Nuri Sahin - Leitbild und Aushängeschild des BVB, über viele Jahre stand sein Gesicht für die Zukunft des Vereins: Jüngster Bundesliga-Profi (2005), Deutscher Meister (2011), Fan-Magnet, besonders für die Heranwachsenden, die das schaffen wollten, was er geschafft hatte: Profi werden, ohne abzuheben - ein Mann des Volkes eben, dem man die Tränen immer abkaufte, auch wenn es hieß, sein Idol an Real Madrid abgeben zu müssen.
Der verlorene Sohn ist zurück
Dass Sahin nie ganz weg war - egal, wo er gerade unterschrieben hatte oder wie viele Flugstunden zwischen ihm und den Fans lagen -, war in Dortmund sowieso immer klar. 2013 kehrte der verlorene Sohn nach Auslandsabenteuern dorthin zurück, wo er am meisten geliebt wurde: in den Signal Iduna Park, und es folgten weitere Jahre des Glücks, bis 2018, als der Deutsch-Türke sich erst Werder Bremen und später Antalyaspor in der Super Lig anschloss, seit 2021 sogar als Teamchef.
Doch Sahin wäre nicht Sahin, wenn es nicht eine zweite Rückkehr gäbe, zurück zum Herzensklub, bei dem er insgesamt 15 Jahre verbrachte, diesmal nicht als Spieler, sondern Trainer – Co-Trainer von Edin Terzic.
Sahin mehr als nur Co-Trainer?
„Wenn der BVB nachfragt, kann ich nicht Nein sagen. Wir werden als Trainerteam gemeinsam versuchen, die Mannschaft wieder in die Erfolgsspur zu bringen. Es fühlt sich sehr schön an, nach Hause zu kommen!“, erklärte Sahin am Freitagnachmittag und machte direkt klar, was der BVB für ihn bedeutet: ein Zuhause.
Was sich zunächst wie das Happyend eines Märchens liest, mag eher der Aufbruch in eine neue Zeit sein, sowohl für den BVB als auch für Sahin selbst, dessen taktisches Verständnis als unbestritten gilt - doch mehr als das: sein Verständnis und Gespür für Zwischenmenschliches, wie er es jahrelang als Spieler pflegte und auch unter Ex-Coach Jürgen Klopp lernte.
So scheint es nicht ausgeschlossen, dass Sahin, an dessen Seite auch Ex-Kollege Sven Bender stehen wird, mehr als nur ein Co-Trainer ist – dass er eines Tages die Fäden aufnimmt, die Terzic hinterlässt, womöglich früher, als viele denken, oder früher, als Terzic selber lieb ist.
Sahin glänzt in der Türkei
In der Türkei zumindest gilt Sahin bereits jetzt als Trainer-Diamant. Seine Debütsaison (2021/22) beendet er mit Antalyaspor auf Rang sieben, nachdem er den Verein erst im Oktober übernommen hatte. In der Saison darauf reichte es immerhin für Platz 13, ohne in Abstiegsnöte zu geraten.
In der laufenden Spielzeit zeigt das Team von Trainer Sahin wieder das volle Potential und hält sich auf dem achten Tabellenplatz, mit Anschluss zu den internationalen Rängen. Dabei glänzt der 35-Jährige nicht nur als Stratege und Spielerflüsterer an der Seitenlinie, sondern trägt auch noch die Verantwortung des Fußballabteilungsleiters - eine Aufgabe, die der eines Sportdirektors gleichkommt.
„Es tut uns als Antalyaspor leid, einen tollen Trainer wie Nuri Şahin zu verlieren. Wir sind aber auch stolz, dass er ein Angebot von einem Verein wie Borussia Dortmund erhalten hat“, erklärte Antalyaspors stellvertretender Vorstandsvorsitzende Alkan Evren am Freitagmorgen und hob Sahins Qualität einmal mehr hervor.
Terzic erklärt Sahin-Verpflichtung
Wessen Idee die Rückholaktion von Sahin war, der zusammen mit Sven Bender zum Trainer-Team stößt, bleibt zunächst offen. BVB-Coach Terzic verkaufte sie zumindest als seine eigene.
„Es war mein klarer Wunsch, Nuri und Sven als Co-Trainer für uns zu gewinnen. Wir haben in der Vergangenheit mehrfach versucht, aus diesem Wunsch Realität werden zu lassen. Nun bestand die Möglichkeit - und wir haben sie umgesetzt“, wird der 41-Jährige auf der BVB-Website zitiert.
Die beiden würden den Klub „mit ihrer Erfahrung und mit ihrem Wissen bereichern, gleichzeitig können sie bei uns als noch sehr junge Trainer wachsen. Ich bin extrem glücklich über die Möglichkeit, beide an meiner Seite zu haben“, sagte Terzic weiter.
Für die Schwarz-Gelben mag es der Startschuss in eine neue alte Zeit sein - mit Sahin als Idol und Hoffnung.