
Schon 2021 war Mislintat übrigens ein Thema in Dortmund. Damals stand er als potenzieller Kandidat für den Posten des Sportdirektors parat. Doch es kam anders: Kehl, damals Leiter der Lizenzspielabteilung, trat die Nachfolge von Michael Zorc an.
Das Verhältnis zwischen Kehl und Mislintat scheint ohnehin vorbelastet - auch durch Aussagen Mislintats im Sommer, als er noch in Amsterdam tätig war. Damals verzichtete der BVB auf die Verpflichtung von Edson Álvarez, der noch für Ajax spielte - und dann nach West Ham, in die Premier League wechselte. Stattdessen nahm Sportdirektor Kehl Felix Nmecha unter Vertrag.
„Dortmund und die Álvarez-Seite waren in ihren Gesprächen meines Wissens extrem weit. Ich habe fest damit gerechnet, dass die Borussia ihn holt“, sagte Mislintat hinterher im kicker - und behauptete: „Es gab nie ein offizielles Angebot der Borussia an uns.“
Welche Position Mislintat beim BVB besetzen soll, ist laut den Podcastern aber noch völlig offen. „Wie angespannt diese Zusammenarbeit werden würde, hängt vor allem mit Mislintats Forderungen zusammen. Wenn er einfach ‚nur‘ Chefscout werden will und ihm Job-Titel egal sind, wird es keine Probleme geben“, meint Müller, betont aber, dass sich beide „zusammenraufen müssen“.
Stallgeruch statt frischer Wind - ein BVB-Problem?
Mislintat wäre eine externe Lösung, die wieder einmal in die Kategorie „Stallgeruch“ fällt. Vor allem die BVB-Fans kritisierten in jüngster Zeit oft, dass es an frischem Wind fehle. „Ähnlich wie bei der Verpflichtung der neuen Co-Trainer Nuri Sahin und Sven Bender, die einen guten Job machen. Und trotzdem finde ich, dass ein gewisser Input von außen dem BVB auch mal guttun würde“, zweifelt Sedlbauer an.
Müller sieht darin „kein allzu großes Problem, sollten die Dortmunder nach Mislintat noch jemanden dazuholen, der noch nicht im Verein war oder ist. Vielleicht ja sogar einen neuen Trainer.“
Was passiert mit Kehl und Terzic?
Die Beförderung von Kehl in die Geschäftsführung erscheint nicht nur durch die eigenen Aussagen des Sportdirektors im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1 als „logische Lösung“ - Kehl hatte vor wenigen Wochen dazu in der Sendung mehr oder weniger ein mündliches Bewerbungsschreiben abgegeben.
„Er kennt den Verein in- und auswendig und besitzt die BVB-DNA. Außerdem ist er bei Fans und Spielern beliebt“, schätzt Sedlbauer das Standing von Kehl im Verein ein. Dennoch ist auch die Zukunft des ehemaligen Dortmunder Kapitäns noch nicht final geklärt.
Ähnlich sieht es beim Trainer aus. „Terzics Verbleib wird wohl ganz stark vom Erreichen des Minimalziels abhängen“, meint Sedlbauer: „Das wäre Platz vier in der Bundesliga und die damit verbundene direkte Qualifikation für die Champions League.“
Laut kicker soll Mislintats eigentlich bis 2026 gültiger Vertrag bei Ajax vorzeitig aufgelöst worden sein. Einer zeitnahen Weiterbeschäftigung stünde dann nichts im Wege.
Eine Entscheidung, wie es in der Vereinsführung weitergehen wird, soll nach Ostern fallen. So oder so: Die Tür für die Rückkehr von Mislintat hat der BVB auf jeden Fall geöffnet.