Am Samstag hatte Lothar Matthäus die Wut von Thomas Tuchel so richtig zu spüren bekommen.
Tuchel-Kritik: Jetzt spricht Matthäus!
„Lothar weiß es bestimmt, und wenn der es nicht weiß, weiß es der Didi“, hatte der Trainer des FC Bayern unmittelbar nach dem Topspiel der Bundesliga bei Borussia Dortmund (4:0) in beißender Ironie auf die vorangegangene Kritik des Rekordnationalspielers und heutigen TV-Experten reagiert - wie auch auf die von dessen Sky-Kollegen Dietmar Hamann.
Auf eine weitere Diskussion mit Matthäus ließ sich Tuchel gar nicht erst ein - und ließ den 62-Jährigen schließlich einfach stehen.
Matthäus: „Tuchel natürlich unter Druck und enttäuscht“
Matthäus nahm es gelassen - und blieb auf SPORT1-Nachfrage auch am Sonntag entspannt.
Tuchel stehe „natürlich unter Druck und ist enttäuscht über das Ergebnis am letzten Mittwoch (Aus im DFB-Pokal gegen Saarbrücken, Anm d. Red.)“, sagte Matthäus: „Ich habe in den letzten sieben Monaten jetzt nicht wesentliche Schritte gesehen, die besser oder anders gemacht worden sind - und das habe ich gesagt.“
Der Weltmeister von 1990 wollte keineswegs an den Ergebnissen der Bayern rütteln (“Zehn Spiele, 26 Punkte, das ist eine gute Bilanz“) - und auch ein Ausrutscher im Pokal könne „immer passieren“.
„Er war selbst enttäuscht über die Niederlage, das kann ich verstehen. Ich habe selbst mal in Vestenbergsgreuth gegen einen Drittligisten im Pokal verloren. Ich weiß also, wie sich das anfühlt. Das gehört eben zum Sport dazu: nicht nur die Siege feiern, sondern auch mit Niederlagen umzugehen.“
„Habe als Experte das Recht, so etwas zu sagen“
Dennoch legt Matthäus bei SPORT1 den Finger weiter in die Wunde: „Was ich kritisiert habe, war, wie die Ergebnisse zustande gekommen sind. Da hat mir diese Souveränität und Qualität, die gegen Dortmund gezeigt wurde, häufig gefehlt.“
In der Champions League zuletzt habe die Mannschaft gegen Galatasaray Istanbul (3:1) „70 Minuten nur in der Defensive gestanden, das ist eben nicht Bayern München - und ich glaube, als Experte habe ich das Recht, so etwas zu sagen.“
Matthäus fügte an: „Wenn das bei Thomas Tuchel falsch angekommen ist, dann ist das seine Sache, wie er damit umgeht. Ich bin früher häufiger kritisiert worden, sowohl als Spieler als auch als Trainer. Ich habe dann zweimal geschluckt und versucht, es im nächsten Spiel besser zu machen.“
Was positiv sei: „Die Mannschaft hat in Dortmund etwas auf dem Platz gezeigt, eine Reaktion - und für uns als ehemalige Spieler, die bei dem Verein auch innerlich dabei sind, war das die richtige Antwort. Daran werden sie jetzt gemessen.“
Matthäus: „Können auch ein Bier miteinander trinken“
Dass der FCB-Coach ihm gegenüber nun grollte, will Matthäus ohnehin nicht überbewerten: „Thomas Tuchel beruhigt sich da ganz sicher auch wieder.“
Einem Treffen mit Tuchel inklusive Versöhnungsdrink wie beispielsweise einem Gin Tonic, der Tuchel nach Abpfiff in Dortmund vorgeschlagen wurde, würde er sich keineswegs verweigern: „Da habe ich doch gar kein Problem! Wir können auch ein Bier miteinander trinken.“