Als die Partie von Eintracht Frankfurt gegen Borussia Mönchengladbach schon verloren schien, dreht er auf. Niels Nkounkou kam 20 Minuten vor Abpfiff der Partie beim Stand von 0:1. Seinen beiden herausragenden Flanken war der nicht mehr für möglich gehaltene Last-Minute-Sieg der Hessen zu verdanken. Der Franzose wurde so ganz spät zum Matchwinner - und belohnte sich für seine aufsteigende Tendenz in den vergangenen Wochen.
Schließt er die Kostic-Lücke?
Eintracht hatte Transferzoff im Sommer
Rückblick: Im vergangenen Sommer kämpfte Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche wochenlang um Nkounkou. Der linke Schienenspieler stand bei Zweitligist Saint-Etienne unter Vertrag und wollte seinen Wechsel zur Eintracht erzwingen.
In der Vorbereitung gab er Ende Juli ein Interview in der L‘Equipe: „Ich habe es schon am letzten Liga-Spieltag und seitdem viele Male gesagt: Ich habe die Ambition, erstklassig zu spielen. [...] Einen Spieler gegen seinen Willen zu halten, ist meiner Meinung nach nicht richtig.“
Sportdirektor Loic Perrin konterte via Bild trocken: „Die Idee ist, Niels zu behalten.“ Es entwickelte sich ein Poker, der sehr zäh ablief. Beide Seiten wollten bei diesem Transferzoff nicht nachgeben. Erst am letzten Tag der Transferperiode, dem 1. September 2023, brachten die Frankfurter diesen Deal unter Dach und Fach und überwiesen 7,5 Millionen Euro an den französischen Traditionsklub.
Nkounkou erlebt erst Raketenstart - und fällt dann ab
Nkounkou erlebte zwei Tage nach seiner Ankunft einen Raketenstart, sein Traumtor brachte den späten Ausgleich gegen den 1. FC Köln. Danach fiel der 23-Jährige allerdings in ein Loch. Trainer Dino Toppmöller sah in Nkounkou zu Beginn eine Art Wundertüte. Es war nicht seriös prognostizierbar, in welche Richtung sein Weg gehen würde.
Beobachtern stellte sich trotz des Potenzials die Frage, ob er der für den Ballbesitzfußball benötigte Spielertyp ist. Nkounkou bringt mit seinem Tempo und seiner Wucht spannende Elemente mit. Taktisch wirkt der Franzose hier und da aber noch unausgereift, zu ungestüm.
Toppmöller kümmerte sich aber in den Trainingseinheiten intensiv um Nkounkou, erklärte und vermittelte ihm seine Vorstellungen. Er half ihm so peu à peu bei der Integration in neuer Umgebung.
Krösche lobt: „Positive Tendenz zuletzt gesehen“
Die Geduld zahlt sich inzwischen aus. Krösche stellte auf SPORT1-Nachfrage nach dem Erfolg gegen Gladbach erleichtert fest: „Wir haben die positive Tendenz zuletzt schon gesehen, es wurde immer besser. Niels gewöhnt sich an Spielweise und Intensität, er ist sukzessive ein kleines Stück nach vorne gekommen. Gegen Gladbach ist er super in die Partie reingekommen und hatte einen positiven Einfluss auf das Spiel.“
Die Steigerung war in den vergangenen Wochen in der Tat erkennbar. Nkounkou wirkte zwar nicht in jeder Aktion glücklich, hier und da streute er noch abenteuerliche Fehlpässe ein. Er hatte dabei auch das nötige Glück, die Gegner konnten diese Patzer nicht nutzen. Insgesamt akklimatisierte sich Nkounkou mehr und mehr, der Sprung aus der zweiten französischen Liga in die Bundesliga ist unbestritten ein großer, der etwas Zeit benötigt.
Wird Nkounkou der Kostic-Nachfolger?
Robin Koch, der als entscheidender Torschütze Nutznießer der Hereingabe war, lobte: „Bei uns ist jeder Mann extrem wichtig. Gerade gegen Ende hat man gemerkt, dass wir auf dem Zahnfleisch gehen. Da brauchst du jeden Spieler und da ist es egal, ob er in Topform ist oder nicht. Niels war diesmal extrem wichtig für uns.“
Für Nkounkou gilt es, die am 2. Januar startende Kurz-Vorbereitung zu nutzen. Gegen Gladbach konnte er im Duell mit Philipp Max Pluspunkte sammeln. Die Eintracht befindet sich seit August 2022 auf der Suche nach einem Nachfolger von Filip Kostic.
Ob Nkounkou irgendwann in diese großen Fußstapfen treten und diese Lücke schließen kann? Der letzte Akt im Jahr 2023 hat Mut gemacht.