Er hatte sichtlich Mühen, seine Wut und Emotionen vor dem Mikrofon im Zaum zu halten.
Müller redet sich nach Pleite in Rage
Ein „angefressener“ Thomas Müller hat sich nach dem verlorenen Bundesliga-Gipfeltreffen bei Bayer Leverkusen regelrecht in Rage geredet und seine Mitspieler beim FC Bayern scharf kritisiert.
„Was mir fehlt von uns Spielern: Im Training zeigen wir deutlich bessere Ansätze, weil wir da mutig sind, weil wir frei Fußball spielen. Da fehlen mir, und da können wir unseren Oliver Kahn zitieren, teilweise die Eier und diese Freiheit. Wir haben eine Verkopftheit in unserem Spiel vor allem mit Ball“, sagte Müller nach dem klaren 0:3 (0:1) im Sky-Interview.
“Warum, Warum? Es gibt natürlich einige Symptome“
SPORT1 hat Müllers Tirade im Gespräch mit Field-Reporter Patrick Wasserziehr im Wortlaut. (EINZELKRITIK: Bayern-Neuzugang überfordert)
Patrick Wasserziehr: „Thomas Müller, normalerweise ist Bayern in der Lage, sich in großen Spielen zu steigern. Warum war das heute jetzt nicht zu sehen?“
Thomas Müller: „Warum, Warum? Es gibt natürlich einige Symptome, die man auch auf dem Platz sieht. Ich bin auch dementsprechend, ehrlich gesagt, angefressen. Man muss erst mal Bayer Leverkusen natürlich gratulieren. Absolut verdienter Sieg. Für die Analyse können wir uns kurzhalten. Aber, ja wir… “
Wasserziehr: „Welche Symptome meinen Sie?“
Müller: „Was mir fehlt ist, und deswegen sage ich es auch öffentlich: Was mir fehlt von uns Spielern: Im Training zeigen wir deutlich bessere Ansätze. Weil wir da mutig sind. Weil wir da frei Fußball spielen. Da fehlen mir, und jetzt können wir unseren Oliver Kahn zitieren, teilweise die Eier und diese Freiheit. Wir haben eine Verkopftheit in unserem Spiel. Vor allem mit Ball. Wenn du Leverkusen siehst, da ist doch nicht jeder Schachzug geplant. Wenn der Grimaldo rechts außen auftaucht, obwohl er Linksverteidiger ist. Die zocken einfach, die spielen Fußball. Die suchen Lösungen. Da bietet sich einer an, wenn er merkt: Oh, der Raum ist zu – dann zieht er zwei Meter auf. Das machen wir auch, aber nicht in dem Spiel, wenn der Druck da ist. Das erwarte ich von unserer Mannschaft und von dem FC Bayern immer! Von uns Spielern, die auf dem Platz stehen. Man darf den Druck spüren, aber es muss einem Energie geben. Zehn Minuten haben wir ganz gut angefangen, und verstehen aber nicht, dass wenn es mal zäh ist und und vielleicht ein Abwarte-Spiel: Bring den Ball öfter in die gegnerische Hälfte! Spiel mal einen langen Ball! Von mir aus, hier hinten einfach ins Aus (dreht sich um und zeigt auf die Seitenauslinie, Anm. d. Red.). Dann gibt es Einwurf, können wir zustellen. Wir spielen da von A nach B, von B nach C - und keiner hat die Freiheit, einfach zu zocken.“
Wasserziehr: „Und warum gibt es diese Freiheit nicht? Hat das mit dem Trainer zu tun? Der ist ja auch verkopft.“
Müller: „Du brauchst jetzt nicht da irgendwie schießen.“
Müller in Rage: “Es gibt nicht immer ‚Warum‘!“
Wasserziehr: „Ich frage ja nur. Ich frage nur.“
Müller: „Ja, immer ‚Warum‘. Es gibt nicht immer ‚Warum‘. Ich versuche hier gerade zu erklären, was mir in unserem Spiel fehlt. Und wenn es im Training da ist und der Trainer diese Lücken-Dinger anspricht, dann müssen wir auch mal die Spieler anpacken. Und heute waren wir nicht da. Wir haben 3:0 verloren. Es waren genügend Spieler auf dem Platz – von internationalem Format. Und deswegen brauchst du gar nicht Richtung Trainer gehen.“
Wasserziehr: „Welche Rolle hat denn der taktische Ansatz gespielt, der anders war als sonst? Und auch personell: Auf dich verzichtet, auf Kimmich verzichtet, und so weiter – zu Beginn an.“
Müller: „Auf mich verzichtet? Ist kein neuer personeller taktischer Ansatz. Wir haben sehr viele Spieler fit.“
Wasserziehr: „Aber die Dreierkette, beziehungsweise Fünferkette ist neu.“
Müller: „Ja, genau. Aber der Ansatz, dieses Leverkusener System zu spiegeln und aggressiver zu sein und so, hat man in den ersten zehn Minuten gesehen, hat ganz gut funktioniert. Wovon ich spreche, sind Entscheidungen, vor allem mit Ball. Und damit hat der taktische Ansatz nichts zu tun. Es hat auch mit einer gewissen Spielintelligenz zu tun. Mit einer gewissen Selbstständigkeit auf dem Platz, Entscheidungen zu treffen: Welche Laufwege mache ich? Und in der Defensive hat es – wenn dann – damit was zu tun: Wie aggressiv gehe ich raus? Erkenne ich Situationen? Und da müssen wir uns dringend steigern, und das werden wir auch tun.“
Wasserziehr: „Dankeschön.“
Müller: „Tschüss!“
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)