Als wäre es nicht genug gewesen, sich auf dem Bierdeckel austanzen zu lassen, fiel Alphonso Davies am Ende der Aktion auch noch auf den Hosenboden.

Der 23-Jährige schlug vor Wut auf den Rasen, blickte fragend zu seinen Mitspielern. Was sich beim 1:5 in Frankfurt als Kollektiv-Versagen der ganzen Bayern-Hintermannschaft erwiesen hatte, war im Besonderen ein Sinnbild für die Situation des Kanadiers.

Davies, der nicht nur in dieser Szene (0:2 durch Dina Ebimbe) schlecht aussah und sich auch beim 1:0-Sieg in Manchester einige Fehler erlaubte (SPORT1-Note 4), ist nicht erst seit vergangenem Samstag das Sorgenkind der Bayern.

Real? Davies nicht abgeneigt

Wechselgerüchte pflastern den zuletzt holprigen Weg des Linksverteidigers; Real Madrid, das heißt es immer häufiger und immer deutlicher, wenn es um Davies‘ Zukunft geht – ganz gleich, wie sehr Trainer Thomas Tuchel oder Sportdirektor Christoph Freund bemüht sind, die Bedeutung des kanadischen Nationalspielers zu betonen.

Nach SPORT1-Informationen tendiert Davies tatsächlich zu einem Wechsel zu den Königlichen. Grund neben der sportlichen Herausforderung: sein für Bayern-Verhältnisse niedriges Gehalt, das bei unter zehn Millionen Euro pro Jahr liegen soll. Die letzte Gehaltserhöhung? Im Frühjahr 2020, bevor er beim Champions-League-Turnier in Lissabon halb Europa schwindlig spielte.

Damals brillierte Davies auf der linken Bayern-Seite wie seit David Alaba niemand mehr, und das nicht nur in der Königklasse. Auch in der Bundesliga zeigte er seine Klasse, trug unter Trainer Hansi Flick dazu bei, dass Bayern mit 13 Punkten Vorsprung Meister wurde.

Davies jetzt zweikampfschwach?

Angesichts früherer Leistungen liegt also der Verdacht nahe, dass Davies in seinen Leistungen abgebaut hat - ein Verdacht, den entsprechende Zahlen zu erhärten wissen.

Am auffälligsten: Davies‘ sinkende Torgefahr in der Bundesliga. War er 2019/20 noch an acht Toren direkt beteiligt (drei Treffer, fünf Assists), kam er in den Jahren darauf im Höchstfall auf fünf Scorerpunkte (2022/23). Davor waren es nur je drei (2020/21 und 2021/22).

Drei Assists hat Davies bereits jetzt auf dem Konto, allerdings datieren alle von den ersten beiden Spieltagen. Seitdem fallen seine Leistungen stetig ab, so auch seine Zweikampfquote.

Entschied Davies in dieser Bundesliga-Spielzeit immerhin 54 Prozent der Zweikämpfe für sich, waren es in Frankfurt zuletzt nur noch 46 Prozent. Die Konsequenz: Davies wurde zur Halbzeit ausgewechselt.

Dabei folgt dieser Abschwung einem länger anhaltenden Trend: 2019/20 führte der Verteidiger noch 27 Duelle pro 90 Minuten in der Bundesliga. In der aktuellen Spielzeit sind es nur noch 19.

Die geringere Intensität in Davies‘ Spiel mag auch dazu führen, dass sich kaum noch Großchancen für den Wirbelwind ergeben - präziser gesagt: keine einzige in dieser Saison, ebenso 2020/21. Zum Vergleich: 2019/20 hatte er noch vier Großchancen. 2021/22 war es eine - vergangene Spielzeit immerhin zwei.

Bayern-Trainer Tuchel hat Vertrauen

„Er spielt auf dem höchsten Niveau und hat noch Potenzial, sich weiterzuentwickeln. Deswegen bin ich entspannt und habe das Vertrauen in die Verantwortlichen im Klub“, hatte Tuchel jüngst noch gesagt - allerdings vor den Partien in Frankfurt und Manchester.

Ob Davies, dessen Vertrag im Sommer 2025 endet, sein Potential bei den Bayern tatsächlich wieder ausschöpfen kann und ob er bleibt, hängt maßgeblich von den kommenden Monaten ab - und davon, wie intensiv Real Madrid um die Dienste des Kanadiers zu werben bereit ist.

Davies-Verlängerung in München?

Nach SPORT1-Informationen will Bayern-Sportdirektor Freund noch in diesem Jahr eine klare Tendenz bei Davies - und zugleich das Pokerspiel mit Berater Nedal Huoseh beenden, der darum kämpft, seinen Klienten in die 15-Millionen-Riege emporzuheben.

Sollten Davies‘ Leistungen aber weiter schwanken, könnten sich auch die Bayern mit einer Verlängerung schwertun.