„Das Seuchenjahr des Jonathan Burkardt“ lautete die Headline von SPORT1 am 11. Februar 2023. Selbst zu diesem Zeitpunkt war noch nicht absehbar, wie lange der Angreifer in Reihen von Mainz 05 noch ausfallen würde.
Das Ende von 378 Tagen Leidenszeit
Nachdem Trainer Jan Siewert am Freitagnachmittag bei der Pressekonferenz mit Blick auf das Duell bei der TSG Hoffenheim verkündet hatte, dass Burkardt endlich wieder ein Kandidat für den Kader sei, war es am Sonntag tatsächlich so weit. Und nicht nur das: Der Angreifer durfte sogar in der 73. Minute aufs Feld.
„Das war unglaublich, wieder mit der Mannschaft hier zu stehen. Es war so ein langer Weg und ich bin einfach nur glücklich“, sagte Burkardt nach dem 1:1 bei DAZN, nachdem es nach Abpfiff eine emotionale Umarmung unter Tränen mit seiner Freundin gegeben hatte.
„Die Fans wissen, dass ich eine lange und schwierige Phase hinter mir habe. Ich bin so dankbar, dass meine Freundin und Familie mit dabei waren. Es war ein wunderbarer Moment, auch wenn es nur zu einem Punkt gereicht hat.“
Eine Zeit voller Rückschläge für Mainz-Stürmer Burkardt
Es war die Rückkehr des 23-Jährigen nach 378 Tagen Leidenszeit.
Vor Beginn der Winter-Weltmeisterschaft in Katar stand Burkardt gegen Eintracht Frankfurt auf dem Platz. Der Angreifer erzielte am 13. November 2022 gar noch die Führung im Rhein-Main-Duell. Die Partie endete für ihn nach 72 Minuten. Der Grund: eine Knieverletzung.
Eine im Dezember 2022 in München durchgeführte Operation führte nicht zur Heilung einer mysteriösen Verletzung. Der Plan war eine sechswöchige Pause – doch obwohl der Eingriff erfolgreich war, gab es kein Comeback.
Im Februar dieses Jahres verkündete Mainz dann, dass das „erlittene und weiterhin vorhandene Knochenmarködem im Bereich des linken Knies die medizinische Abteilung und Jonathan Burkardt dazu veranlasst hat, den Belastungsaufbau zu reduzieren und dem Heilungsverlauf anzupassen“.
Der Erfolg dieser Maßnahme? Er blieb aus.
Burkardt-Rückkehr „die beste Nachricht seit 2.900 Tagen“
Im Mai gab es stattdessen den nächsten Rückschlag: Erneute Knie-Operation, die diesmal in Innsbruck durchgeführt wurde. Und wieder eine Pause, vier Monate lang. Die Leidenszeit setzte sich endlos fort. Statt die tolle Entwicklung fortzusetzen, musste sich Burkardt mühsam zurückarbeiten. Die Belohnung dafür folgte nun.
Siewert stellte deshalb schon vor der Partie fest: „Das ist die beste Nachricht seit 2.900 Tagen.“ In der Tat liegt eine Zeit voller persönlicher Tragödien hinter Burkardt, der zwischenzeitlich mit der A-Nationalmannschaft in Verbindung gebracht wurde.
Dabei war er in der Saison 2021/22 unter Ex-Coach Bo Svensson auf dem Weg zum großen Durchbruch: 34 Ligaspiele, elf Tore, drei Vorlagen. Burkardt verbindet Schnelligkeit, Schusskraft und Schnörkellosigkeit. Ein solcher Typ Angreifer täte auch dem aktuellen Bundestrainer Julian Nagelsmann durchaus gut...
Mainz hat viele Probleme in der Offensive
Seine Rückkehr sehnte Mainz förmlich herbei. Zwölf Tore nach zwölf Partien sind ein Faktor für die Krise der Rheinhessen. Kein Profi hat mehr als zwei Treffer erzielen können, vor allem Stoßstürmer Ludovic Ajorque enttäuscht auf ganzer Linie (ein Tor).
Ob Burkardt die Soforthilfe wird, mit der kaum noch einer gerechnet hat? „Mein Gefühl war, der kriegt heute einen Querpass und entscheidet das. Das wäre natürlich eine runde Sache gewesen“, sagte der Mainzer Interimscoach Jan Siewert.
Das Gefühl bestätigte sich zwar nicht ganz - aber die ersten Minuten auf dem Feld, sie werden so etwas wie der Start einer zweiten Karriere.