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FC Bayern? "Traurig und enttäuschend!" - Makkabi-Vorstand Alon Meyer im Leadertalk mit Mounir Zitouni

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FC Bayern? "Traurig und enttäuschend!" - Makkabi-Vorstand Alon Meyer im Leadertalk mit Mounir Zitouni

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FC Bayern? „Traurig und enttäuschend!“

Alon Meyer leitet die Geschehnisse beim jüdischen Verein Makkabi Frankfurt. Im SPORT1-Leadertalk mit Mounir Zitouni spricht er über seine Kritik an dem FC Bayern und über die Arbeit gegen den Rassismus im Profifußball.
Noussair Mazraoui sorgte mit seinem Pro-Palästinenser-Post für Unmut. Herbert Hainer äußert sich zum Vorgehen und sagt in aller Deutlichkeit, dass so etwas nicht noch einmal passieren dürfe.
Alon Meyer leitet die Geschehnisse beim jüdischen Verein Makkabi Frankfurt. Im SPORT1-Leadertalk mit Mounir Zitouni spricht er über seine Kritik an dem FC Bayern und über die Arbeit gegen den Rassismus im Profifußball.

Alon Meyer durchlebt aufreibende Tage. Als Vorsitzender des jüdischen Vereins Makkabi Frankfurt mit seinen mehr als 4000 Mitgliedern und als Präsident des jüdischen Sportverbandes Makkabi Deutschland, begreift er die aktuelle Zeit nach den Terror-Anschlägen der Hamas in Israel als Zäsur. Er sieht sich als jüdischer Sportfunktionär, als Frankfurter Bürger, als Mensch in der Pflicht, Haltung zu zeigen. Gegen Judenfeindlichkeit und Spaltung, für Dialog und Verständigung.

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Zwar sind 80 Prozent der Vereinsmitglieder in Frankfurt Nicht-Juden, und dennoch erfährt der Verein viele Anfeindungen und Diskriminierungen. Meyer thematisiert das Klima auf Deutschlands Fußballplätzen und Basketballhallen und wirbt für ein Miteinander aller Religionen auf der Basis des demokratischen Miteinanders. Er spricht über die Angst der Vereinstrainer, über fehlendes Profil von vielen Verantwortungsträgern, über das enttäuschende Verhalten des FC Bayern und über ein langes Gespräch mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

„Wir wollen hoffen, dass der FC Bayern München daraus gelernt hat“

Vor einigen Wochen hatte Alon Meyer mit seinem Auftritt im ZDF-Sportstudio für Aufsehen gesorgt, weil er die Reaktion des FC Bayern auf Aussagen seines Spielers Mazraoui scharf kritisierte. Seitdem hat sich nichts getan. „Der FC Bayern München hat sich seitdem weder bei mir noch beim Zentralrat der Juden oder bei Makkabi München gemeldet und sitzt die Sache aus. Das ist einfach nur traurig und enttäuschend. Wollen wir hoffen, dass der Verein daraus gelernt hat, auch ohne mit uns zu kommunizieren und dass er in Zukunft zeigt, dass es besser wird und es besser gemacht werden kann. Aber diese Aktion war wirklich ganz, ganz schwach für einen Top-Verein weltweit.“

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Gerade im Profifußball sollten Spieler mit Millionengehältern auf den Umgang mit gewissen Themen vorbereitet werden, findet Meyer. „Spieler in Bundesligavereinen haben einen gesellschaftlichen Auftrag und müssen den wahrnehmen. Sie müssen sensibilisiert werden für unsere Regeln, für das, was uns stark macht hier in Deutschland. Für die Form wie wir miteinander umgehen wollen.“

