Neuer Trainer, neues Glück: Zwei Tage nach dem Rücktritt von Bo Svensson hat der FSV Mainz 05 unter Interimstrainer Jan Siewert nach saisonübergreifend 14 sieglosen Bundesliga-Spielen den dringend benötigten Befreiungsschlag gelandet. Die leidenschaftlich auftretenden Rheinhessen erkämpften sich am zehnten Spieltag ein 2:0 (0:0) gegen RB Leipzig, feierten den ersten Saisonsieg und verließen das Tabellenende.
Mainz-Überraschung nach Svensson-Aus
„Das ist ein Sieg für den Verein, für die Spieler, für den Staff und von meiner Seite: absolut für Bo Svensson“, freute sich Siewert bei Sky über seinen Traumeinstand. „Ich habe so vertrauensvoll mit ihm gearbeitet, so auf Augenhöhe. Ich wünsche ihm einfach alles Gute Gute und bin froh, dass wir das Ding heute gemeinschaftlich ziehen konnten.“ Mainz-Sportdirektor Martin Schmidt atmete nach dem emotionalen Trainerwechsel und dem ersten Saisonsieg kräftig durch: „Das ist der Effekt, den man sich erhofft, aber wenn man 14-mal nicht gewinnt, denkt man nicht, dass es ein Selbstläufer wird.“
Lee und Barreiro lassen Mainz jubeln
Während die Mainzer durch die Tore von Jae-Sung Lee (76.) und Leandro Barreiro (80., nach Videobeweis) ein wichtiges Lebenszeichen sendeten, kassierte Leipzig drei Tage nach dem Zweitrunden-Aus im DFB-Pokal als Titelverteidiger den nächsten Rückschlag. Schon am Dienstag sind die Sachsen wieder in der Champions League bei Roter Stern Belgrad gefordert.
„So ist Fußball, keine Ahnung, das zweite Mal in dieser Woche, was soll man sagen?“, ärgerte sich Leipzigs Xaver Schlager. „Wir können jetzt sagen: Wir sind dumm, weil wir in einen Konter laufen. Aber ich glaube, wir probieren alles. Wir haben halt das Problem, dass die Gegner gegen uns mit elf Mann verteidigen und einfach irgendwie beten und hoffen, und dann gelingt irgendwas.“ Kevin Kampl fügte hinzu: „Ergebnistechnisch ist das eine Scheißwoche für uns gerade!“
Mainz hatte turbulente Tage hinter sich. Am Donnerstag war FSV-Urgestein Svensson nach dem schwächsten Saisonstart der Vereinsgeschichte und dem Pokal-Aus als Trainer zurückgetreten, der bisherige U23-Coach Siewert übernahm „bis auf Weiteres“.
Dazu kam der andauernde Wirbel um Stürmer Anwar El Ghazi, gegen den mittlerweile die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz wegen des Anfangsverdachts der Volksverhetzung ermittelt. Am Freitag kündigte Mainz El Ghazis Vertrag fristlos.
Rheinhessen ziehen Leipzig den Zahn
„Bos Wunsch war, dass wir gegen Leipzig ein besonderes Spiel abliefern“, sagte Sportvorstand Christian Heidel: „Das ist das größte Geschenk, das wir ihm machen können.“ Und den Mainzern war der Wille anzumerken. Sie gingen giftig in die Zweikämpfe und ließen die Leipziger trotz deren Ballbesitzvorteilen nicht zur Entfaltung kommen.
Die Partie spielte sich deshalb anfangs nur zwischen den Strafräumen ab, erstmals ansatzweise gefährlich wurde es durch RB-Stürmer Christoph Baumgartner (20./25.). In der harmlosen Offensive der Gastgeber wurde der verletzte Brajan Gruda, einziger Lichtblick der vergangenen Wochen, schmerzlich vermisst. Auch Leipzig fiel wenig bis nichts ein, beide Torhüter erlebten eine entspannte erste Hälfte.
Nach dem Seitenwechsel war direkt mehr Feuer drin, da nun auch Mainz mehr wagte. Lee (47.) brachte den ersten Schuss der 05er aufs Leipziger Tor, wenn auch zu harmlos. Erstmals brenzlig wurde es, als Xavi Simons (58.) aus der Distanz abzog, Mainz-Torwart Robin Zentner parierte stark.
Leipzig erhöhte die Schlagzahl immer mehr, Mainz nutzte die Verwirrung um einen vermeintlichen Leipziger Eckball zum schnellen Gegenstoß, Dominik Kohr (66.) verpasste das 1:0 nur knapp.
In der Folge drängte RB auf den Sieg, Mainz kam aber immer wieder zu gefährlichen Kontern - einen vollendete Lee mustergültig per Flugkopfball nach starker Vorarbeit von Karim Onisiwo, wenig später legte Barreiro per Kopf nach.