Dass der FC Bayern über eine Rückholaktion von Jérôme Boateng nachdachte, sorgte für ordentlich Gesprächsstoff in Fußball-Deutschland.
Tuchel mit Boateng-Andeutung
Der Rekordmeister wird nun ohne den ehemaligen Nationalspieler fortfahren - und Trainer Thomas Tuchel ließ durchblicken, dass er wohl anders entschieden hätte. Vor dem Sonntagsspiel des FC Bayern gegen den SC Freiburg äußerte sich der Coach bei DAZN: „Es war nicht nur eine sportliche Entscheidung.“
Man habe bereits im Pokal gegen Preußen Münster und auch in der Champions League gegen Kopenhagen zwei freie Kaderplätze gehabt, das sei „auf jeden Fall nicht ideal“: „Wir haben die Gesamtsituation nochmal analysiert. Dann war es auch eine Entscheidung vom Verein und die muss man dann auch so akzeptieren.“
„Abgewogen, was das Beste für den FC Bayern ist“
Christoph Freund, neu einberufener Sportdirektor, erklärte unmittelbar zuvor bereits, wie die Entscheidungsfindung ausgesehen habe: „Der Thomas, Jan Dreesen und ich haben das gemeinsam entschieden. Natürlich haben wir im Zusammenhang aller Aspekte abgewogen, was das Beste für den FC Bayern ist.“
Dabei habe sich eine zuvor angespannte Personallage plötzlich erübrigt: „Nachdem sich vor zehn Tagen die Situation wie folgt dargestellt hat, dass wir keinen Innenverteidiger mehr hatten, haben wir uns entschieden, dass wir uns den Jérôme anschauen wollen. Jetzt hat sich die Situation gebessert, es sieht aus als hätten wir nach der Länderspielpause wieder alle drei zurück.“
So spielten Kim Min-Jae und Dayot Upamecano bereits von Beginn an gegen Freiburg, Matthijs de Ligt soll in wenigen Wochen wieder zur Verfügung stehen. „Darum haben wir gemeinsam entschieden, dass wir von einer Verpflichtung Abstand nehmen“, so Freund, der mit einem klaren Statement schloss.
„Ich möchte auch noch einmal sagen, das ist ganz wichtig für den FC Bayern und auch für mich persönlich, die Werte des FC Bayern hochzuhalten! Was jetzt auch immer wieder berichtet wurde: häusliche Gewalt, Gewalt gegen irgendwen anderen, oder auch gegen Kinder, ganz egal - das sind Werte für uns, die nicht zu tolerieren sind. Da gibt es auch keine Akzeptanz!“
Bundesliga: Ballack mit Ansage an FC Bayern
Zuvor hatten beim Samstagabendspiel Bremen-Fans ein Banner mit der Aufschrift: „Gewalt gegen Frauen ist keine Privatsache. Halt‘s Maul, Christoph Freund“ hochgehalten und damit auf ein Zitat des Österreichers angespielt, der sich vor einer möglichen Verpflichtung Boatengs rein auf das Sportliche konzentrieren wollte und die gerichtlichen Vorgänge als „Privatsache“ abtat.
DAZN-Experte und selbst ehemaliger Nationalspieler, Michael Ballack, forderte den FC Bayern auf, mehr auf ebenjene zu achten: „Es ist ganz wichtig für den FC Bayern, dass man in die öffentliche Meinung hineinhorcht. Aber bei den Werten, die man selbst vorgibt, spielen die Fans eine große Rolle, die das auch schon kritisch gesehen haben.“