Ehre, wem Ehre gebührt! Der FC Bayern München hat Franz Beckenbauer am Freitagabend standesgemäß verabschiedet und dem verstorbenen „Kaiser“ das von Trainer Thomas Tuchel noch vor dem Spiel geforderte „Fußballfest“ gewidmet - wenn auch nicht in glanzvoller Manier.
Musiala-Doppelpack krönt Bayern-Sieg
Gegen die TSG Hoffenheim reichten dem FC Bayern zwei Tore von Jamal Musiala in der 18. und 70. Minute und eines von Harry Kane (90.) zum 3:0 (1:0)-Sieg. Manuel Neuer durfte sich in seinem 500. Pflichtspiel für die Bayern zwar vermehrt auszeichnen - und blieb doch erneut ohne Gegentor.
Mit dem Erfolg rückte der Titelverteidiger zumindest vorübergehend bis auf einen Punkt an Tabellenführer Leverkusen heran, der am Samstag in Augsburg antritt.
Matchwinner Musiala freute sich am DAZN-Mikrofon: „Es war ein super Spiel. Ich habe richtig viel Spaß gehabt. Jetzt geht‘s weiter einfach (lacht)“ - und gedachte doch umgehend wieder Beckenbauer: „Er ist eine Legende beim FC Bayern. Wir wollten den Sieg auch für ihn holen, aus Respekt.“
Bereits weit vor der Partie sorgten diverse Aktionen des deutschen Rekordmeisters für emotionale Momente. Eine Schweigeminute, Plakate des Gedenkens von der Südkurve und rührende Worte langjähriger Wegbegleiter ehrten den „Kaiser“ am Tage seiner Beerdigung.
Rührende FCB-Geste: „Danke, Franz“
Auch die Spieler reihten sich ein: Aufwärmshirts mit Beckenbauers ehemaliger Rückennummer fünf, der Schriftzug „Danke, Franz“ zierte die tatsächlichen Spielleibchen.
Doch als der Ball rollte, kehrte vorerst die Normalität zurück. Das schwarze Trauerbanner vor der Südkurve („Die Lichtgestalt geht auf die letzte Reise - Ruhe in Frieden, Kaiser!“) wurde durch eines gegen die DFL-Investoren ersetzt, die Bayern-Fans schwiegen aus Protest zwölf Minuten lang.
Ihre Elf, in der Raphael Guerreiro überraschend anstelle von Leon Goretzka spielte, begann lethargisch. Tuchel sah sich früh genötigt, sie wild wedelnd anzutreiben. Doch gegen die defensive Fünferkette der Gäste, in der Stanley N‘Soki den kurzfristig abgewanderten Kevin Vogt ersetzte, war kaum ein Durchkommen.
In einer weitgehend ereignisarmen ersten Halbzeit sorgte Musiala für den Höhepunkt. Nach dem entscheidenden Steckpass von Leroy Sané knallte Musiala den Ball ins lange Eck (18.), dieser küsste noch den Innenpfosten und landete doch hinter TSG-Schlussmann Oliver Baumann im Tor.
Musiala trifft - doch Bayern wackelt
75.000 Zuschauer abzüglich derjenigen im Auswärtsblock sangen selig „Gute Freunde...“ und dachten doch wieder an „den Franz“.
Anschließend ließ der Rekordmeister das Spiel schweifen - und die Kraichgauer zu Chancen kommen.
Doch gerade als das Spiel auf der Kippe zu stehen schien, schaltete die Elf von Thomas Tuchel erneut hoch und sorgte unmittelbar mit einem Abseitstreffer von Sané und einem Pfostenkracher Musialas (58.) für Gefahr.
Mitten in die Drangphase der Bayern hätte jedoch der Ausgleich fallen können - beinahe müssen. Insbesondere Maximilian Beier ließ mit einem Chancen-Doppelpack (63./65.) dicke Möglichkeiten liegen, bei letzterer gar frei vor Neuer.
Sané und Musiala krönen Auftritt - Kane zum Rekord
Doch das Offensiv-Duo der Münchner krönte seinen gemeinsamen Auftritt mit der nächsten Einlage: Assist Sané, der zehnte der Saison - Tor Musiala, das zweite des Abends (70.). Da geriet das Comeback des zuletzt aufgrund einer Verletzung pausierenden Kingsley Comans beinahe in Vergessenheit.
Einen Aufreger hielt die Partie aber doch noch bereit: Grischa Prömel flog nach einem üblen Tritt gegen den eingewechselten Mathys Tel mit Gelb-Rot vom Platz (74.), schwächte die TSG somit selbst.
Die Bayern ließen sich folglich nicht mehr beirren und beendeten einen denkwürdigen, weil emotionalen Fußballabend mit der nötigen Seriosität.
Harry Kane (90.) setzte den Schlusspunkt, mit seinem 22. Saisontor stellte er den Bundesliga-Hinrundenrekord von Robert Lewandowski aus der Saison 2020/21 ein.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)