Ein Tritt gegen den Kopf, reichlich Blut, minutenlange Pause - aber kein Elfmeter-Pfiff! Beim Bundesliga-Nachholspiel Mainz gegen Union Berlin (1:1) gab es schon nach zehn Minuten reichlich Wirbel.
Mainz kocht! „Stollen ins Gesicht“
Der nicht gegebene Strafstoß nach einem Tritt gegen den Kopf von Ludovic Ajorque ließ die Mainzer nach der Partie regelrecht kochen.
„Unglaublich. Ich hab‘ keine Worte, wirklich“, schimpfte Winter-Neuzugang Nadiem Amiri bei DAZN: „Wofür haben wir den Videobeweis? Ich verstehe es nicht. Das ist doch ganz klar Elfmeter! Der tritt ihm mit den Stollen ins Gesicht. Ich glaube, seine Nase ist gebrochen. Der blutet das ganze Spiel und es ist kein Elfmeter, oder was?“
Auch sein Trainer Jan Siewert war sauer. „Wenn das kein Elfmeter ist, dann weiß ich es nicht... Das ist unglaublich. Da muss man nicht diskutieren. Anscheinend kriegt man das in einer Situation wie unserer nicht... Das ist ein hundertprozentiger Elfmeter.“
Auch Torschütze Jonathan Burkhardt war fassungslos, als er nach dem Spiel die Bilder sah: „Boah, krass. Also Wahnsinn, Wahnsinn, dass das ... Das ist ja unglaublich. So deutlich hätte ich das im Leben nicht erwartet. Das ist ja unglaublich. Ja bitte, ey. Mein Gott ...“
Mainz-Stürmer blutet nach Tritt an Kopf
Was war passiert? Nach einer Ecke der Mainzer in der 10. Minute konnte Union im Strafraum den Ball nicht klären, dann griff Robin Knoche folgenschwer ein.
Während 05er-Stürmer Ludovic Ajorque im Fünfmeterraum mit dem Kopf zum Ball ging, trat der Unioner mit dem Fuß nach der Kugel.
Nachdem der Mainzer das Spielgerät mit dem Kopf erwischt hatte, traf Knoche den Ball zwar - aber danach auch Ajorque, und zwar im Gesicht. Erstaunlich: Obwohl der Franzose nach dem Wirkungstreffer von Knoches Fuß zu Boden ging und blutend behandelt wurde. gab Schiedsrichter Martin Petersen keinen Elfmeter.
Kein Elfmeter - Mainz giftet
„Im Spiel dachte ich, dass der Ball gegen seine Nase ist“, berichtete Amiri: „Das jetzt zu sehen, in der Situation, in der wir gerade sind... Das ist unglaublich.“
Burghardt konnte es auch kaum glauben. „Unser Spieler spielt doch zuerst den Ball, köpft ihn dem anderen ans Knie und dann tritt der ihm ins Gesicht. Das tut echt im Nachhinein weh, das zu sehen. Für sowas kein Elfmeter? Ich weiß gar nicht, was da gemacht wurde, was die Argumentation ist, warum es da keinen Elfer gibt. Natürlich muss das der VAR auf den Bildern sehen“, stellte der Stürmer klar.
Der Mainzer Trainer wollte nach Ansicht der Bilder auch Referee Petersen und sein Team nochmals zu Rede stellen. „Wir haben bisher nur ganz kurz gesprochen“, meinte er im Interview kurz nach dem Spiel: „Ich hatte noch nicht genug Zeit, aber jetzt muss ich glaube ich nochmal mit ihm sprechen, denn jetzt habe ich es in aller Ruhe gesehen und kann es anders beurteilen.“
Auf der Pressekonferenz etwas später stellte er nochmals klar: „Da musst du normalerweise Elfmeter kriegen. Wer hier eine andere Meinung hat, soll sich melden.“
Das Social-Media-Team der 05er hatte schon während der Partie bissig kommentiert. „Ne, klar, kein Elfer“, schrieb der offizielle Account des Bundesligisten sarkastisch über die Situation, der Post wurde mit einem Standbild der Szene garniert.
Schiedsrichter Petersen räumt Fehler ein
Petersen selbst räumte im Nachgang Fehler bei der Beurteilung der Szene ein. Der Schiedsrichter gab an, er habe die Aktion im Spiel zwar wahrgenommen, „aber durch meine Positionierung den langen Fuß nicht gesehen und da auch die Spitze des Fußes nicht, die das Gesicht trifft. Zusätzlich habe ich noch wahrgenommen, dass der Spieler (Ajorque; Anm. d. Red.) mit dem Kopf nach unten und relativ beugend dasteht. Das war dann meine Begründung zu sagen, es gibt Eckstoß.“
VAR Pascal Müller habe „die Bilder angeschaut, auf meine Argumente überprüft und ist dann zu dem Ergebnis gekommen, dass man durchaus Strafstoß hätte geben können, aber es auch Argumente dagegen gibt und wir uns in einem Graubereich befinden“, berichtete Petersen.
„Im Nachgang finde ich schon, dass die Argumente mehr für Elfmeter sprechen und wäre auch glücklicher gewesen, Elfmeter zu geben“, räumte der Schiedsrichter dann ein. Er sei mit der ursprünglichen Entscheidung nicht mehr „ganz glücklich“, auch weil er sich die Bilder im Spiel nicht selbst noch einmal auf Video ansah. Man werde das Geschehen mit seinem Team „kritisch aufarbeiten“.
Gosens-Traumtor rettet Union einen Punkt
Die gute Nachrich war immerhin: Ajorque, der zwischenzeitlich auch außerhalb des Feldes behandelt werden musste, konnte weiterspielen.
Jonathan Burkhardt brachte die Gastgeber, die zunehmend verzweifelt auf ihren zweiten Saisonsieg warten, in der langen Nachspielzeit der ersten Hälfte in Führung (45.+8).
Nationalspieler Robin Gosens sorgte mit einem eingesprungenen Volley-Schuss sehenswerte für den Ausgleich (45.+13). Aufgrund von Fanprotesten war die Partie in der ersten Halbzeit gut zehn Minuten unterbrochen, weil immer wieder Gegenstände auf den Rasen geworfen wurden.
Sportlich stehen unschöne Fastnachtstage in der Karnevalshochburg Mainz an: Für den Tabellen-17. wird die Lage mit weiter sechs Punkten Rückstand auf die Berliner auf Rang 15 immer bedrohlicher.
Die Partie vom 18. Spieltag war ursprünglich für den 19. Januar angesetzt gewesemn, konnte wegen eines Wintereinbruchs damals aber nicht stattfinden. Und auch diesmal machte das Wetter Probleme - der Dauerregen in Mainz sorgte für große Pfützen auf dem Platz, die den Ball immer wieder verlangsamten.