SPORT1-Experte Steffan Effenberg hat der Tuchel-Kritik von Dietmar Hamann in seiner neuesten Kolumne für t-online.de einiges an Gegenwind geboten.
Effenberg: “Was kann Tuchel dafür?“
Dass Hamann die Verpflichtung von Cheftrainer Thomas Tuchel als größtes Missverständnis seit Jürgen Klinsmann bezeichnete, kann Effenberg „überhaupt nicht verstehen“, rechnet es dem TV-Experten jedoch hoch an, dass dieser sich im Nachhinein für die getroffene Aussage entschuldigte. Hamann wisse selbst, „dass er da übers Ziel hinausgeschossen ist und es nicht der Wahrheit entspricht, was er da gesagt hat.“
„Wenn Kritik Hand und Fuß hat, habe ich kein Problem damit. Sie sollte aber niemals ins Persönliche gehen“, fordert Effenberg und meint, man müsse auch erkennen, dass Tuchel in einer „schwierigen Situation“ nach München gewechselt wäre.
Der dünn besetzte Kader und die vielen Verletzungen. „Was kann Tuchel bitte schön dafür? Wie soll da eine klare Handschrift zu erkennen sein?“, fragt sich der ehemalige Bayern-Profi.
Neuzugänge „können sofort weiterhelfen“
Helfen sollen Tuchel in der Rückrunde die Neuzugänge Sacha Boey, Bryan Zaragoza und Eric Dier, für die der FC Bayern so viel Geld wie in keiner Winter-Transferperiode zuvor ausgegeben hat.
„Alle drei sind keine Perspektivspieler, sondern können sofort weiterhelfen“, behauptet Effenberg und lobt die Transferphase der Bayern, die aufgrund der Personalsituation unter Zugzwang gestanden hätten.
„Sie hätten nicht mit einem derart dünn besetzten Kader in die entscheidende Saisonphase gehen können. Das wäre unverantwortlich gewesen, denn damit wären die Saisonziele akut in Gefahr geraten“, erklärt der 55-Jährige.
Effenberg: „Bayern kann drei Kreuze machen“
Vor allem der vorzeitige Transfer von Zaragoza sei nach den Verletzungen von Serge Gnabry und Kingsley Coman die richtige Entscheidung gewesen. „Bayern kann drei Kreuze machen, dass Granada da mitgespielt hat“, findet Effenberg.
Auch der entwicklungsfähige Boey und erfahrene Dier seien „eine Bereicherung“ für den Rekordmeister, die zusätzlich auch den notwendigen Konkurrenzkampf im Kader beleben würden. „Niemand sollte sich auf seiner Position sicher sein - bis auf Manuel Neuer, Harry Kane und Leroy Sané vielleicht.“
Dennoch: „Alle drei müssen jetzt aber schnell verstehen, was es bedeutet, für Bayern München zu spielen. Da reden wir nämlich nicht mehr über Granada, Gala oder Tottenham. Hier herrschen andere Ansprüche und ein anderer Druck, den sie sofort spüren werden.“
Lob für zwei weitere deutsche Trainer
Der 35-malige deutsche Nationalspieler nimmt jedoch nicht nur den Bayern-Trainer in Schutz, auch für den ehemaligen DFB und FCB-Coach Hansi Flick sowie Jürgen Klopp hat Effenberg ein Lob übrig.
Um Hansi Flick rankten in den vergangenen Wochen Gerüchte um ein mögliches Interesse des FC Barcelona, die zuletzt Cheftrainer Xavi freigestellt haben. „Grundsätzlich traue ich ihm alles zu, auch Trainer in Spanien, Italien oder England zu sein“, findet Effenberg.
Zwar könne die sprachliche Barriere eine Hürde darstellen, „aber wer mit Bayern München Champions-League-Sieger wird und sechs Titel in einem Jahr holt, der kann jeden Verein trainieren.“
Ähnlich sehe es bei Jürgen Klopp aus, der den FC Liverpool im Sommer verlassen wird und dem laut dem SPORT1-Experten „weiterhin alle Türen offenstehen“ werden. Wenn Klopp körperlich wieder mehr Energie aufgeladen habe und „die Gier wieder da ist“ könne sich Effenberg auch ein Engagement als DFB-Trainer vorstellen.
Im weiteren Saisonverlauf geht es für Klopp zunächst noch um sportliche Erfolge mit dem FC Liverpool, der in der Premier League aktuell von der Spitze grüßt.
Effenberg schätzt die Titelchancen der Reds auch nach dem angekündigten Abschied des Star-Trainers weiterhin hoch ein: „Das war taktisch wirklich sehr clever und ein genialer Schachzug von Klopp. Durch diese Bekanntgabe hat er die Mannschaft noch mehr auf seine Seite gezogen. Das wird der Mannschaft noch mal einen Schub geben, um vielleicht den ein oder anderen Titel zu holen.“