Für Meyer ist angesichts der Anfeindungen in Deutschland gegenüber Juden klar: „Wir müssen aufstehen, merken, dass unsere Gesellschaft mit Füßen getreten wird, dass das Demokratieverständnis mit Füßen getreten wird und dass wir dem entgegentreten müssen. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Mehrheit hier in Deutschland - und damit meine ich alle Religionszugehörigkeiten, alle Nationalitäten - diesen Weg, den wir gerade hier in Deutschland spüren, diesen Hass, diese Hetze, dass sie das nicht will. Und das müssen wir zum Ausdruck bringen. Wir dürfen uns nicht aus Angst zurückziehen“, lautet sein Appell. „Wir müssen mit unseren Füßen abstimmen, wir müssen lauter werden, wir müssen rauskommen aus unserer Komfort-Zone.“

Erstaunlich ist für Meyer: „Die Mitgliederzahl hat sich bei über 4000 eingestellt und die Nachfrage ist enorm. Wir freuen uns, dass die Menschen trotz der Situation, trotz der Gefahr, der sie ausgesetzt sind, mit dem stilisierten David-Stern auf der Brust beim nächsten Fußballspiel angefeindet zu werden, den Weg zu uns finden. Immer mehr wollen ein Zeichen setzen und das sind diese Lichtblicke, die wir jetzt brauchen“, berichtet er. Aber er hat auch Ängste im Verein erlebt.

„Unsere Trainer, die weitestgehend Nicht-Juden sind, darunter auch ganz viele Moslems, einige wenige von denen haben auch Angst bekommen und kommen gar nicht. Aber das sind die Allerwenigsten, die meisten sind präsent, haben sich nicht beirren lassen. Das ist unfassbar, das macht mir Gänsehaut und ich kann mich nicht oft genug bei diesen Menschen bedanken, dass sie weitergemacht haben und ein klares Zeichen gesetzt haben.“

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Schon seit vier Jahren gibt im Rahmen des Demokratieförderkonzeptes mit Unterstützung des Familienministeriums das „Zusammen1″-Projekt, bei dem Makkabi Frankfurt auf andere Vereine zugeht und vor Ort versucht, für Verständigung zu sorgen. Ziel ist es, präventiv auf andere Vereine zuzugehen, um im Vorfeld rassistische und diskriminierende Vorfälle zu verhindern.

„Wollen niemanden an den Pranger stellen sondern...“

„Unser Ziel ist es nicht jemanden zu bestrafen, an den Pranger zu stellen, ihn auszubuhen, in die Ecke zu setzen, sondern im Gegenteil, ihn einzubinden, ihn zu sensibilisieren. Wenn wir den Gegner, der uns antisemitisch beschimpft hat, noch länger bestrafen, noch länger vom Spielbetrieb ausschließen, wird sein Hass gegenüber den Juden, dem jüdischen Verein nur noch größer“, sagt Meyer.

Meyer will Zeichen setzen. Er ist sich sicher: „Was heutzutage in Deutschland am Leadership fehlt, ist das Profil. Heutzutage, vor allem in der Politik, aber auch in sehr vielen Firmen, entscheiden Menschen nicht mehr, wie sie eigentlich zu der Sache eingestellt sind, sondern sie haben den Hintergedanken: Habe ich die Mehrheiten hinter mir? Werde ich wiedergewählt? Wie kommt es an? Ich finde, wir müssen Profil, wir müssen klare Kante behalten.“

Das sieht auch der Bundespräsident so. Meyer erzählt: „Frank-Walter Steinmeier hat mich vor drei Wochen kontaktiert und wir haben eine Dreiviertelstunde über die aktuelle Situation philosophiert. Er hat mich gefragt, wie ich die Situation sehe und gesagt, es müsse sich was verändern bei uns.“

Mounir Zitouni (53) war von 2005 bis 2018 Redakteur beim kicker und arbeitet seitdem als Businesscoach, betreut Führungskräfte in punkto Leadership, Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung. Der ehemalige Profifußballer (OFC, SV Wehen, FSV Frankfurt, Esperance Tunis) hat zuletzt die Autobiographie von Dieter Müller verfasst und veröffentlicht regelmäßig eine Kolumne auf www.sport1.de