Eine Auswechslung zur Halbzeitpause? Alphonso Davies erlebte dies in seiner Zeit beim FC Bayern München in der Bundesliga erst zum dritten Mal. Der Kanadier zählt im Normalfall zu den Spielern, die von der ersten bis zur letzten Minute auf dem Feld stehen.
Er trieb Davies zur Verzweiflung
Beim 1:5-Debakel bei Eintracht Frankfurt sah sich Trainer Thomas Tuchel hingegen genötigt, den Linksaußen nach 45 Minuten vom Feld zu nehmen. Eine bittere Pille für „Phonzie“ - aber auch ein kleiner Ritterschlag für seinen stark aufspielenden Frankfurter Gegenspieler: Ansgar Knauff.
Knauff war gegen den FC Bayern schnellster Spieler
Schon nach wenigen Sekunden führte ein Ausrutscher Davies‘ zu einer ersten kleineren Chance durch den U21-Nationalspieler - es war ein Sinnbild für die weitere Partie, beziehungsweise ihre erste Hälfte.
Obwohl Davies keinesfalls völlig neben sich stand - 95 Prozent seiner Pässe kamen beim Mitspieler an, er gewann 67 Prozent seiner Zweikämpfe: Die von Knauff und Aurelio Buta beackerte rechte Seite bekam er zu keinem Zeitpunkt in den Griff. Frankfurts Trainer Dino Toppmöller stellte zufrieden fest: „Ansgar war in seinen Umschaltaktionen sehr gefährlich.“
Wenn der FC Bayern Probleme bekam, dann war Knauff nicht weit entfernt: Mit einer Top-Speed von 35,1 km/h war er der schnellste Mann auf dem Platz, bundesligaweit belegt er einen starken Platz 15 in diesem Ranking.
Davies-Auswechslung ein Ritterschlag für Knauff
Knauffs Leistung gegen Bayern war auch eine Bestätigung der Personalpolitik von Sportvorstand Markus Krösche, der den früheren Dortmunder vor der Saison nach 18 Monaten Leihe endgültig verpflichtete und mit einem Vertrag bis 2028 ausstattete.
Krösche glaubte auch nach einer schwierigen Saison an Knauff. Auch Toppmöller hielt an ihm fest, obwohl die Leistungskurve zuletzt wieder nach unten gezeigt hatte. Knauff zahlte zurück - mit einem Assist und einem Tor. Vor dem 2:0 erkannte Knauff die Situation und tauchte plötzlich auf dem linken Flügel auf, um sich gegen Min-Jae Kim zu behaupten und Junior Dina Ebimbe einzusetzen.
Der letzte Treffer eines historischen Eintracht-Tages gehörte dann Knauff höchstselbst, er netzte eiskalt und selbstbewusst mit dem Außenrist ein. Es waren seine Scorerpunkte 13 und 14 im 69. Pflichtspiel im Frankfurter Dress.
Aber: Knauff braucht mehr Konstanz
Für Knauff wird es nun darauf ankommen, Konstanz in seine Performance zu kommen. Der gebürtige Göttinger taucht noch zu häufig ab, seine Form zu oft Launen unterworfen. Er ist vor allem dann stark, wenn die großen Spiele anstehen: Traumtor gegen den FC Barcelona, Kopfballtreffer bei West Ham United, Vorlage in der Champions League bei Sporting Lissabon oder nun die Top-Leistung gegen den FC Bayern.
Der Weg zum Europa-League-Titel ist auch ganz eng mit dem Gewinner der silbernen Fritz-Walter-Medaille 2022 verbunden. Die Zusammenarbeit mit Toppmöller ist für Knauff ein Schlüssel für seinen persönlichen Aufschwung.
Er sagte zuletzt im SPORT1-Interview: „Er spricht häufig mit mir, wir machen viel individuelle Analyse.“ Davies bekam zu spüren, was ein Knauff in guter Verfassung ausrichten kann. Der gelungene Samstagnachmittag, er sollte ihm weiteren Auftrieb geben.