Die Fanproteste gegen den möglichen Investoren-Einstieg in die DFL nehmen kein Ende und werden immer mehr. So gab es beispielsweise bei der Bundesliga-Partie des VfL Wolfsburg gegen Borussia Dortmund sieben Spielunterbrechungen. Spieler und Vereinsverantwortliche zeigten sich darüber genervt und forderten eine Lösung. Im STAHLWERK Doppelpass wurde hitzig über die aktuelle verfahrene Situation zwischen Fans und der DFL diskutiert.
Fanproteste? „Zusammensetzen und reden“
„Am Ende des Tages ist ein Kampf zwischen zwei Gedankenwelten“, erklärte Fußball-Funktionär Fredi Bobic. Er verwies darauf, dass ein Investoren-Einstieg in der Wirtschaft ein üblicher Vorgang sei. „Aber wenn Emotionen hereinkommen, dann kommt es auch zu vielen Missverständnissen und zu genau solchen Situationen. Deswegen ist es gut, dass wir uns zusammensetzen und miteinander reden“, erklärte der 52-Jährige.
Schon mehrmals kam es bei Partien zu der Situation, dass das Spiel kurz vor dem Abbruch stand. Dies betonte zum Beispiel am Freitagabend Schiedsrichter Patrick Ittrich nach dem Heimspiel von Hannover 96 gegen Greuther Fürth in der 2. Bundesliga. Diesbezüglich betonte Bobic: „Wir wollen ja keine Spielabbrüche haben, sondern wir gehen doch ins Stadion, um uns am Spiel zu erfreuen.“
Bobic für einen Investoren-Einstieg
Seiner Meinung nach müsse von beiden Fronten so langsam Ruhe einkehren. „Das Angebot zu Gesprächen steht nach wie vor, die sollte man dann auch führen. Von Fan-Vertretern sollte man diesen Schritt auch wagen und darüber sprechen“, meinte der Europameister von 1996.
Bobic verwies darauf, dass bereits Anfang 2023 über die Thematik abgestimmt wurde, aber der damalige DFL-Vorschlag noch auf Abneigung von den Vereinen traf. Im Anschluss daran wurde der Vorschlag nachgebessert und im vergangenen Dezember nochmals darüber abgestimmt.
Prekärer Verdacht gegen Hannover-Boss Kind
Es wurde in der anonymen Wahl die benötigte Zweidrittel-Mehrheit von 24 Ja-Stimmen erreicht. Allerdings fordern aktuell die Fankurven eine neue Abstimmung, da es einen prekären Verdacht um die Stimme des Vertreters von Hannover 96, Martin Kind, gibt. Der Stammverein gab Kind (Geschäftsführer der ausgegliederten Hannover 96 Management GmbH) vor der Wahl die Anweisung, mit „Nein“ zu stimmen.
Allerdings scheint es möglich, dass Kind sein eigenes Interesse durchgesetzt und für „Ja“ gestimmt habe. Ist dies der Fall, hätte der 79-Jährige die 50+1-Regel missachtet. Hintergrund des Verdachts ist, dass nach der Abstimmung zwölf Vereine bekannt gegeben haben, nicht mit „Ja“ gestimmt zu haben. Dazu zählten Kind und Hannover 96 nicht.
„So wie es jetzt läuft, ist es nicht in Ordnung, Deshalb musst du nun zusammenkommen zum Dialog, auch wenn man da vielleicht nicht immer mit einer Meinung rauskommt. Das hat auch mit Respekt zu tun“, sagte Bobic und betonte: „Wir leben in einer Demokratie, da musst du nicht gleich radikal werden. Eine Gruppe kann sich nicht herausnehmen zu sagen, wie es zu laufen hat.“
„Dem Fußball kommt eine existenzielle Frage zu“
SPORT1-Experte Alfred Draxler sieht die Gefahr, dass die DFL und die Vereine Gefahr laufen, sich erpressbar zu machen, denn die Fans würden merken, „wenn ich immer weiter Tennisbälle schmeiße, kann ich was durchsetzen.“ Seiner Meinung nach geht es „gar nicht mehr um den Investoren-Einstieg, sondern es ist ein Machtkampf zwischen den organisierten Fans und den Vertretern des DFL.“
Er geht davon aus, dass noch keine Lösung in dem Disput in Sicht ist und die Proteste schlimmer werden. „Es ist ein Politikum, und es wird nicht aufhören. Dem Fußball kommt eine existenzielle Frage zu“, so Draxler.
In der Doppelpass-Runde war der klare Tenor, dass beide Seiten miteinander kommunizieren müssen, damit ein Ende der Proteste in Sicht ist. Diesbezüglich sagte Bobic deutlich: „Beide Seiten müssen über ihren Schatten springen.“