Das tat weh! Der FC Bayern kassierte mit dem 1:5 bei Eintracht Frankfurt am Samstagnachmittag die höchste Bundesliga-Niederlage seit über vier Jahren. Dementsprechend fielen die Reaktionen nach dem Spiel aus.
Tuchel hinterfragt Team und sich selbst
Die Mixed-Zone blieb auf Seiten der Bayern leer, lediglich Thomas Müller und Thomas Tuchel stellten sich am Sky-Mikrofon und später auch bei SPORT1. Dort äußerte sich auch noch Christoph Freund, der am Sonntag zu Gast im STAHLWERK Doppelpass ist.
„Viele Argumente haben wir nicht, wenn wir noch suchen wollen, was wir gut gemacht haben“, erklärte der Trainer bei Sky - und äußerte sich auf der Pressekonferenz später ähnlich: „Wir haben wenig Argumente für das, was wir gemacht haben.“
Er selbst nahm sich dabei nicht aus der Schusslinie und antwortete auf die Frage, was er sich selbst ankreide: „Wenn wir eine Woche Training haben und so spielen, dann können wir uns nicht hinsetzen und sagen, wir haben alles richtig gemacht. Ich denke, die Mannschaftsleistung ist heute einfach ungenügend. Zur Mannschaft gehöre ich als Trainer mit dazu und das hat heute so nicht gereicht.“
Auf die Frage, ob die Mannschaft die Eintracht unterschätzt habe, antwortete Tuchel: „Weiß ich nicht, da müssen Sie die Mannschaft fragen. Ich glaube nicht.“
FC Bayern: Blamage nach zehn Tagen Pause
Der 50-Jährige selbst habe sich im Vorfeld ein wenig verwirren lassen, wie er im Nachgang offenbarte: „Wir hatten eine Viererkette erwartet, es war auch eine Viererkette und auf dem Spielberichtsbogen sah es von den Namen her so aus wie eine Fünferkette. Da werden einem dann ganz kurz vor dem Spiel nach dem Aufwärmen zu viele Informationen gegeben und wir haben den Fokus weggebracht von dem, was wir eigentlich haben wollten.“
Besonders die erste halbe Stunde habe ihn dann gestört, der FC Bayern lag nach 36 Minuten bereits 0:3 zurück. „Wir müssen uns natürlich hinterfragen: Wieso haben wir das Spiel so begonnen? Die Bereitschaft, Giftigkeit und die Energie, die es benötigt, Auswärtsspiele zu gewinnen, waren mit Sicherheit nicht da.“ Auf der Pressekonferenz gab er dann aber auch an, wie sehr ihn der Auftritt nach dem Seitenwechsel wurmte: „Das war nicht auf dem Level, das wir alle von uns erwarten.“ Insgesamt habe das Team „nichts von dem, was wir uns vorgenommen haben, auf den Platz bekommen.“
Besonders gewurmt habe Tuchel dabei die vorangegangene Pause. Durch den schneebedingten Ausfall der Partie am vergangenen Spieltag gegen Union Berlin und der Pause unter der Woche aufgrund des DFB-Pokal-Ausscheidens gegen den 1. FC Saarbrücken hatten die Münchner im Dezember noch nicht ein Spiel absolviert.
„Wir wollten diese Pause auch nutzen, um wirklich giftig zu sein und früh zu attackieren und so weiter. Aber das haben wir definitiv nicht auf den Platz gebracht“, gestand sich Tuchel ein: „Wir hatten acht, neun Tage Zeit, um die Mannschaft vorzubereiten und wir waren definitiv nicht bereit.“
Besonders die Defensive scheint nicht die nötige Spielhärte gehabt zu haben: „Ja klar, bei fünf Toren ohne Abwehrfehler geht das nicht! Das hat sich heute durchgezogen und war unterm Strich zu viel. Wir sind knallhart bestraft worden.“
Tuchel: „Die Message kam nicht rüber“
Knallhart, denn der FC Bayern hatte nach Expected Goals gar die Überhand, die Eintracht lag bei lediglich 1,63 erwarteten Toren.
„Wir haben verdient verloren, aber es war ein bisschen ein kurioses Spiel: Ich glaube wir haben fünf Tore kassiert, von 1,5 xG – das heißt, Frankfurt hat wirklich das Allermeiste daraus gemacht. Aber auch, dass wir in Überzahl verteidigend Tore zugelassen haben.“
Dass Frankfurt dazu imstande war, sei der Mannschaft aber bereits zuvor klar gewesen: „Wir haben die Mannschaft mehrfach darauf hingewiesen, aber klar wir sitzen mit im Boot, die Message kam nicht rüber. Da müssen wir uns an die eigene Nase fassen. Es war unterm Strich nicht genug.“
Dem konnte sich Bayern-Urgestein Thomas Müller nur anschließen: „Eine Erklärung brauchen wir gar nicht!“
Ob Tuchel sich dementsprechend wütend, sauer oder angefasst gezeigt hätte, wollte der Oberbayer nicht verraten, er zeigte sich ungewohnt dünnhäutig: „Das bleibt intern! Du hast so viele Adjektive und Gefühlslagen reingebracht, irgendwas wird schon dabei gewesen sein. Aber sonst könnt ihr ja gleich in der Kabine filmen...“
Besonders die individuellen Fehler der Hintermannschaft hätten den Offensiv-Star, der selbst abermals nur eingewechselt wurde, gestört: „Da kam schon viel zusammen. Das hilft nicht, wenn du zurückkommen willst und dann noch individuelle Dinge passieren.“
Müller bemüht Pferde-Metapher
Doch wie es in seiner Fußballer-DNA verankert sei, heiße es nun, sich zu schütteln und weiterzumachen. Immerhin steht der FC Bayern weiterhin auf Tabellenrang zwei, kann von Leverkusen bei einem Spiel weniger maximal auf sechs Punkte distanziert werden.
„Wir werden zurückschlagen, wir werden zurückkommen. Es muss eine Reaktion folgen, da muss der Wut-Motor angehen. Wir dürfen aber nicht den Kopf verlieren, in Frankfurt kann es immer mal schwierig werden“, ordnete Müller die Situation ein.
„Unsere Fans haben einen Liedtext. Da geht es darum, dass wir zusammenstehen in Sieg und Niederlage. Wir wollen nicht, dass wir in der Liga ein Spiel verlieren. Aber es passiert. Über die Art und Weise können wir sprechen“, so der 34-Jährige.
Zum Abschluss bemühte der tierliebe Müller gar noch eine Metapher aus dem heimischen Stall: „Wir müssen auch dahingehen, wo es wehtut. Dann eben nicht ‚ein Pferd springt nur so hoch, wie es muss‘, sondern dann überspringen wir eben mal.“
Mit Blick auf das Duell mit Manchester United am Dienstag in der Champions League betonte Tuchel: „Wir müssen am Dienstag komplett anders auf dem Platz stehen. Wir können unter keinen Umständen auf diesem Niveau weiterspielen.“