Thomas Tuchel verließ am Freitagabend den Freiburger Rasen sichtlich mit gemischten Gefühlen.
Tuchel rätselt - und gibt Rätsel auf
Über weite Strecken hatte er von seinen Stars nicht den Fußball gesehen, den er sich wünscht. Hinzu kam der späte Ausgleichstreffer der Gastgeber (2:2). Trotzdem rang er sich irgendwann ein Lachen ab, ein ironisch wirkendes Lachen, das nicht so recht ins Bild passte.
Denn eigentlich war der Bayern-Trainer richtig unzufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft – vor allem in der ersten halben Stunde des Spiels.
„Es war undiszipliniert in den Positionen, es war teilweise Harakiri. Wir hatten Phasen, wo unser Innenverteidiger den Außenverteidiger hinterlaufen hat“, sagte Tuchel nach dem Spiel bei DAZN. Und weiter: „Wir haben Dinge gemacht, die haben wir noch nie trainiert, über die haben wir noch nie gesprochen.“
Rätselraten beim FC Bayern
Seine Mannschaft gibt dem Coach weiterhin Rätsel auf. Schon über die ganze Saison hinweg musste Tuchel immer wieder eingestehen, dass er für die Fehler seiner Spieler keine echte Erklärung habe.
Von einem echten Befreiungseffekt, den man sich in München durch das Tuchel-Aus im Sommer erhofft hatte, ist jedenfalls nicht viel zu sehen.
Doch auch der Trainer selbst gibt Beobachtern Rätsel auf. Schon bei der Pressekonferenz am Donnerstag wirkte Tuchel verändert und ein wenig distanzierter gegenüber dem Klub und dem Team. Und auch in Freiburg konnte der 50-Jährige den Eindruck nicht vermeiden, dass sich in den vergangenen Wochen eine Menge Frust angestaut hat.
Nicht einmal über seinen klugen Taktik-Kniff, in der zweiten Halbzeit auf eine Dreierkette mit Leon Goretzka in der Mitte umzustellen, mochte sich Tuchel so recht freuen.
„Wir können Leon auch mal fließend nach hinten ziehen. Dann ist es ein Drei-Eins-Aufbau statt einem Zwei-Zwei-Aufbau. Das ist aber nicht ‚rocket science‘ (Raketenwissenschaft, Anm. d. Red.).“, sagte Tuchel zu SPORT1. Es sehe zwar so aus, als sei die Umstellung der Schlüssel zu einem besseren Spiel gewesen. Er denke aber, dass es an der veränderten Körpersprache gelegen habe.
Immer wieder die gleichen Probleme
Es sind also weiterhin die gleichen Themen, die Tuchel beschäftigen: Fehlende taktische Disziplin und zahlreiche Fehler in den komplett falschen Momenten.
„Das Auf und Ab begleitet uns schon sehr lange“, stellte der Trainer auf der Pressekonferenz fest und ließ durchblicken, wie unzufrieden er vor allem mit der Defensive war, die sich speziell gegen die linke Offensivseite der Freiburger mit Christian Günter und Vincenzo Grifo nicht mit Ruhm bekleckerte.
„Wir haben gestern noch eine Defensiv-Trainingseinheit und eine defensive Videoanalyse gemacht. Die Dinge waren klar kommuniziert und klar eingeteilt“, sagte Tuchel - ohne weiter darauf einzugehen, dass es vor allem die rechte Abwehrseite mit Joshua Kimmich war, die in der ersten halben Stunde den Bayern Kopfzerbrechen bereitete.
Auch Eberl ist verwundert
Immerhin bekommt Tuchel beim Rätselraten jetzt Unterstützung von Max Eberl.
„Man kann nicht immer alles erklären“, sagte der neue Sportvorstand über die erste halbe Stunde des Spiels und rückte – wie schon der Trainer – die Mannschaft in den Fokus: „Ich würde gar nicht sagen, dass sie nicht wollten. Aber es hat irgendwie nicht gepasst. Wir haben die falschen Wege gemacht, falsche Aktionen, obwohl Thomas sie im Vorfeld auf der Mannschaftssitzung angesprochen hatte.“
Stellt sich die Frage, ob Tuchel in den letzten Wochen seiner Zeit an der Säbener Straße das gelingt, was bereits seit Saisonbeginn Probleme bereitet und vom Trainer gegenüber der Mannschaft angesprochen wird.
In Freiburg durfte man daran Zweifel bekommen. Der FC Bayern bleibt weiterhin ein Rätsel.