Wenn die Verantwortlichen von Eintracht Frankfurt über Makoto Hasebe sprechen, dann ist der Respekt stets gewaltig. Kein Wunder: Seitdem der 39-Jährige im Sommer 2014 in der Mainmetropole anheuerte, ging es mit einer Ausnahme stetig bergauf.
Wird diese Legende in Rente geschickt?
Ob beim Sieg in der Bundesliga-Relegation in Nürnberg, im DFB-Pokal gegen den FC Bayern München oder in der Europa League gegen die Glasgow Rangers: Hasebe war immer ein wichtiger Faktor.
Unter dem neuen Trainer Dino Toppmöller hat sich an dieser Rolle beim Tabellensiebten jedoch etwas geändert.
Toppmöller hat die Viererkette eingeführt – ohne Hasebe
In der ersten Pokal-Runde in Leipzig setzte der Coach noch auf die Dienste des Japaners, der seine große Stärke Spielaufbau gegen einen Underdog weiterhin einbringen kann. Doch anschließend führte in dieser Saison bislang kein Weg mehr an der Dreierkette mit Robin Koch, Willian Pacho und Tuta vorbei.
Und der Taktik-Kniff von Toppmöller findet ebenfalls ohne Hasebe statt. Der Eintracht-Coach lässt das Team mit der in Frankfurt lange kritisch beäugten Viererkette auflaufen. Während der Partien wechselt das System zwar häufiger zwischen Dreier-, Vierer- und Fünferkette. Doch das Grundgerüst geht mehr und mehr zu einem 4-2-3-1. Die Gegner haben sich darauf bisher noch nicht einstellen können.
Abwehrchef ist Aushilfs-Kapitän Koch, Pacho agiert als Abräumer und Tuta als Dirigent. Über ihn sagte Toppmöller zuletzt auf SPORT1-Nachfrage: „Er ist extrem wichtig, weil er in der Dreierkette und auf der Außenverteidigerposition agieren kann. Tuta hat eine sehr hohe Spielintelligenz. Er weiß, in welchen Räumen er zu agieren hat. Das gibt uns die Möglichkeit, zu variieren und zu entscheiden, aus welchem System wir aufbauen.“
Wenn dann in der Conference League rotiert wird, rückt zunächst Hrvoje Smolcic in die Abwehrkette. Das alles hat nichts mit mangelndem Respekt vor Hasebe zu tun. Im Gegenteil: Er hat Legendenstatus in Frankfurt! Ob Trainer, Mitspieler oder Vorstandsbosse - sie alle schwärmen von dessen Lebens- und Führungsstil.
Hasebe ist ältester Bundesligaspieler von Eintracht Frankfurt
Und auch bei den Fans ist der „Hase“, wie er liebevoll genannt wird, sehr beliebt. Hasebe geht in jeder Trainingseinheit voran, trägt das Tor, absolviert auch die Aufwärmübungen mit größtmöglichem Eifer.
Im Duden könnte neben dem Begriff Vorbild ein Bild von Hasebe platziert sein. Er führt die Talente mit seiner natürlichen Aura, gibt ihnen Ratschläge. Bei der Eintracht wissen alle, dass sie sich stets auf Hasebe, der eine Trainerkarriere anstrebt, verlassen und von ihm lernen können.
Nicht umsonst gab ihm Sportvorstand Markus Krösche zuletzt im Gespräch mit Sport Bild einen Freifahrtschein. Hasebe selbst dürfe entscheiden, ob er noch ein Jahr dranhänge. Angesichts der aktuellen Entwicklung ist eine Fortsetzung der Profikarriere jedoch immer schwerer vorstellbar.
Er hat zum Start der neuen Saison sofort einen Rekord aufgestellt. Nach seiner Einwechslung am ersten Spieltag gegen Darmstadt 98 etwa stieg er zum ältesten Bundesligaspieler der Eintracht-Historie auf und verdrängte Torhüter Uli Stein vom Thron.
Krösches Transferpolitik ein Faktor für Hasebes Bankplatz
Wenn die Rückrunde Mitte Januar startet, wird Hasebe 40 Jahre alt. Toppmöller wird auch dann noch Möglichkeiten suchen, ihn einzusetzen.
Doch einen Stammplatz wie unter Vorgänger Oliver Glasner, als er im ersten Halbjahr 2023 in 18 von 25 Pflichtspielen in der Startelf stand? Das ist kaum noch vorstellbar und nach diesem gewaltigen Umbruch bei der Eintracht auch nicht mehr gewollt.
Neben der taktischen Umstellung und neu gewonnenen Stabilität - neun Gegentore bedeuten die zweitbeste Defensive der Liga - ist die kluge Transferpolitik ein weiterer gewichtiger Grund dafür, dass Hasebe inzwischen Zuschauer ist.
Eintracht will Abwehr weiter verstärken
Und nach SPORT1-Informationen ist nicht auszuschließen, dass die Abwehr im Winter weiter verstärkt wird.
Die Rente winkt also nach 17 Jahren Bundesliga bei Wolfsburg, Nürnberg und Frankfurt. Sicher ist das natürlich noch nicht! Die endgültige Entscheidung darüber wird Hasebe im Frühjahr treffen.
Er wird auch dann wieder auf seinen Körper hören und abwägen, ob er der Mannschaft sportlich helfen kann. Gedanken über seine Zukunft muss er sich nicht weiter machen, die ist bei der Eintracht geregelt.
Hasebes Vertrag läuft bis 2027, er soll eine Funktion im Trainerteam übernehmen. Möglicherweise wächst er schon in dieser Saison peu à peu in diese Rolle rein