Frisch geduscht und mit Kopfhörern im Ohr dampfte Manu Koné schon 20 Minuten nach dem Schlusspfiff ab. Potenziellen Gesprächen ging der hochtalentierte Franzose lieber aus dem Weg, wollte stattdessen nur noch weg, schnell rein in den Mannschaftsbus. Beim desolaten Derby-Auftritt der Gladbacher in Köln (1:3) war er der große Unglücksrabe.
Unglücksrabe statt Hoffnungsträger
Und zwar von Anfang bis Ende. Gerade einmal sieben Minuten waren gespielt, da bekam Koné einen satten Schuss von Luca Waldschmidt aus kurzer Distanz an den abgespreizten Arm. Weil der Youngster dabei auf der Linie des Sechzehners stand, gab es folgerichtig den Elfmeter für den „Effzeh“. Florian Kainz nahm das Geschenk dankend an - und knallte den Ball scharf sowie hoch ins rechte Eck.
Knüppeldick kam es später. Konés Arbeitstag, der bei seinem zweiten Startelf-Einsatz dieser Spielzeit kaum Akzente setzen konnte, endete in der 70. Minute nämlich abrupt. An der Seitenlinie hatte sich der Mittelfeldspieler zu einer riskanten Grätsche gegen Dejan Ljubičić hinreißen lassen, traf den Kölner mit voller Wucht am Knöchel. Schiedsrichter Deniz Aytekin zeigte zunächst die Gelbe Karte, korrigierte seine Entscheidung aber nach Rücksprache mit dem VAR und Ansicht der Bilder.
Sofort wusste der 22-Jährige, was ihm blüht und schlich schon mit hängendem Kopf in die Kabine, ehe er überhaupt den Platzverweis von Aytekin sah. Da hatten die Gladbacher, die lange kaum Widerstand leisteten und die Partie merkwürdig teilnahmslos über sich ergehen ließen, gerade erst den schmeichelhaften Ausgleich erzielt. Die Überzahl nutzte Köln danach eiskalt aus, machte den ersten Saisonsieg in der Schlussphase perfekt.
Koné-Platzverweis „eine ganz klare Sache“
„Der Spieler weiß selber, dass er da eigentlich den Ball spielen wollte, aber viel zu spät kommt und das Standbein trifft. Mit den TV-Bildern ist es eine ganz klare Sache. Der Spieler hat gar nicht reklamiert und sofort anerkannt, dass er da zu spät kommt. Es ist ärgerlich für uns und auch für den Spieler, der es natürlich bereut“, kommentierte Borussia-Coach Gerardo Seoane die Schlüsselszene.
Sportdirektor Roland Virkus betonte, dass die Begegnung „mit dieser Roten Karte entschieden war“ und fügte hinzu, dass der rheinische Erzrivale am Ende „völlig verdient“ gewonnen hat. Doch auch er wollte Koné, dessen Vertrag bei den Fohlen erst kürzlich dank einer Option bis 2026 verlängert wurde, nicht an den Pranger stellen. Immerhin gab der Franzose wegen einer langwierigen Knieverletzung erst Ende September sein Saison-Debüt.
„Er ist noch jung und zuletzt lange ausgefallen. Du brauchst einen gewissen Rhythmus, um dann wieder in deine Qualitäten zu kommen. Deswegen hat er heute von Anfang an gespielt, weil er einfach wieder in den Rhythmus kommen muss. Manu ist ein sehr wichtiger Spieler für uns“, sagte der völlig enttäuschte Virkus.
Spielt Koné nur wegen der Verletzung noch in Gladbach?
Ein wichtiger Spieler, auf den Seoane nun erst einmal verzichten muss. Mindestens beim kommenden Bundesliga-Match gegen den 1. FC Heidenheim. Für das hinsichtlich der Leistungen sowieso sehr schwankende Gladbacher Spiel ist das der nächste herbe Rückschlag.
Wie Virkus bereits Mitte August im STAHLWERK Doppelpass schilderte, sei Koné schließlich ein „zweikampfstark und ein intelligenter Spieler“ und wichtig für die „Balance und Stabilität“. Wenig verwunderlich führt er auch mit ganz weitem Abstand die Marktwert-Tabelle der Borussia an. Dieser wird zurzeit auf 40 Millionen Euro taxiert - eine bedeutsame und fest eingeplante Einnahmequelle für den Verein. Längst steht das Top-Talent mit namhaften Vereinen in Verbindung, Bayern München und der FC Liverpool sollen sich unter anderem mit ihm beschäftigen.
Dass es nicht schon im vergangenen Sommer zu einem Transfer kam, lag wohl in erster Linie an Konés langer Verletzung. Doch die führte auch dazu, dass er unter Seoane plötzlich gar nicht mehr zwangsläufig gesetzt ist. Bei seinem Comeback nach dreimonatiger Pause stand Koné gegen RB Leipzig (0:1) noch in der Startelf. Beim folgenden Spiel gegen Bochum (3:1) hockte er dann aber 90 Minuten draußen, gegen Mainz (2:2) reichte es nur zu einem Joker-Einsatz.
Eigenwerbung kann Koné nach seinem Derby-Albtraum erstmal wieder nicht betreiben. Hinzu kommt: Sollten ihm Kapitän Julian Weigl, Rocco Reitz oder Florian Neuhaus nun nachhaltig den Rang in der Schaltzentrale ablaufen, würde für ihn kaum mehr ein Top-Klub tief in die Tasche greifen - und der für Gladbach eigentlich so wichtige Verkaufswert bald sinken.