Seit knapp sechs Wochen steht Bryan Zaragoza beim FC Bayern unter Vertrag. Ursprünglich hatten die Münchner die Verpflichtung des 22-jährigen Spaniers für den kommenden Sommer eingeplant, doch die angespannte Personalsituation beim deutschen Rekordmeister führte zu einem Umdenken.
Zaragoza-Transfer ein Fehler?
Als sich nach Serge Gnabry Ende Januar auch noch Kingsley Coman verletzte, sahen die Verantwortlichen um Sportdirektor Christoph Freund keine andere Wahl, als den Transfer des Flügelspielers vom FC Granada vorzuziehen.
Sein Abschied mitten im spanischen Abstiegskampf brachte Zaragoza in seiner Heimat keine Sympathien ein. Dennoch entschied sich der 1,64 Meter kleine Spanier bewusst für den frühzeitigen Wechsel auf Leihbasis zum FC Bayern.
Personalsituation lockt Zaragoza vorzeitig zum FC Bayern
Zwar sei es natürlich „schmerzhaft“ gewesen, Granada zu verlassen, wie Zaragoza bei seiner Vorstellung als neuer Bayern-Spieler verriet. Die Aussicht, sich angesichts der Verletzungsprobleme an der Säbener Straße beweisen zu können, sei aber zu verlockend gewesen.
In der Hinrunde hatte Zaragoza das spanische Oberhaus mit seinen schnellen Dribblings verzaubert und in 21 Spielen für Granada sechs Tore und zwei Assists beisteuern können. Doch seine bisherige Bilanz beim FC Bayern fällt ernüchternd aus.
Trotz überschaubarer Konkurrenz auf den Außenbahnen stehen auf dem Konto des Neuzugangs bislang nur zwei Kurzeinsätze. 20 Minuten absolvierte Zaragoza bei der 2:3-Niederlage gegen den VfL Bochum Mitte Februar, weitere 15 Minuten sammelte er beim jüngstem 8:1-Triumph über Mainz 05.
Tuchel: Sprachbarriere bremst Bayern-Neuzugang aus
Hat sich der FC Bayern mit dem vorgezogenen Transfer des jungen Spaniers also verzockt? Trainer Thomas Tuchel schenkte auf Zaragozas Position zuletzt lieber Leroy Sané, Jamal Musiala oder Mathys Tel das Vertrauen.
Der Coach setzte damit ein Zeichen: Nach der Verkündung seiner vorzeitigen Trennung vom FCB im Sommer verdeutlichte Tuchel, dass er bei seinen Entscheidungen keine Rücksicht auf mögliche Folgen für die Zukunft nehme.
Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Mainz wurde der 50-Jährige auf die Situation um Zaragoza angesprochen. „Wir sehen seine Qualität, aber Bryan fehlt in erster Linie die Sprache. Deshalb bekommt er auch noch Zeit von uns“, erklärte Tuchel über seinen Schützling, der weder Deutsch noch Englisch spricht.
Vor diesem Hintergrund ist es für Zaragozas Integration nicht förderlich, dass sich derzeit in den Reihen des FCB keine weiteren Spieler befinden, die Spanisch sprechen. Dafür trainieren jedoch zwei U19-Akteure mit spanischen Wurzeln, Adam Aznou und Javier Fernandez, regelmäßig mit den Profis, was die Sprachbarriere etwas mildern dürfte.
„Integration nicht abgeschlossen“
Zudem will Tuchel den Neuzugang nicht unter Druck setzen: „Es war mir schon klar, dass der Schritt für ihn sehr, sehr groß ist. Das spüren wir jetzt auch. Wir sehen seine Qualität, aber wir merken auch, dass die Integration nicht abgeschlossen ist von sprachlicher Seite.“
Schon seine ersten Tage an der Säbener Straße verliefen für Zaragoza nicht rund, wie Sportdirektor Freund zuletzt erklärte: „Er hatte einen bitteren Start, war direkt zu Beginn über eine Woche mit einer Grippe krank, das hat ihn zurückgeworfen. Er kommt immer besser rein. Aber er braucht noch ein bisschen.“
Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass der Transfer von Zaragoza ohnehin ein gewisses Risiko barg. Schließlich hatte der 22-Jährige erst eineinhalb Jahre bei den Profis des FC Granada mitgewirkt, mit denen er 2023 in die erste spanische Liga aufgestiegen war.
Zahlt sich der frühzeitige Transfer noch aus?
Berichten zufolge kostet die Verpflichtung den FC Bayern insgesamt 17 Millionen Euro. 13 Millionen davon hätten die Münchner wohl für den Sommerwechsel von Zaragoza bezahlt, der Rest soll für die Leihe bis zum Sommer anfallen.
Warum also nahm der FC Bayern das zusätzliche Geld für den vorzeitigen Transfer in die Hand, wenn Zaragoza nun kaum zum Einsatz kommt?
„Wir haben den Transfer vorgezogen, um einfach ein bisschen mehr Zeit zu gewinnen. Und, weil wir nicht genau wussten, wie lange die Ausfallzeiten von Kingsley und Serge sind“, erinnerte Tuchel jüngst.
Zaragoza bleibt zunächst wohl nur die Bank
Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass sich an Zaragozas Status als Ersatzspieler im Verlauf der restlichen Saison noch etwas ändern wird.
Gnabry meldete sich am Wochenende mit einem Tor gegen Mainz 05 zurück und durfte bereits zuvor gegen Lazio Rom in der Champions League wieder Einsatzminuten schnuppern. Zudem rechnen die Bayern mit der zeitnahen Rückkehr von Coman nach der Länderspielpause Ende März.
Ohne personelle Abgänge wird sich der Konkurrenzkampf für Zaragoza auch in der kommenden Spielzeit intensiv gestalten. Sané, Coman, Gnabry, Musiala und Tel können alle die Position des jungen Dribblers bekleiden.
Startet Zaragoza in der neuen Saison durch?
Dass sich der Spanier in absehbarer Zeit gegen seine Teamkollegen durchsetzt, kann durchaus angezweifelt werden - ungeachtet dessen, wer Tuchels Nachfolger wird.
Dennoch gibt es auch Anlass zur Hoffnung für Zaragoza, der bis 2029 an der Isar unterschrieben hat. Seit Wochen kursieren Spekulationen über mögliche Abgänge in der Offensive der Münchner. Insbesondere das Duo um Sané und Gnabry wird immer wieder mit einem Abschied in Verbindung gebracht.
Darüber hinaus gewähren ihm die Bosse die notwendige Entwicklungszeit. Bis zum Sommer kann Zaragoza also weiter an seinen Sprachkenntnissen arbeiten und sich in Ruhe an der Säbener Straße einleben.
Vollständig integriert könnte er dann unter dem neuen Trainer aufblühen und zu einem wertvollen Bestandteil der Mannschaft heranreifen - dann hätte sich der vorzeitige Transfer durchaus ausgezahlt.