Es waren scheinbar harmlose Sätze, mit denen die Stimmung kippte. „Davies (Alphonso Davies; Anm. d. Red.) hat noch zwei Jahre Vertrag und der FC Bayern hofft, den Vertrag verlängern zu können“, sagte Nedal Huoseh, Berater des kanadischen Linksverteidigers, erst ganz diplomatisch, ehe er auf gleich „mehrere Klubs“ verwies, die an seinem Klienten interessiert seien.
Davies-Schlammschlacht droht
Das war im Mai 2023, und was damals so vermeintlich harmlos begann, entwickelte sich immer mehr zu einem zähen Poker, der die Züge einer Schlammschlacht anzunehmen droht.
Eberl kontert Davies-Berater
Vorläufiger Höhepunkt: die jüngste Attacke des Davies-Beraters gegen Bayern-Sportvorstand Max Eberl, der es sich nicht nehmen ließ, nur wenige Stunden später mit einem Blitzkonter zu antworten.
„Irgendein Stein muss fallen. Der Verein ist für mich immer noch der starke Part“, sagte der 50-Jährige im Sky-Interview und untermauerte damit sein Ultimatum, das er der Davies-Seite gestellt hatte.
Nach Angaben der Bayern liegt dem 23-Jährigen, dessen Vertrag im Sommer 2025 ausläuft, „ein sehr konkretes, wertschätzendes Angebot“ vor – mit dem Wunsch auf baldige Antwort.
Davies-Berater schimpft
Huoseh hatte das nicht auf sich sitzen lassen wollen und seine Sicht der Dinge dargelegt.
„Es ist nicht fair, dass Alphonso jetzt angegriffen wird. Wir standen vor einem Jahr kurz vor einer Einigung. Dann wurde die gesamte Vereinsführung ausgetauscht. Wir haben dann sieben Monate lang nichts gehört. Obwohl ich in dieser Zeit versucht habe, selbst Kontakt zum Verein aufzunehmen“, schimpfte Huoseh bei der Bild.
Der kommende Vertrag sei sehr wichtig „in Alphonsos Karriere und wir sollen die Entscheidung treffen - ohne zu wissen, wer der Trainer in der nächsten Saison sein wird oder wie die Mannschaft aussieht“.
Was wahr oder unwahr ist und ob es tatsächlich keinen Kontakt zu den Bayern gegeben hatte, lässt sich nur schwer rekonstruieren. Klar ist nur: Schon im Mai 2023 – nach der Freistellung von CEO Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic – hatte sich Huoseh über fehlende Planungssicherheit beschwert und darauf gepocht, „bis 2024″ zu warten.
Dieses 2024 ist nun lange erreicht, eine Entscheidung trotzdem noch nicht getroffen – trotz Vertragsangebots der Bayern. Stattdessen wolle die Davies-Seite „am Ende der Saison entscheiden, wie es weitergeht, wenn mehr Klarheit herrscht“, wie Huoseh betonte.
Ein Spiel auf Zeit? Nach übereinstimmenden Medienberichten hatte sich Davies bereits vergangenes Jahr bereits mündlich mit Real Madrid geeinigt, vieles deutete auf einen Abschied hin.
Davies-Gehalt der Knackpunkt
Doch Huoseh selbst dementierte jüngst eine Einigung mit einem anderen Klub: „Alphonsos Fokus liegt derzeit auf dem FC Bayern“, sagte er im März im Gespräch mit dem Transferexperten Fabrizio Romano – ein weiterer Hinweis darauf, dass sich die Davies-Seite weiter alle Möglichkeiten offenhalten will.
Nach SPORT1-Informationen rückt ein Abschied zwar näher, ist aber definitiv noch nicht fix – trotz des ständigen Schlagabtauschs. Knackpunkt soll vor allem das Gehalt sein.
Davies will eine satte Erhöhung – Bayern ist aber nicht bereit, ihn in die Riege der Topverdiener (rund 20 Millionen Euro Gehalt) aufsteigen zu lassen.
Klar scheint dabei auch: Einen ablösefreien Abgang im Sommer wollen die Bayern nicht riskieren – das betonte nicht zuletzt auch Eberl Ende Februar.
Erinnerungen an Alaba
Dabei werden Erinnerungen an den zähen Poker mit David Alaba wach, als dieser ebenfalls mehr Geld wollte, doch Bayern den Riegel vorschob. Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß legte sich gar mit Berater Pini Zahavi an, bezeichnete diesen im Doppelpass als „geldgierigen Piranha“.
Die Konsequenz der Schlammschlacht: Alaba, einst aus der Bayern-Jugend zu den Profis aufgestiegen, zog es im Sommer 2021 zu den Königlichen nach Madrid, und zwar ablösefrei.
Dass es mit Davies einen ähnlichen Weg geht, wird nach den jüngsten Ereignissen immer wahrscheinlicher.