Am Samstagnachmittag gab es die wohl schönste Nachricht für die Familie Götze: Das zweite Kind kam vor dem Anpfiff der Auswärtspartie von Eintracht Frankfurt bei der TSG Hoffenheim zur Welt. Das Interesse an dieser Personalie war so groß, dass bei der Spieltags-Pressekonferenz am vergangenen Donnerstag über die Hälfte der Zeit über diese Frage gesprochen wurde. Es herrscht Klarheit, die Freude bei Mario Götze ist dementsprechend groß.
Eintracht stellt die Götze-Frage
Noch hinkt Götze dem eigenen Anspruch hinterher
Kann der zweifache Familienvater nach diesem freudigen Ereignis auf dem Platz wieder zu seiner Topform zurückfinden? Die Saison 2023/24 verlief bislang noch nicht nach Wunsch. Ein Tor im Pokal und zwei Vorlagen in der Conference League entsprechen nicht den Ansprüchen, die er an sich selbst stellt. Götze sagte vor der Saison im Trainingslager in Windischgarsten: „Ich möchte mehr Verantwortung übernehmen. Ich will vorneweg gehen.“ Das ist ihm noch nicht gelungen.
Kurz vor Beginn der aktuell laufenden Saison fragte SPORT1 Trainer Dino Toppmöller, was er sich vom 31-Jährigen erhofft: „Es dürfen gerne mehr Tore als Gelbe Karten sein. Ich erwarte von ihm, dass er torgefährlicher wird.“ In der Bundesliga steht es diesbezüglich 2:0 – Verwarnung und Platzverweis hat Götze bereits auf dem Konto, Tore und Assists noch nicht. Eine magere Zwischenbilanz nach inzwischen acht Spieltagen.
Götze litt unter dem Abgang der Megaoffensive
Bei dem Spielmacher kamen in den vergangenen Monaten viele Dinge zusammen. Götze wird auf dem Feld sehr hart angegangen, häufig gefoult. Die Schiedsrichterentscheidungen bringen ihn teilweise auf die Palme, er kann sich dann kaum noch beruhigen.
Zudem hat der Deadlineday bei ihm Spuren hinterlassen. Als die Eintracht vor zwölf Monaten über die Gegner fegte, hatte er die Megaoffensive Randal Kolo Muani, Jesper Lindström und vor allem Daichi Kamada um sich herum.
Der Weggang des Japaners in Richtung Lazio Rom hat Götze sehr wehgetan. Nach SPORT1-Informationen hoffte er Anfang Juli, als Kamada noch vertragslos war, auf dessen Rückkehr. Möglicherweise haderte der Weltmeister von 2014 etwas zu lange mit dem Umbruch und dem Last-Minute-Weggang von Kolo Muani.
Konkurrenz von Götze hat sich ins Rampenlicht gespielt
Das Fehlen von Götze haben seine Konkurrenten jedenfalls für sich genutzt und sich ins Rampenlicht gespielt. Farés Chaibi sammelte in Hoffenheim seine ersten beide Assists, Ansgar Knauff traf zum zweiten Mal, Omar Marmoush hat sich schon jetzt unersetzlich gemacht. Die neuformierte Offensive findet immer besser in Fahrt, traf fünfmal in den vergangenen beiden Partien.
Mit Götze auf dem Platz jubelte das Team erst viermal. Die Rate der „Expected Goals“ ging ebenfalls extrem nach oben, gegen Hoffenheim stand erstmals die Zahl 2 ganz vorne.
Und dann gibt es Top-Talent Hugo Larsson! Der 19 Jahre alte Schwede hat sich auf der Achterposition schneller entwickelt als von allen Verantwortlichen angenommen. Ursprünglich war der Plan, ihn bis zum Winter in Startelf-Verfassung zu bekommen. Larsson hat schon viel früher den Blinker gesetzt und sich auf die Überholspur begeben. Selbst Junior Dina Ebimbe leidet darunter und kommt aktuell nicht an ihm vorbei.
Krösche setzt bei Eintracht-Star Götze auf den Faktor Erfahrung
Was also passiert mit Götze, der zuletzt im Interview bei RTL seine Sympathie für die MLS zur Sprache brachte? Eintracht-Macher Markus Krösche wehrte bei Bild entschieden ab, dass es zu einer schnellen Trennung im Frühjahr kommen könnte: „Ich weiß nicht, warum wir darüber spekulieren. Es gibt keine Anzeichen dafür. Daher ist das hypothetisch. Mario fühlt sich wohl in Frankfurt, sie haben jetzt ihr zweites Kind erhalten.“
Krösche weiß, wie sensibel und wichtig dieses Thema ist. Als Götze seinen Kontrakt einen Tag vor dem Pokalfinale gegen Leipzig bis 2026 verlängerte, war der Jubel im Umfeld noch groß. Allerdings war die Dimension der Kaderveränderungen damals noch nicht vollumfänglich absehbar.
Krösche stellte sich dennoch klar hinter Götze: „Mario kann uns mit seiner Erfahrung etwas mitgeben. Das betrifft nicht nur die fußballerische, sondern auch die menschliche Ebene. Wir freuen uns, wenn er wieder zurückkehrt.“ Bei diesem jungen Kader kann es zu Formschwankungen kommen. Gerade dann wird Götze wichtig.
Toppmöller kündigte schon an: „Wir werden jeden Spieler benötigen“
Der Sportvorstand prophezeite: „Er wird großen Anteil an der Art und Weise haben, wie wir Fußball spielen wollen.“ Toppmöller sagte bereits vor einigen Tagen: „Wir werden jeden Spieler benötigen.“ Die kommenden Wochen werden anstrengend für die Eintracht, bis zur nächsten Länderspielpause warten noch sechs Pflichtspiele in allen drei Wettbewerben. Rotation steht also auf dem Programm.
Götze wird dafür um seine Minuten kämpfen müssen. Einen Freifahrtschein wird es für den Ausnahmekönner, der am fünften Spieltag gegen den SC Freiburg (0:0) zu Beginn auf der Bank Platz nahm, nicht geben. Bei Toppmöller zählt das Leistungsprinzip. Götze deshalb jetzt schon abzuschreiben? Dafür ist es viel zu früh!
Möglicherweise kann ihn Toppmöller auf die Achterposition zurückziehen und dort dringend benötigtes Selbstvertrauen tanken lassen. Vielleicht ja schon gegen Helsinki am Donnerstagabend in der Conference League? Die Entwicklung rund um den Star – es gilt, sie genauestens zu beobachten.