Und plötzlich wollte Thomas Tuchel etwas loswerden. Hatte er am Donnerstagmittag auf der Pressekonferenz zuvor noch relativ kurze Antworten gegeben, holte der Bayern-Trainer bei einem Thema weit aus: Leroy Sané.
Opferte Sané seine Gesundheit?
Seit Wochen befindet sich Tuchels Schützling nicht mehr in der Verfassung wie noch in der Hinrunde. Der neben Harry Kane vielleicht beste Spieler des zweiten Halbjahres 2023 rutschte in ein Leistungsloch ab.
Der Bayern-Trainer, dem ein sehr gutes Verhältnis zu Sané bescheinigt wird, spürte offenbar, dass er den Star jetzt schützen muss.
Tuchel will Sané schützen
„Das muss man hier auch mal ganz klar, auch öffentlich sagen“, begann Tuchel und fuhr fort: „Leroy kann Schmerzen wahnsinnig gut tolerieren. Leroy will auf jeden Fall immer spielen.“
Sané, so der Trainer weiter, habe einfach zu viele Wehwehchen und etwas zu viel auf die Zähne gebissen – im Willen, dem Trainer und der Mannschaft „etwas zurückgeben zu wollen“.
Aktuell – und zwar auch beim SC Freiburg am Freitagabend (20.30 Uhr im LIVETICKER) – stoppen den Flügelstürmer Schmerzen an der Patellasehne. Er wird nicht im Kader stehen.
Tuchel machte Sané besser
In der Tat: Bei all der Kritik an Tuchel steht trotzdem fest, dass er es war, der Sané zurück in die Spur gebracht hat. Der 28-Jährige war vor rund zweieinhalb Jahren noch von den eigenen Fans ausgepfiffen worden – unter Tuchel blühte er auf.
Der Coach agierte clever und behandelte Sané mit „Zuckerbrot und Peitsche“. Der berühmte „Tritt in den Hintern“ beim ersten Training, viele Einzelgespräche und schließlich zu deutliche Kritik im Sommer („Leroy ist zu alt, um ein Potenzial-Spieler zu sein“): Tuchel weiß, wie er Sané händeln muss. Das gelang bisher nicht jedem Trainer.
Opferte Sané seine Gesundheit?
Offenkundig hat Sané in den vergangenen Wochen seine Gesundheit geopfert, um im Sinne der Mannschaft Leistung zu bringen. Selbst in Bochum, als er eigentlich geschont werden sollte, dann aber doch eingewechselt werden musste, gehörte er zu den besten Bayern.
Fakt ist: Ein Leroy Sané in Normal- oder sogar Topform hilft dem FC Bayern immer.
Fakt ist aber auch: Dass beim Bayern-Star auf eine sehenswerte Hinrunde eine durchwachsene Rückrunde folgt, ist kein neues Phänomen.
In seinen 64 Hinrundenspielen beim FCB erreichte Sané 45 Scorerpunkte. In den 55 Rückrundenpartien sind es nur 18. Nach der Winterpause benötigt der 28-Jährige rund doppelt so viele Minuten für einen Scorerpunkt als davor.
Eine bemerkenswerte und vor allem rätselhafte Statistik. Daten-Freund Tuchel dürfte die Problematik kennen. Auch deswegen stellt er sich vor Sané.
Sané benötigt dringend eine Pause
„Ich spüre, dass er nicht frei ist. Wenn wir zurückspulen zu den Bildern in der Hinrunde, sehen wir, wie frei er [da] ist. Das sehen wir jetzt nicht mehr“, erklärte Tuchel.
Sané sei vieles, aber nicht wehleidig. „Er zollt der Überbelastung ein bisschen Tribut“, sagte der Bayern-Trainer weiter.
In der Tat: Das Pensum von Sané ist enorm. In jedem der 33 Pflichtspiele in dieser Bayern-Saison kam er zum Einsatz. Das konnte auf die Dauer nicht gutgehen, doch Tuchel waren aufgrund der allgemeinen Verletztenmisere die Hände gebunden – ihm fehlten schlicht die Alternativen zu Sané.
Des Rätsels Lösung könnte daher strenge Schonung sein – so wie es Bundestrainer Julian Nagelsmann bereits empfahl.
Denn mental ist Sané auf der Höhe – das hat er in dieser Spielzeit zu Genüge bewiesen.