Als Trainer des FC Bayern ist Julian Nagelsmann zum ersten Mal in seiner Karriere entlassen worden. Die Freistellung selbst hat den Bundestrainer weniger hart getroffen als die Begleitumstände.
Bayern-Aus: Das störte Nagelsmann
„Ich war im Nachgang nicht ganz so glücklich mit der Art und Weise. Das hat mich mehr beschäftigt als der tatsächliche Fakt, dass man im Fußball entlassen wird“, verriet der Coach im ZDF-Sportstudio. Bei den Bayern musste er im März seinen Hut nehmen, im September wurde er zum DFB-Trainer ernannt.
Seine Freistellung in München verlief kurios. Nagelsmann weilte zum Zeitpunkt der Entscheidung im Ski-Urlaub, von seinem Aus erfuhr er zuerst aus den Medien.
Nagelsmann: Dinge nicht richtig dargestellt
„Ich bin keiner, der da nachtritt“, sagte er am Samstagabend zwar. Aber: „Es wurden nicht alle Dinge richtig dargestellt. Der Ski-Urlaub war einfach genehmigt von meinem damaligen Chef (dem damaligen Sportvorstand Hasan Salihamidzic, Anm.).“
Er bewerte es aber generell als „normal und aus Klubsicht nicht verwerflich, wenn man dem aktuellen Trainer sagt: ‚Ich habe im Moment mehr Glauben an einen anderen Trainer. Das ist ein Argument, dass du gar nicht widerlegen kannst‘.“
Gleichzeitig sei die Begründung, die an die Öffentlichkeit getragen werde, ohnehin „nicht das alles Entscheidende. Das Gespräch, das du mit den Protagonisten führst, ist viel wichtiger. Da wünscht man sich immer, dass das optimal abläuft.“
Bei seiner Entlassung, die selbst von Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß im Nachgang öffentlich kritisiert wurde, war das nicht wirklich der Fall - wofür er aber auch Verständnis zeigte: „Mir ist bewusst, dass das aus Klubsicht und aus Trainersicht nicht immer eine ganz einfache Situation ist und das Wunschszenario nicht immer in die Realität umgesetzt werden kann.“
Nagelsmann spricht über Fehler beim FC Bayern
Er könne den Verantwortlichen in München weiter in die Augen schauen: „Ich bin ja ab und zu im Stadion und schaue mir Spiele an. Da treffe ich auch Uli (Hoeneß). Wir haben nicht über die Entlassung gesprochen, sondern eher über die aktuelle Situation, das aktuelle Spiel, das man sich anschaut.“
Generell wolle er nicht zu häufig auf die Zeit bei Bayern zurückschauen, sondern die Zukunft erfolgreicher gestalten. „Es waren ein paar Dinge in der Außendarstellung, die jetzt beim DFB nicht so zwingend passieren können, weil ich da nicht jeden Tag im Training bin“, meinte Nagelsmann.
Beim Rekordmeister sei mit einer klaren Mission beauftragt worden, „die wir dann auch gegen alle Widerstände durchsetzen wollten. Da wäre es ratsam gewesen, in der einen oder anderen Situation vielleicht einen Schritt zurück zu machen, auch ein Tick geduldiger zu sein, was die Entwicklung der Variabilität angeht.“
Er habe zwar nicht unzählige Fehler gemacht, aber es gebe „immer ein paar Dinge, die man im Nachgang besser machen kann, wo man sich Gedanken macht: Was hätte ich verändern können?“
In die Kritik geraten war Nagelsmann als Bayern-Trainer häufiger nicht nur wegen der Leistung seiner Mannschaft, sondern auch wegen seiner eigenen Außendarstellung. Woraus er gelernt habe: „Man hat schon gesehen, dass ich mich in den Interviews ein bisschen angepasst habe in gewissen Situationen.“
Generell sei wichtig gewesen, dass er nicht in ein „extrem tiefes Tal der Tränen“ gefallen sei: „Das passiert dem einen oder anderen Trainer, das hatte ich nicht. Ich habe schon versucht, zu reflektieren, was gut und was nicht gut gelaufen ist, um mich schnellstmöglich zu entwickeln.“