Wie Kingsley Coman am Samstag um 16 Uhr vom „Acker“ der Augsburger WWK-Arena humpelte, es sollte ein Sinnbild für die Bayern-Woche sein!
Bayerns Kampf gegen „Sch***-Nachrichten“
Gerade hatte Aleksandar Pavlovic die Münchner mit seinem ersten Bundesliga-Tor in Führung gebracht – die Ergebnisse stimmen zum zweiten Mal in Folge – und doch folgte die nächste, schwerwiegende Verletzung.
Gestützt von zwei Teambetreuern musste der Franzose sichtlich schmerzerfüllt das Spielfeld verlassen, der linke Fuß nicht einmal belastbar. „Nicht gut! Die Ärzte vermuten eine Bänderverletzung am Knie. Wir müssen die Bilder abwarten, aber es ist im Moment sehr schmerzhaft“, haderte Thomas Tuchel nach dem knappen 3:2-Sieg in der Mixed Zone – und zeichnete ein gar noch drastischeres Bild. Die Diagnose gab ihm recht: Innenbandriss, wochenlange Pause und der nächste schmerzhafte Ausfall.
Ein „es ist gerade ein bisschen viel“, auch ein „ja, das reicht“ waren vom Bayern-Coach zu vernehmen. Doch wie schlimm steht es tatsächlich um die Bayern?
„Wir haben in dieser Woche drei absolute Scheißnachrichten bekommen“, pointierte Leon Goretzka am Sky-Mikrofon die Situation in einem Satz. Da hatte er die Verletzung von Coman nicht einmal erwähnen müssen. Denn bereits am Mittwochabend, nach dem ob des Schneechaos ausgefallenen Ligaspiels gegen Union Berlin, hatte es jene drei Schreckensmeldungen gehagelt.
Sorgen um Coman - Kimmich, Upamecano und Laimer bereits verletzt
Joshua Kimmich, der auf der Sechs gesetzt war, fällt aufgrund einer geprellten Schulter auf noch unbestimmte Zeit aus. Innenverteidiger Dayot Upamecano erlitt einen Muskelfaserriss im hinteren Oberschenkel und fehlt wochenlang.
Am drastischsten erwischte es jedoch den nominell einzig verfügbaren Rechtsverteidiger im Kader, Konrad Laimer, der mit einer Wadenverletzung, bei der auch die Sehne betroffen sei, sechs bis acht Wochen pausieren muss.
Kumuliert mit der Abwesenheit der beim Asien- und Afrika-Cup aktiven Min-Jae Kim und Noussair Mazraoui, der selbst bei der Nationalmannschaft noch an den Folgen einer früheren Verletzung laboriert, und dem weiterhin ausfallenden Serge Gnabry wirkt der Kader wie ein am seidenen Faden hängender.
Nur – und das wird Bayerns größte Sorge sein – könnte sich die Meisterschale, die am unteren Ende dieser dünnen Schnur hängt, bereits im Februar entscheiden. Denn bereits am kommenden Samstag wartet Bundesliga-Angstgegner Borussia Mönchengladbach, am darauffolgenden Wochenende die Werkself, der Tabellenführer aus Leverkusen.
Zwar hat man durch das Remis Leverkusens gegen die Gladbacher am Samstagabend mit nur zwei Punkten Rückstand plötzlich alles wieder in der eigenen Hand. Eine mögliche Niederlage in der BayArena würde den Rückstand schon auf fünf Punkte anwachsen lassen.
Mit der immerwährenden Leistungserbringung der Rheinländer, die rot-weiße Meisterschaft, sie könnte in Richtung Utopie abrutschen.
FC Bayern: Neuzugang Boey die Hoffnung?
Beinahe der letzte Strohhalm, nach dem die Münchner derer Tage greifen, hört auf den Namen Sacha Boey, ist ein französischer Außenverteidiger und wurde am Sonntag für rund 30 Millionen Euro plus etwaigen Bonuszahlungen von Galatasaray Istanbul verpflichtet.
Während der auf beiden Außenbahnen flexibel einsetzbare 23-Jährige bereits parallel zum Augsburg-Spiel seinen Medizincheck in München absolvierte, beklagte Tuchel unmittelbar den nächsten Ausfall: „Es war bisher immer ungefähr die gleiche Position. Alle Sechser und Innenverteidiger außer Gefecht. Jetzt trifft es uns auch noch vorne. Einen Mann, der fest eingeplant ist, zu starten.“
So soll Boey auch zahlentechnisch einen Kader auffüllen, der mit zwei Mann unter der maximalen Grenze von 20 Mann ins bayerische Schwaben fuhr. Mit Lovro Zvonarek und Adam Aznou standen zudem zwei Jungspunde im Aufgebot, von denen Letzterer gar erstmals in den Profi-Kader berufen wurde.
Vor allem erwarten sich die Bosse um Sportdirektor Christoph Freund, der den Transfer mitverantwortet, von Boey aber, eine ernsthafte Alternativlösung im arg ausgedünnten Personalkabinett darzustellen.
Denn wer den technisch versierten Raphael Guerreiro im Laufe von nur neun Spieltagen von der Achter- auf die Sechser-, dann auf die Linksverteidiger-, und am Samstag gar erstmals auf die Rechtsverteidiger-Position schiebt, um den ist es nicht gut bestellt.
Und dennoch, man darf die Klub-Vita nicht außer Acht lassen: angeschlagene Bayern – und das sind sie wahrhaftig – sind oftmals am gefährlichsten.