Julian Brandt hat die Winterpause genutzt, um Abstand zu gewinnen. Der Nationalspieler von Borussia Dortmund wollte nach einem weitgehend enttäuschenden Halbjahr den Kopf freibekommen - selbst die damals noch offene Trainerfrage spielte für ihn vor dem Abschied in den Urlaub keine große Rolle.
BVB-Star gibt zu: „Bin quasi geflüchtet“
„Mir war klar, dass ich so schnell wie möglich diese freien Tage nutzen muss, weil ich echt auf der Felge gelaufen bin. Ich habe alle Kontakte zum Fußball gekappt und bin quasi geflüchtet“, gab der Mittelfeldspieler im Interview mit dem Kicker zu.
„Wenn du jeden einzelnen Tag automatisch nur mit Fußball beschäftigt bist, macht das natürlich Spaß, aber es macht einen irgendwann auch kaputt, wenn du gar keinen Ausgleich mehr hast“, führte Brandt aus.
Terzic? Darüber hat sich Brandt keine Gedanken gemacht
Wenn es im Kopf nur noch um taktische Dinge und diverse Spielszenen gehe, lauge einen das irgendwann aus. Brandt wurde auch nach der Situation von Trainer Edin Terzic gefragt, dessen Zukunft bei seinem Abschied in die fußballfreie Zeit noch offen gewesen war: „Mein Gefühl war nur, dass ich froh bin, ein paar Tage Pause zu bekommen. Ich habe mir nicht so viele Gedanken um die Situation des Vereins oder irgendwelche Spekulationen gemacht. Ich musste den Kopf freibekommen.“
Brandt reiste mit seinem Bruder in die USA: „Durch die Zeitverschiebung habe ich den deutschen Alltag nicht mitbekommen. Und dort interessiert sich auch keiner für dich, das ist das Gute. Die kennen dich nicht, denen war ich völlig egal. Das war auch mal ganz schön.“
Brandt hatte vor allem zu Beginn der Saison starke Leistungen gezeigt, dann aber ein wenig nachgelassen: „Das ist zum Ende einer Halbserie häufiger so und ein Stück weit erklärbar. Irgendwann gehen die ganzen Partien an die Substanz, wenn du oft startest und durchspielst. Ich will mich gar nicht hinter der Belastung verstecken, aber es ist ein Punkt, der einen mit beeinträchtigt.“
Brandt betonte, wie wichtig der Kopf, aber auch die Einstellung beim Fußball sei - und nahm dabei auch seine Kollegen in die Pflicht. Angesprochen auf das teils unsaubere Passspiel beim BVB, erklärte er: „Ich glaube, vieles kommt über Mut, den man in sich haben muss.“
Und weiter: „Wenn du das aber auf dem Platz nicht hinbekommst, dann kommst du irgendwann in einen Strudel, in dem gar nichts mehr läuft und du das Gefühl hast, dass du gar nicht mehr angespielt werden möchtest. Und da ist jeder selbst in der Verantwortung, sich das Verständnis wiederzuholen.“
Selbstvertrauen schenke einem schließlich keiner, „auch der Trainer wird nicht sagen: Hier ist dein Selbstvertrauen. Das muss sich jeder Spieler selbst erarbeiten.“